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Offensichtlich hat man im Klitschko-Camp aus der übertriebenen Lobhudelei und durch die folgerichtige Kritik gelernt. Die Vorschuss-Lorbeeren kommen vor diesem Kampf im deutlich enger geschnürten Kranz daher: "Kein Gegner kennt mich so gut wie Tony Thompson", sagt Wladimir nur und spricht damit in seiner hübsch euphemistischen Art ein echtes Problem an. Denn Thompson weiß nicht nur aus etlichen Sparringsrunden mit dem jüngeren Klitschko-Bruder sondern auch aus dem ersten Kampf der beiden im Juli 2008, dass er gegen den Champion absolut chancenlos ist - und Zuschauer mit ein bisschen Erinnerungsvermögen wissen das auch.
Rückblick: Klitschko vs. Thompson I
Tony Thompson hatte im Sommer 2007 in der Hamburger Color Line Arena den heutigen TV-Experten Luan Krasniqi durch TKO in der fünften Runde besiegt und war so zum Pflichtherausforderer von Wladimir Klitschko aufgestiegen. Ein Jahr später kam es wiederum in Hamburg zum ersten Aufeinandertreffen zwischen dem Amerikaner und dem ukrainischen Weltmeister. Die vage Hoffnung auf einen spannenden Kampf zogen manche Experten damals (und einige wenige Unverbesserliche heute wieder) aus der Tatsache, dass Thompson Linkshänder ist, also in der Rechtsauslage boxt.
In der Theorie haben es Normalausleger (wie Wladimir) gegen Rechtsausleger schwerer, da sich die Kontrahenten gerne mal auf den Füßen stehen und die Bewegungsabläufe andere sind. In der Praxis wurde es ein Klitschko-Kampf wie so viele andere: Wladimir dominierte das Geschehen mit seinem Jab und die Mär, dass es der Weltmeister gegen Thompson deutlich schwerer gehabt hätte als gegen andere Herausforderer, ist in einem PR-Büro entstanden, in dem man offensichtlich auf das schlechte Gedächtnis des Publikums setzt.
Thompson trifft oft, aber Klitschko entscheidend
Laut den Schlagstatistiken von CompuBox hat Thompson mit 150 Treffern zwar einen bis heute bestehenden Rekord für erfolgreiche Schläge gegen Wladimir Klitschko aufgestellt. Doch wirklich beeindrucken konnte der Amerikaner mit seinen zaghaften Angriffsbemühungen weder die Punktrichter, die acht bzw. neun der ersten zehn Runden zu Gunsten von Klitschko werteten, noch den Weltmeister selber, der den Kampf in der elften Runde mit einer krachenden Rechten beendete.





