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Von: Michel Massing
Datum: 06. Juli 2012, 09:28 Uhr
Format: Artikel
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Von Bob Arum lernen heißt verlieren lernen

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Die einfachen Fragen, die sich stellen: Was hat Wladimir Klitschko von einem erneuten KO-Sieg über Tony Thompson? Wem kann und will er damit etwas beweisen? Wer will das sehen? Und kann es wirklich das Schicksal der Klitschkos sein, bis zu ihrem jeweiligen Karriere-Ende jeden auch nur halbwegs akzeptablen Gegner zwei oder wenn nötig auch drei Mal windelweich zu prügeln? Wir sagen: Nein, es gibt eine (vielleicht nicht ganz ernst gemeinte, dafür aber kreative) Lösung!

Von Bob Arum lernen heißt verlieren lernen

Wie man scheinbar langweilige und einseitige Kämpfe zu einem medialen Großereignis macht und gleichzeitig Rückkämpfe richtig initiiert, hat in den USA gerade Promoterlegende Bob Arum eindrucksvoll vorgemacht. Sein Superstar Manny Pacquiao ist in einer vergleichbaren Situation wie die Klitschkos. Es gibt in seiner Gewichtsklasse zwar mit Floyd Mayweather jr. einen gleichwertigen Gegner, der einen hochklassigen Kampf verspricht, den die ganze Welt sehen will. Doch nach jahrelangen Verhandlungs-Scharmützeln inklusive Beschimpfungen und Verleumdungsklagen scheint der Multi-Millionen-Dollar-Fight zwischen den Mega-Stars fast unwahrscheinlicher als das Duell zwischen Vitali und Wladimir Klitschko.

Weil außer Mayweather keine brauchbaren Gegner in Sicht sind, griff Arum am 9. Juni zu einem so teuflischen wie genialen Kunstgriff: Er ließ Pacquiao gegen den zwar ungeschlagenen aber auch deutlich unterlegenen Amerikaner Timothy Bradley verlieren! Keine Frage: Der "PacMan" war an diesem Abend in Las Vegas der klar stärkere Mann und boxte in einer anderen Liga als sein amerikanischer Herausforderer, trotzdem gaben zwei von drei Punktrichtern Bradley den Sieg. Natürlich war Promoter Arum (offiziell) nicht an dem offensichtlichen Betrug beteiligt und echauffierte sich auf der Pressekonferenz nach dem Kampf lautstark über das miserable Urteil.

Spannung oder Sport – das ist hier die Frage

Es gehört aber nicht viel Phantasie und kriminologisches Gespür dazu, den cleveren und skrupellosen Arum als Drahtzieher hinter dem Betrug zu vermuten. Schließlich verspricht der vertraglich vereinbarte Rückkampf wegen der neuen Vorzeichen mehr Spannung (und damit theoretisch auch mehr Pay-Per-View-Verkäufe) als die letzten Begegnungen des philippinischen Superstars: Pacquiao ist plötzlich nicht mehr der Gejagte, der über allen thront, sondern wieder der Jäger, der sich zudem noch für ein offensichtliches Unrecht am Champion rächen will. Das skandalöse Urteil und der damit verbundene mediale und öffentliche Aufschrei tun ihr Übriges, um das Rematch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu einem kommerziellen Erfolg zu machen.

Also los, Wladimir Klitschko: Überrasch uns alle und lass dich von Tony Thompson besiegen, damit wir uns auf einen erneuten Rückkampf vom Rückkampf freuen können (den du dann wieder durch KO gewinnen darfst)! Nur so kannst du für Spannung sorgen und das Schwergewichts-Boxen retten! Wenn Sie sich jetzt fragen, ob wir eigentlich total bescheuert sind und was diese seltsame Idee mit Sport zu tun haben soll, seien Sie sicher: Das fragen wir uns auch. Aber es ist in diesen Zeiten leider nicht leicht, über Boxen und/oder die Klitschkos zu schreiben und dabei ernst und (nur) beim Sport zu bleiben.

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