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"Körperliche Fitness beste Fehlerprävention"
Davon dürfe man sich als Referee keinesfalls überraschen lassen. Doch vor allem sei perfekte körperliche Vorbereitung wichtig. Schließlich ist das Spiel in den letzten Jahren immer schneller geworden. Körperliche Fitness ist laut Collina zudem das beste Mittel zur Fehlerprävention. "Falsche Entscheidungen werden oft am Ende des Matches getroffen. Und dabei spielt selten Pech eine Rolle. Die Erklärung für späte Fehlentscheidungen ist meist, dass der Schiedsrichter einfach müde und nicht mehr ganz auf Höhe des Ballgeschehens ist."
Dort befand sich Collina während seiner aktiven Zeit zwar meistens, trotzdem entsprach er selten dem von vielen deutschen TV-Kommentatoren entworfenen Idealbild, nach dem ein guter Schiedsrichter möglichst unauffällig zu bleiben habe. Schon aufgrund seiner auffälligen Gestalt war Collina dies selten möglich und dieses Idealbild sei im übrigen auch "komplett falsch", wie er sich sofort entrüstete.
"Guter Schiedsrichter kann nicht unsichtbar sein"
"Ein guter Schiedsrichter ist der, der gute Entscheidungen trifft. Wenn es darum geht, ist es unmöglich, nicht im Mittelpunkt zu stehen. Wenn es nichts zu pfeifen gibt, dann mag das richtig sein. Aber der beste Schiedsrichter ist für mich der, der den Mut hat, wichtige Dinge zu entscheiden", fuhr Collina der journalistischen Kritik in die Parade. Hart, aber auch fair. Schließlich habe er während der WM 2006 als Co-Kommentator für das italienische Fernsehen auch die Medienarbeit kennengelernt.
"Ich weiß daher, wie schwierig es oftmals für euch Journalisten ist", erklärte er sportal.de mitfühlend, grätschte dann aber wie einst als Libero rein. "Wenn über Schiedsrichter gesprochen wird, gibt es ein spanisches Sprichwort: Es ist ein Unterschied, über einen Stier zu sprechen oder mit ihm in der Arena zu stehen. Etwas von außen zu beurteilen und dann zu kritisieren, ist immer einfach. Deutlich einfacher, als selbst einem 500 Kilo-Tier gegenüber zu stehen, wenn es um Leben und Tod geht."
Foto mit der Roten Karten beim nächsten Mal?
Leben und Tod, jetzt oder nie. Vielleicht sollten wir Collina das Foto mit dem Hinweis schmackhaft machen, dass Zehntausende Comunio-User ihn zu ihrem Gott erheben würden, wenn er uns stellvertretend für sportal.de die Rote Karte zeigte. Doch unsere kurze interne Diskussion wurde jäh unterbrochen. "Letzte Frage", erklärte die Vertreterin der den Sponsorentermin ausrichtenden Marketing-Agentur. Die Interviewzeit sei ohnehin schon um zehn Minuten überschritten.
Der Aktualität halber stellten wir dann doch lieber eine Frage zu technischen Hilfsmitteln im Fußball. Doch da konterte er uns aus. "Haha, diese Frage haben Sie verschenkt", grinste Collina und erklärte: "Das ist eine andere Abteilung in der UEFA und FIFA, die das entscheidet. Das hat mit uns Schiedsrichtern direkt nichts zu tun." Doch dann fügte er versöhnlich an: "Aber vielleicht können wir darüber ja bei einem nächsten Treffen sprechen."
Werden wir, Herr Collina. Und bis dahin haben wir uns sicherlich auch den ultimativen Masterplan überlegt, wie wir doch noch an das Foto kommen, auf dem Sie uns die Rote Karte zeigen. Die Jagd nach dem heiligen Gral geht weiter. Wir geben nicht auf.
Gunnar Beuth und Malte Asmus