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Datum: 23. Juli 2012, 12:05 Uhr
Format: Artikel
Quelle: sportal.de
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Schiedsrichterlegende Pierluigi Collina im Interview: Rote Karten sind kein Spaß

Fußball,Collina,Augen
Pierluigi Collina zeigte sportal.de mehrfach seinen bösen Blick

"Collina zeigt sportal.de Rot" - fotografisch wollte die Schiedsrichterlegende das beim exklusiven Interview zwar nicht. Doch während er mit uns entspannt über die Rolle des Schiedsrichters plauderte, reagierte er auf kritische Fragen mit seinem charakteristischen bösen Blick.

Auch für Sportjournalisten gibt es heilige Grals - Trophäen, die das eigene Ego bzw. das eigene Facebook oder Twitter enorm aufpolieren, oder dank derer man auf jeder Party schlagartig in den Mittelpunkt des Interesses rutscht. Beim sportal.de-Exklusiv-Interview mit Schiedsrichterlegende Pierluigi Collina hatten wir gehofft, endlich auch in den Besitz einer solchen zu kommen und uns in eine Reihe mit Stars wie Patrick Kluivert, Fabien Barthez zu stellen.

Einmal von der Schiedsrichter-Legende die Rote Karte gezeigt bekommen und das ganze auf Foto festzuhalten, so der Plan der sportal.de-Reporter. Doch als hätte Collina unser Ansinnen geahnt, durchkreuzte er es schon im offiziellen Teil des Sponsorentermins von Snickers in Hamburg, in dessen Rahmen das Interview stattfand.

"Ich werde oft gefragt, ob ich für ein Foto jemandem die Rote Karte zeige", erklärte Collina den zum Teil etwas enttäuscht guckenden versammelten Journalisten. Offenbar hatten mehrere unsere Hoffnung auf ein Erinnerungsfoto geteilt. "Doch das mache ich niemals. Auch heute nicht, das würden Sie ohnehin nur bei Facebook reinstellen", begründete der Italiener lachend.

Rote Karten nur gegen Foul oder Bares

Eine Rote Karte sei schließlich immer "sehr negativ. Sie wird gezeigt, wenn es gegen das Fair Play geht. Also war ich auch nie glücklich darüber, wenn ich eine Rote Karte zeigen musste. Aber sie ist wichtig, um die Spieler zu beschützen." Mit Roten Karten von Collina in Verbindung mit seinem bösen Blick spaßt man nicht.

In Sportlerkreisen gelten sie, obwohl seine aktive Karriere seit 2005 beendet ist und er mittlerweile als Funktionär für die UEFA und die Fußballverbände in Italien und der Ukraine arbeitet, sogar als ganz besondere Ehre. Man muss sie sich "verdienen". Sportlich auf dem Platz. Gerne erzählte er sportal.de die Geschichte, wie er bei einem Benefizspiel auf den Malediven einen Spieler wegen eines unnötigen Fouls des Feldes verweisen musste. Hinterher habe sich der Spieler entschuldigt und erklärt, das es die einzige Möglichkeit gewesen wäre, einmal Rot von Collina zu sehen.

Oder man nimmt wie Snickers höhere Summe in die Hand, verpflichtet Collina als Werbefigur und Repräsentant einer Studie zu Fairplay im Fußball und lässt ihn grimmig guckend einen Schokoriegel hochhalten, um dem Hunger die Rote Karte zu zeigen. Dann klappt's auch mit dem Foto. Collina ist schließlich im ursprünglichen Beruf Finanzberater und weiß, wie man Image vergolden kann. Da wir aber weder höherklassig kicken, noch von unserem Arbeitgeber mit einem Blankoscheck ausgestattet wurden, mussten wir unseren Plan vom exklusiven Rote Karten-Foto leider schnell aufgeben.

Collina und der böse Blick bei missliebigen Fragen

Gratis gab es für uns dann im persönlichen Gespräch immerhin den bösen Blick. Collina ist eigentlich ein freundlicher Mensch und angenehmer Gesprächspartner. Höflich, zuvor- und entgegenkommend ("Wir können das Interview statt auf Italienisch auch in Englisch führen, dann brauchen Sie nicht für Ihren Kollegen alles erst übersetzen") und ein charmanter und gut gelaunter Plauderer, der sich auch bei den schalen Witzchen des sportal.de-Reporterduos zu einem Lachen zwingt.

Doch wehe, man stellt wiederholt unliebsame Fragen zu Zuschauerausschreitungen in der Serie A, Schiedsrichterbestechungen, Burnout-Gefahr und Suizid-Versuche bei Schiedsrichtern. Seine Lippen formulieren dann zwar diplomatisch-ausweichende Antworten, doch je mehr man insistiert und nachfragt, verändert sich der Ausdruck seiner zuvor noch so freundlichen blauen Augen immer mehr. Non-verbale Kommunikation, so erläuterte Collina später, sei wichtig, wenn es darum gehe Entscheidungen zu vermitteln. Und uns machte er seine Entscheidung unmissverständlich klar.

Da war er, dieser stechende Blick, der einst auf den Fußballfeldern selbst gestandene Mannsbilder wie Oliver Kahn und Zinedine Zidane einschüchterte und auch uns unmissverständlich und autoritär klar machte: "Bis hierher und nicht weiter, Freundchen. Themenwechsel." Schnell ablenken. Ist diese Autorität, die den sechsfachen Weltschiedsrichter Collina neben seinem markanten Äußeren und seiner unbestrittenen Fachkompetenz immer ausgezeichnet hatte, eigentlich erlernbar oder ist sie gar angeboren?

"Autorität schon im Teenageralter gelernt"

"Sie kommt von einem selber und der Rolle, die man ausübt", erklärte Collina, während sich seine angespannten Gesichtsmuskeln langsam wieder entspannten. "Man kann sie bereits in sich haben oder man versucht zu lernen, wie man mit Menschen umzugehen hat." Die Voraussetzung sei, Entscheidungen zu treffen. Die Fähigkeit habe er selbst schon früh erlernt. "Die wohl wichtigste Zeit war zwischen meinem 17. und 20. Lebensjahr, wo einem Eltern, Geschwister und Lehrer einem viele Entscheidungen abnehmen. Aber wenn man dann Spiele pfeifen muss, wo die Spieler älter sind als man selbst, dann lernt man das unter dem Druck schnell und durchläuft einen Reifeprozess."

Und dieser Reifeprozess habe ihn dann laut IFFH zum besten Schiedsrichter der letzten 25 Jahre werden lassen? "Ich hoffe, dass meine guten Leistungen dabei eine Rolle gespielt haben", erklärte Collina stolz und fügte dann lachend an: "Ich glaube aber, dass ich gelesen habe, dass es nicht nur um die letzten 25 Jahre ging, sondern um den besten Schiedsrichter seit Beginn der Zeitrechnung." Puh, Collina lachte, sein Blick wirkte mittlerweile auch wieder tiefenentspannt, das kurzzeitig drohende Gewitter hatte sich glücklicherweise verzogen.

"Aus Fehlern lernen - Nachbereitung wichtig gegen Burnout"

Eine gute Gelegenheit, doch noch mal die zuvor Burnout-Thematik anzusprechen. Befand sich denn auch Collina einmal selbst in einer Situation, in der ihm der Stress zu groß wurde? Die Antwort fiel wie erwartet ausweichend aus, die Züge des Italieners blieben allerdings gelockert. "Die Nachbereitung ist für einen Schiedsrichter sehr wichtig. Es ist einfach, wenn alles gut läuft. Aber natürlich gibt es Perioden, da läuft es einfach nicht, obwohl man sich anstrengt. Aber Fehler gehören einfach dazu, sie sind Teil des Geschäfts. Wichtig ist, einen Weg zu finden, mit ihnen zurecht zu kommen. Nur dann kann man stärker zurückkommen."

Das hat er in seiner Karriere eindrucksvoll geschafft. Und was wären weitere Merkmale, die einem Schiedsrichter Respekt und ähnliches Ansehen verschaffen können? "Eine gute Vorbereitung ist sehr wichtig", erklärte Collina. "Der Schiedsrichter muss natürlich die Regeln kennen und deren Anwendung. Das hat früher noch gereicht. Heute muss er aber auch ein Spiel lesen können, also immer an der richtigen Stelle stehen, um den Überblick zu behalten. Man sollte die Taktiken der Teams und die Spieler kennen. Ich gebe Ihnen ein einfaches Beispiel: Als Schiedsrichter muss man wissen, ob es einen Spieler gibt, der extrem weite Einwürfe macht und den Ball vielleicht 30 bis 40 Meter weit fliegen lässt. Denn so kann der Ball vielleicht auch mal bis zum Elfmeterpunkt fliegen."

"Körperliche Fitness beste Fehlerprävention"

Davon dürfe man sich als Referee keinesfalls überraschen lassen. Doch vor allem sei perfekte körperliche Vorbereitung wichtig. Schließlich ist das Spiel in den letzten Jahren immer schneller geworden. Körperliche Fitness ist laut Collina zudem das beste Mittel zur Fehlerprävention. "Falsche Entscheidungen werden oft am Ende des Matches getroffen. Und dabei spielt selten Pech eine Rolle. Die Erklärung für späte Fehlentscheidungen ist meist, dass der Schiedsrichter einfach müde und nicht mehr ganz auf Höhe des Ballgeschehens ist."

Dort befand sich Collina während seiner aktiven Zeit zwar meistens, trotzdem entsprach er selten dem von vielen deutschen TV-Kommentatoren entworfenen Idealbild, nach dem ein guter Schiedsrichter möglichst unauffällig zu bleiben habe. Schon aufgrund seiner auffälligen Gestalt war Collina dies selten möglich und dieses Idealbild sei im übrigen auch "komplett falsch", wie er sich sofort entrüstete.

"Guter Schiedsrichter kann nicht unsichtbar sein"

"Ein guter Schiedsrichter ist der, der gute Entscheidungen trifft. Wenn es darum geht, ist es unmöglich, nicht im Mittelpunkt zu stehen. Wenn es nichts zu pfeifen gibt, dann mag das richtig sein. Aber der beste Schiedsrichter ist für mich der, der den Mut hat, wichtige Dinge zu entscheiden", fuhr Collina der journalistischen Kritik in die Parade. Hart, aber auch fair. Schließlich habe er während der WM 2006 als Co-Kommentator für das italienische Fernsehen auch die Medienarbeit kennengelernt.

"Ich weiß daher, wie schwierig es oftmals für euch Journalisten ist", erklärte er sportal.de mitfühlend, grätschte dann aber wie einst als Libero rein. "Wenn über Schiedsrichter gesprochen wird, gibt es ein spanisches Sprichwort: Es ist ein Unterschied, über einen Stier zu sprechen oder mit ihm in der Arena zu stehen. Etwas von außen zu beurteilen und dann zu kritisieren, ist immer einfach. Deutlich einfacher, als selbst einem 500 Kilo-Tier gegenüber zu stehen, wenn es um Leben und Tod geht."

Foto mit der Roten Karten beim nächsten Mal?

Leben und Tod, jetzt oder nie. Vielleicht sollten wir Collina das Foto mit dem Hinweis schmackhaft machen, dass Zehntausende Comunio-User ihn zu ihrem Gott erheben würden, wenn er uns stellvertretend für sportal.de die Rote Karte zeigte. Doch unsere kurze interne Diskussion wurde jäh unterbrochen. "Letzte Frage", erklärte die Vertreterin der den Sponsorentermin ausrichtenden Marketing-Agentur. Die Interviewzeit sei ohnehin schon um zehn Minuten überschritten.

Der Aktualität halber stellten wir dann doch lieber eine Frage zu technischen Hilfsmitteln im Fußball. Doch da konterte er uns aus. "Haha, diese Frage haben Sie verschenkt", grinste Collina und erklärte: "Das ist eine andere Abteilung in der UEFA und FIFA, die das entscheidet. Das hat mit uns Schiedsrichtern direkt nichts zu tun." Doch dann fügte er versöhnlich an: "Aber vielleicht können wir darüber ja bei einem nächsten Treffen sprechen."

Werden wir, Herr Collina. Und bis dahin haben wir uns sicherlich auch den ultimativen Masterplan überlegt, wie wir doch noch an das Foto kommen, auf dem Sie uns die Rote Karte zeigen. Die Jagd nach dem heiligen Gral geht weiter. Wir geben nicht auf.

Gunnar Beuth und Malte Asmus