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Mit Offensivfußball zu großen Siegen
Nicht weniger als das versprach man sich von ihm. Er sollte den im Nebel der Bedeutungslosigkeit versunkenen argentinischen Fußball wieder ins Licht rücken. Es war aber nicht Menottis optische Erscheinung, die ihn mit gerade 35 Jahren ins höchste Traineramt des Landes katapultiert hatte. Er hatte vielmehr bewiesen, dass er aus dem Nichts Großes vollbringen konnte. CA Huracan, ein Team aus einem heruntergekommenen Vorort von Buenos Aires, hatte er 1973 sensationell zur nationalen Meisterschaft geführt und noch dazu wunderschönen Offensivfußball zelebrieren lassen.
"Es war damals Mode, so zu taktieren wie Inter Mailand, wo der Catenaccio zelebriert und mit enger Manndeckung gespielt wurde. Dann kam die WM 1970, die Brasilien im Torrausch gewann. Ich adaptierte ihre Idee vom Fußball, als ich bei Huracan anfing", erklärte Menotti im Tagesspiegel. Seine Philosophie vom Angriffsfußball und das 4-3-3-System übertrug er auch auf die Nationalmannschaft und führte das am Boden liegende Team 1978 zum WM-Titel im eigenen Land. Ein Jahr drauf gewann er mit der Juniorenauswahl auch die U20-WM.
Es sollten seine größten Siege bleiben. Nach seinem Ende als Nationaltrainer 1982 arbeitete er zwar bis 2008 weltweit für mehr als ein Dutzend Clubs - holte mit Barcelona Pokal, Ligapokal und Supercup, trainierte danach Atletico Madrid und alle Topmannschaften in Argentinien. Doch ein weiterer Meistertitel sollte ihm nicht mehr vergönnt sein.
Dem Diktator den Handschlag verweigert
Dass sich El Flaco (der Dürre), wie er wegen seiner hageren Gestalt genannt wird, trotzdem zu einer Fußballlegende werden konnte, liegt daher weniger an seinen Erfolgen und an der Art, wie er seine Teams spielen ließ: attraktiv, intelligent und immer nach vorne, sondern vor allem an seiner schillernden Persönlichkeit und seinem enormem Charisma.