(Seite 2 von 3)
Neben Tasci muss vor allem Benedikt Höwedes sich über seine Nicht-Nominierung ärgern, aber der vorläufige Verlust seines Stammplatzes auf Schalke ist hier keine Hilfe. Denkbar wäre auch die Nominierung Gonzalo Castros, der in Leverkusen jedoch deutlich offensiver auftritt, als es rechts hinten gefordert wäre. Und schließlich sollte Robert Huth erwähnt werden, der zwar einen Stammplatz bei Stoke City in der Premier League hat, der aber einfach nicht der Spielertyp für die Spielweise der deutschen Mannschaft ist, weil er vor allem über die Physis kommt und Schwächen im technischen Bereich hat.
Mittelfeld
Wenn Noah auf die Arche nur neun Tiere hätte mitnehmen dürfen, dann hätte er immer noch eine einfachere Aufgabe gehabt als der Bundestrainer bei der Festlegung auf seine Mittelfeldkandidaten. Allerdings mag es schwerer zu ertragen sein, die winkenden Nagetiere, die nicht mitdurften, vom Boot aus immer kleiner werden zu sehen, als in das traurige Gesicht von Julian Draxler zu blicken. Der muss nämlich nicht ertrinken, sondern nur bis 2016 warten.
Wenn man im Mittelfeld sagt: "Zählen wir erstmal die auf, die sowieso mitmüssen!", dann hilft das nicht viel, denn die Plätze im Bus sind schneller belegt, als man "Welcher Bender bist Du denn?" sagen kann. Aber es bleibt uns ja nichts anderes übrig, als es trotzdem zu versuchen.
Starten wir also in Madrid mit den gesetzten Spielern: Sami Khedira, einer der Gewinner der Euro aus deutscher Sicht, sollte über jeden Zweifel erhaben sein. Mesut Özil ist der beste deutsche Fußballer, auch wenn er nicht für jede Spielkonstellation ideal geeignet sein mag.
Weiter geht es nach München. Bastian Schweinsteiger mag nach seiner grandiosen Saison 2009/10 mancherorts überschätzt worden sein, das rechtfertigt aber in keiner Weise die grotesken Ausschläge in die andere Richtung, die nach der EM zu hören waren. Einen Fußballer wie Schweinsteiger nicht mitzunehmen, ist absurd. In der offensiven Ausrichtung führt in München zudem kein Weg an Thomas Müller, der seine Formkrise überwunden zu haben scheint, und Toni Kroos vorbei. Beide sind hinter der Spitze flexibel einsetzbar, Kroos theoretisch auch auf der Sechs.
In Dortmund wird es schon schwieriger. Wir sind uns vielleicht noch einig darüber, dass Kevin Großkreutz nicht unbedingt nominiert werden muss, aber Marco Reus muss zwingend dabei sein, und Ilkay Gündogan eigentlich auch. Im Fall von Reus muss man vielleicht weniger Überzeugungsarbeit leisten, der Fußballer des Jahres hat Matchwinnerqualitäten, die jeder kennt, der ihn schon ein, zweimal spielen gesehen hat. Gündogan aber spielt ebenfalls seit nun einem halben Jahr konstant gut und sollte die erste Alternative zu Khedira sein.
Lukas Podolski wurde von unserer Redaktion im Laufe der Jahre nicht immer mit offenen Armen im sportal.de-Kader willkommen geheißen. Man kann auch weder behaupten, dass er eine starke EM gehabt hätte, noch, dass er ein außerordentlich vielseitiger, für alle Spielsituationen geeigneter Fußballer wäre. Aber: Es gibt Konstellationen, in denen er genau das mitbringt, was man braucht. Mit Platz, um seine Schnelligkeit auszuspielen, generell im Konterspiel, ist Podolski ein sinnvolles Kadermitglied. Allerdings nicht zwingend in der Startelf.
In der Startelf spielt auch Mario Götze mutmaßlich nicht, momentan tut er das ja nicht einmal in Dortmund. Aber wir erwarten, dass er sich nach längerer Verletzungspause in der Vorsaison noch weiter entwickeln wird und dann ein wertvoller Angriffsspieler sein wird, der viel mitbringt, das man braucht, um Spiele zu drehen. Genau das gilt auch für André Schürrle, der in der Nationalelf mehrfach gezeigt hat, wie gut er festgefahrene Spielsituationen aufbrechen kann. Schürrle wäre zudem auch gut als zweite Spitze in einem möglichen 4-4-2 aufgehoben.
Fehlt vielleicht noch ein weiterer defensiver Mann? Stimmt. Lars Bender hat den Vorteil, dass er nicht nur auf der Sechs spielen kann, sondern zur Not auch (wie bei der EM gegen Dänemark) rechts hinten. Mit nun schon elf Mittelfeldspielern (von denen Reus, Schürrle und Podolski jedoch auch als Stürmer gelten könnten) ist unser Kontingent in diesem Mannschaftsteil erschöpft, und wir können noch ein paar Härtefälle bemitleiden.