Das Duell zwischen dem ungeschlagenen 1. FC Köln und dem fulminanten Aufsteiger Leipzig ist rein sportlich schon brisant genug. Die traditionsversessenen Fans der Kölner machen den "Klassenkampf" gegen die Sachsen aber zum Politikum.
Das auf der offiziellen Klub-Homepage des 1. FC Köln veröffentlichte Schriftstück zählt 800 Wörter, enthält kein einziges Mal den Namen des Gegners und ist dennoch eine offene Kampfansage der Fans an ein verhasstes System: "Der FC spielt nicht Fußball, um damit die Marke seiner Eigentümer emotional aufzuladen oder den Lebenstraum eines Mäzens zu erfüllen", heißt es da. Schöne Grüße aus der Domstadt an den "Klassenfeind" vor dem Bundesliga-Spiel gegen RB Leipzig am Sonntag (17.30 Uhr), das auch ohne Nebenschauplätze schon brisant genug wäre.
Wenn die bislang so stark aufspielenden Kölner den ebenfalls noch ungeschlagenen Aufsteiger aus Sachsen empfangen, setzen sich die ligaweiten Fanproteste gegen die als Marketinginstrument eines Brause-Herstellers verschrienen Leipziger fort. Diesmal sogar vom betreffenden Verein selbst über den eigenen Web-Auftritt transportiert - wenngleich das Statement der Kölner "AG Fankultur" zwar pathetisch, aber auch sachlich ausfällt.
"Unser Geißbock Hennes war schon in der ganzen Welt berühmt, als Getränkehersteller noch keine Eventagenturen waren. Wir als Fans des 1. FC Köln möchten, dass (...) sportlicher Wettbewerb herrscht, der nicht verzerrt wird, weil manche Regeln nicht für alle gelten", schrieben die Kölner Anhänger. Auf einen Boykott der Begegnung verzichten sie allerdings, während des Spiels soll sich der Protest im sportlich-legalen Rahmen bewegen.
Timo Werner: "Wir haben eine ganze Menge im Tank"
"Wir sind guter Dinge, dass alles auf einer konstruktiven Ebene abläuft", sagte Fankultur-Chef Thomas Schönig dem Express. Pikanterweise steigt das Leipzig-Spiel unmittelbar nach dem Urteil des Bundesgerichtshofes, dass Fußball-Klubs Fans für verhängte Strafen in Regress nehmen können - der Prozess beruhte auf dem Fall eines Kölner Fans, der sieben Zuschauer mit einem Knallkörper verletzt hatte.
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Allerdings lässt es sich der FC nicht nehmen, selbst gegen die Roten Bullen kreativ zu werden, und macht aus dem Bundesliga-Duell kurzerhand den Brause-Gipfel: Die Kölner werden am Sonntag ausnahmsweise mit dem Logo der neuen Energydrink-Marke ihres Trikotsponsors REWE auf der Brust auflaufen.
In Leipzig reagiert man auf die Spitzen des Gegners in gewohnter Manier: mit der ausschließlichen Konzentration auf sportliche Belange. "Wir haben eine ganze Menge im Tank", sagte U21-Nationalspieler Timo Werner nach den beiden kräftezehrenden Spielen in Hamburg (4:0) und Mönchengladbach (1:1).
Die Fans dürfen "schweben", die Verantwortlichen nicht
Beide Male betrieben die Leipziger vor allem läuferisch einen Riesenaufwand. "Durch unseren breiten Kader können wir so eine Kraftleistung aber auch in der Englischen Woche wegstecken", sagte Werner - auch in Köln soll es vornehmlich nach vorne gehen.
In der Domstadt herrscht nicht erst seit dem erstaunlich abgeklärten 3:1-Sieg auf Schalke am Mittwoch eine Rieseneuphorie um den FC. Vom "1. FC Leicester City" twitterte Edelfan Lukas Podolski in Anlehnung an den englischen Überraschungs-Champion, die Fans träumen nach dem besten Start seit 27 Jahren vom internationalen Geschäft.
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Angesichts des immens schweren Doppelpacks gegen Leipzig und sechs Tage später bei Bayern München sieht sich die sportliche Führung aber zu mahnenden Worten veranlasst. "Die Fans dürfen schweben, ich habe vollstes Verständnis für ihre Euphorie", sagte Manager Jörg Schmadtke, "aber unsere Handlungen und Herangehensweise darf das nicht beeinflussen."