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Alles Dinge, die vor allem den europäischen oder südamerikanischen Spielern bestens geläufig sind, die auf langsameren Sandplätzen aufgewachsen sind. Das ideale Beispiel ist Rafael Nadal, dessen defensiv von der Grundlinie aber gleichzeitig aggressiv geführtes Spiel mit vielen Topspinbällen auch auf schnellen Plätzen hervorragend funktioniert. "Die Spieler der anderen Länder sind mittlerweile die kompletteren Athleten", unterstrich John McEnroe. "So einfach ist das."
Jugendförderung unter McEnroe umstritten
Hier setzt die USTA unter Führung von McEnroe seit 2008 an, erklärte die bis dahin ziemlich vernachlässigte Nachwuchsförderung zur Priorität. Er verpflichtete ausländische Trainer wie José Higueiras, die mittlerweile auch vermehrt auf Sandplatztraining setzen, um die genannten Defizite aufzuarbeiten. In erster Linie setzt sein Konzept aber darauf, die Basis zu verbreitern. Dazu wurden zusammen mit der ITF und 200 Verbänden weltweit neue Regeln eingeführt.
Kinder unter zehn Jahren spielen mittlerweile mit kleineren Schlägern auf kleineren Plätzen und mit weicheren Bällen, damit sie schnellere Erfolge feiern und so bei der Stange bleiben. "Das ist eine brillante Idee, das macht Tennis viel zugänglicher", glaubt Davis Cup-Kapitän Jim Courier laut espn.com. Doch was McEnroe und er für das Allheilmittel und Blaupause halten, um die Jugendspieler besser auszubilden, regt viele Experten zur Kritik an.
Einigen gehen die Änderungen zu weit, anderen nicht weit genug. "Die USTA hat eine Brücke von einer halben Meile über einen Fluss gebaut, der eine Meile breit ist", kritisierte Coach Wayne Bryan laut USA Today die Vorschrift, mit weicheren Bällen zu spielen. Mit zehn müsse man sich seiner Meinung nach bereits an richtiges Equipment gewöhnt haben. In einem offenen Brief kritisierte er die USTA als "größtes Hindernis auf dem Weg, Tennis in den USA wieder groß zu machen".
Keine schnelle Besserung in Sicht
Ex-Weltklassespieler Tim Mayotte, der im Streit aus dem Stab der USTA ausschied, gab immerhin zu: "Es ist verdammt kompliziert." Auch er habe nicht die umfassende Lösung für alle Probleme der Sportart parat. Aber wichtig sei, dass endlich über eine Lösung diskutiert wird. "Diese Debatte wird einige gute Dinge bewirken", glaubte er. "Es bringt Energie in die Tennis-Gemeinde und macht die Leute neugierig."
Doch ohne großen, schillernden Star, an dem sich die Öffentlichkeit orientieren kann, wird es schwer, diese Neugier auf Dauer zu halten und auch die Medien bei der Stange zu halten, weiter über Tennis zu berichten. Eine schnelle Trendwende wird sie in den USA wohl nicht vollziehen. Bis das Konzept der USTA greifen und sich der nächste Herren-Superstar herauskristallisieren könnte, dürften noch ein paar Jahre voller ähnlicher Enttäuschungen wie bei den Australian Open ins Land ziehen.