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Datum: 27. Juni 2011, 07:31 Uhr
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Trainerlegende: Cesar Luis Menotti im Porträt

fussball imago
Cesar Luis Menotti 203

Menotti führte Argentinien 1978 aus dem Nichts zum WM-Titel und machte sich als Kritiker der Militärdiktatur einen Namen. Weitere große Erfolge blieben aus, doch der Coach blieb als Kämpfer für das Gute im Fußball im Gespräch - bis heute. sportal.de stellt einen Weltverbesserer vor, dessen Ideen langsam zu verblassen drohen.

Menotti führte Argentinien 1978 mit revolutionärer Philosophie zum WM-Titel und machte sich als Kritiker der Militärdiktatur einen Namen. Weitere große Erfolge blieben aus, doch der Coach blieb als Kämpfer für das Gute im Fußball im Gespräch - bis heute. sportal.de stellt einen Weltverbesserer vor, dessen Ideen langsam zu verblassen drohen.

Für einen, der erst am Ende des Jahrzehnts das Licht der Welt erblickte, liegen die 70er Jahre irgendwie im Nebel. Im Nebel der Geschichte und Vergangenheit, schließlich hat man als Spätgeborener bewusst kaum etwas mitbekommen, aber irgendwie auch verborgen hinter dichten Rauchschwaden. Schaut man sich zum Beispiel alte Talkshows an, um den Zeitgeist besser verstehen zu können, kann man die Gäste vor lauter Qualm oftmals nur schemenhaft erkennen. Überall wurde exzessiv zur Kippe gegriffen.

Als völlig vernebelt könnte man auch den Zustand des argentinischen Fußballs zur damaligen Zeit bezeichnen. In den 40er und Anfang der 50er Jahre hatte die Nationalmannschaft noch als nahezu unschlagbar gegolten, doch als das Land in eine tiefe Krise rutschte, riss es auch die Albiceleste mit. 1970 verpasste sie die WM-Qualifikation, vier Jahre erlebte man in Deutschland mit dem frühen Aus ein erneutes Desaster.

Der Verband reagierte und berief einen neuen Nationaltrainer. Cesar Luis Menotti war jung, schlank, sportlich, trug lange Haare, tief aufgeknöpfte Hemden, ein dickes Goldkettchen und rauchte natürlich Kette. Immer hatte er eine Zigarette im Mundwinkel hängen. Vom Look hätte er einer typischen 70er-Jahre Detektivserie entsprungen sein können, als cooler Held, der lässig an der Kippe ziehend auch den schwersten Fall zum Happy End führt.

Mit Offensivfußball zu großen Siegen

Nicht weniger als das versprach man sich von ihm. Er sollte den im Nebel der Bedeutungslosigkeit versunkenen argentinischen Fußball wieder ins Licht rücken. Es war aber nicht Menottis optische Erscheinung, die ihn mit gerade 35 Jahren ins höchste Traineramt des Landes katapultiert hatte. Er hatte vielmehr bewiesen, dass er aus dem Nichts Großes vollbringen konnte. CA Huracan, ein Team aus einem heruntergekommenen Vorort von Buenos Aires, hatte er 1973 sensationell zur nationalen Meisterschaft geführt und noch dazu wunderschönen Offensivfußball zelebrieren lassen.

"Es war damals Mode, so zu taktieren wie Inter Mailand, wo der Catenaccio zelebriert und mit enger Manndeckung gespielt wurde. Dann kam die WM 1970, die Brasilien im Torrausch gewann. Ich adaptierte ihre Idee vom Fußball, als ich bei Huracan anfing", erklärte Menotti im Tagesspiegel. Seine Philosophie vom Angriffsfußball und das 4-3-3-System übertrug er auch auf die Nationalmannschaft und führte das am Boden liegende Team 1978 zum WM-Titel im eigenen Land. Ein Jahr drauf gewann er mit der Juniorenauswahl auch die U20-WM.

Es sollten seine größten Siege bleiben. Nach seinem Ende als Nationaltrainer 1982 arbeitete er zwar bis 2008 weltweit für mehr als ein Dutzend Clubs - holte mit Barcelona Pokal, Ligapokal und Supercup, trainierte danach Atletico Madrid und alle Topmannschaften in Argentinien. Doch ein weiterer Meistertitel sollte ihm nicht mehr vergönnt sein.

Dem Diktator den Handschlag verweigert

Dass sich El Flaco (der Dürre), wie er wegen seiner hageren Gestalt genannt wird, trotzdem zu einer Fußballlegende werden konnte, liegt daher weniger an seinen Erfolgen und an der Art, wie er seine Teams spielen ließ: attraktiv, intelligent und immer nach vorne, sondern vor allem an seiner schillernden Persönlichkeit und seinem enormem Charisma.

Menotti umwehen dabei mehr als die für einen Kettenraucher charakteristischen Tabakwolken, er verfügt über eine besondere Aura, aber auch eine etwas widersprüchliche Persönlichkeit. Der Arztsohn entstammt der argentinischen Oberschicht, genoss einen Ruf als Playboy, der zu seiner aktiven Zeit gerne im offenen Sportwagen durch Buenos Aires fuhr, heiratete später die Tochter eines schwerreichen Bankiers, sieht sich aber trotzdem als politischen Linksaußen, als Kommunisten.

Der Anhänger von Che Guevara ging sogar mehrfach auf Konfrontationskurs mit der rechten Militärjunta in Argentinien und provozierte mit regimekritischen Äußerungen. Als sich General Jorge Rafael Videla nach Schlusspfiff des WM-Finales medienwirksam Menotti vor laufenden TV-Kameras zum Titel gratulieren wollte, verweigerte dieser den Handschlag und erklärte hinterher auf der Pressekonferenz doppeldeutig: "Meine talentierten, klugen Spieler haben die Diktatur der Taktik und den Terror der Systeme besiegt."

Wie eng war die Beziehung zur Junta wirklich?

Vor allem in Europa ließ ihn diese Aktion prompt zum aktiv aufbegehrenden Regimekritiker werden. Der Ruf des Revoluzzers und Weltverbesserers ist ihm bis heute geblieben. In Argentinien - und das verdeutlicht die Widersprüchlichkeit der Person Menotti noch mehr - sieht man sein Verhältnis zur Junta dagegen deutlich differenzierter. Es war mit Sicherheit nicht sonderlich eng, er aber wohl letztlich auch nicht so oppositionell wie oft kolportiert.

Kritiker werfen Menotti vor, dass er sich insgesamt zu sehr mit dem System arrangierte, seine herausgehobene Position nicht energisch genug für Kritik nutzte, im Gegenteil Videla nach dem Gewinn der U20-WM mit den Worten "Unser Volk kann stolz sein, einen Präsidenten wie Sie zu haben" sogar geschmeichelt zu haben. Außerdem habe er beim WM-Sieg von der Macht der Junta profitiert. Die Gerüchte, dass das für den Finaleinzug entscheidende 6:0 in der Zwischenrunde gegen Peru gekauft gewesen sei, halten sich nach wie vor hartnäckig.

"Es ist klar, dass ich benutzt wurde", gab Menotti im Rückblick laut FAZ zu. "Dass die Macht den Sport ausnutzt, das ist so alt wie die Menschheit." Dass er aber von Mord und Folter, die insgesamt knapp 30.000 Menschen das Leben gekostet hatten, etwas gewusst hätte, streitet er auch heute noch vehement ab.

Spieler und Fußball-Romantiker verehren ihn

"Entweder liebt man ihn oder hasst ihn", erklärte Hugo Navarro, ein Kenner des argentinischen Fußballs, einst gegenüber der dpa wie Menotti die Argentinier spaltet. Wer unter ihm trainiert hat, der gehört zur ersten Kategorie. "Immer wenn El Flaco etwas sagte, wurde ich innerlich ganz still", erinnerte sich beispielhaft Diego Maradona bei fifa.com. "Weil El Flaco einfach Gott ist." Bernd Schuster hielt vor allem auf die menschlichen Qualitäten des Coaches große Stücke. "Für den hätte ich jemanden umgebracht", erklärte er im Spiegel.

Aber auch Fußball-Romantiker verehren Menotti, der sich seinen Ruf als Intellektueller und Philosoph mit seiner Theorie vom linken und rechten Fußball erwarb, die er seine Zweitkarriere als Journalist und Kolumnist immer wieder in Erinnerung rief. Linker Fußball, so seine Idee, vermittle Lebensfreude, stehe für offensives Feuerwerk, während der rechte nur dem Profit diene und den Sieg mit allen nur erdenklichen Mitteln erreichen wolle. Mit fantasielos errungenen Erfolgen könne man allerdings nicht die Herzen der Fans erreichen. Aber jubeln Fans nicht auch über einen wenig schön anzuschauenden Sieg? Über einen Pokal, der nicht mit einem Offensivfestival errungen wurde?

Romantische Vorstellung, aber nicht mehr umsetzbar

Vieles von dem, was der heute 72-Jährige über Fußball äußert entspringt seiner romantischen Vorstellung von einer besseren, gerechteren, ja idealen Welt. "Ich möchte eine Fußballmannschaft sehen, auf deren Trikot nicht irgendein Firmenname steht, sondern einfach das Wort nein. Ein nein zum Geschäft, das den Fußball auffrisst", schrieb er im letzten Jahr noch in einem Beitrag für Die Zeit.

Angesichts des mittlerweile zum Milliarden-Geschäfts entwickelten Fußball eine doch sehr utopische Vorstellung, vor deren Hintergrund es allerdings nicht verwundert, dass Menotti im modernen Fußball Orientierungsschwierigkeiten plagen.

"Ich gestehe, dass ich nicht mehr weiß, was heute gespielt wird. Ich verstehe es nicht mehr", erklärte er gegenüber 11freunde.de fußballtechnisch im Nebel zu stochern. Die Zukunft hat Menottis Ideen - so charmant sie auch sein mögen - mittlerweile genauso zu einem Relikt einer längst vergangenen Zeit werden lassen wie 70er-Jahre Detektive, und den reflexartigen Griff zur Zigarette.

Malte Asmus