
"Collina zeigt sportal.de Rot" - fotografisch wollte die Schiedsrichterlegende das beim exklusiven Interview zwar nicht. Doch während er mit uns entspannt über die Rolle des Schiedsrichters plauderte, reagierte er auf kritische Fragen mit seinem charakteristischen bösen Blick.
Auch für Sportjournalisten gibt es heilige Grals - Trophäen, die das eigene Ego bzw. das eigene Facebook oder Twitter enorm aufpolieren, oder dank derer man auf jeder Party schlagartig in den Mittelpunkt des Interesses rutscht. Beim sportal.de-Exklusiv-Interview mit Schiedsrichterlegende Pierluigi Collina hatten wir gehofft, endlich auch in den Besitz einer solchen zu kommen und uns in eine Reihe mit Stars wie Patrick Kluivert, Fabien Barthez zu stellen.
Einmal von der Schiedsrichter-Legende die Rote Karte gezeigt bekommen und das ganze auf Foto festzuhalten, so der Plan der sportal.de-Reporter. Doch als hätte Collina unser Ansinnen geahnt, durchkreuzte er es schon im offiziellen Teil des Sponsorentermins von Snickers in Hamburg, in dessen Rahmen das Interview stattfand.
"Ich werde oft gefragt, ob ich für ein Foto jemandem die Rote Karte zeige", erklärte Collina den zum Teil etwas enttäuscht guckenden versammelten Journalisten. Offenbar hatten mehrere unsere Hoffnung auf ein Erinnerungsfoto geteilt. "Doch das mache ich niemals. Auch heute nicht, das würden Sie ohnehin nur bei Facebook reinstellen", begründete der Italiener lachend.
Rote Karten nur gegen Foul oder Bares
Eine Rote Karte sei schließlich immer "sehr negativ. Sie wird gezeigt, wenn es gegen das Fair Play geht. Also war ich auch nie glücklich darüber, wenn ich eine Rote Karte zeigen musste. Aber sie ist wichtig, um die Spieler zu beschützen." Mit Roten Karten von Collina in Verbindung mit seinem bösen Blick spaßt man nicht.
In Sportlerkreisen gelten sie, obwohl seine aktive Karriere seit 2005 beendet ist und er mittlerweile als Funktionär für die UEFA und die Fußballverbände in Italien und der Ukraine arbeitet, sogar als ganz besondere Ehre. Man muss sie sich "verdienen". Sportlich auf dem Platz. Gerne erzählte er sportal.de die Geschichte, wie er bei einem Benefizspiel auf den Malediven einen Spieler wegen eines unnötigen Fouls des Feldes verweisen musste. Hinterher habe sich der Spieler entschuldigt und erklärt, das es die einzige Möglichkeit gewesen wäre, einmal Rot von Collina zu sehen.
Oder man nimmt wie Snickers höhere Summe in die Hand, verpflichtet Collina als Werbefigur und Repräsentant einer Studie zu Fairplay im Fußball und lässt ihn grimmig guckend einen Schokoriegel hochhalten, um dem Hunger die Rote Karte zu zeigen. Dann klappt's auch mit dem Foto. Collina ist schließlich im ursprünglichen Beruf Finanzberater und weiß, wie man Image vergolden kann. Da wir aber weder höherklassig kicken, noch von unserem Arbeitgeber mit einem Blankoscheck ausgestattet wurden, mussten wir unseren Plan vom exklusiven Rote Karten-Foto leider schnell aufgeben.
Collina und der böse Blick bei missliebigen Fragen
Gratis gab es für uns dann im persönlichen Gespräch immerhin den bösen Blick. Collina ist eigentlich ein freundlicher Mensch und angenehmer Gesprächspartner. Höflich, zuvor- und entgegenkommend ("Wir können das Interview statt auf Italienisch auch in Englisch führen, dann brauchen Sie nicht für Ihren Kollegen alles erst übersetzen") und ein charmanter und gut gelaunter Plauderer, der sich auch bei den schalen Witzchen des sportal.de-Reporterduos zu einem Lachen zwingt.