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"Natürlich trägt das zum Absturz des US-Tennis mit bei", erklärte Ex-Weltklassespielerin Pam Shriver bereits vor drei Jahren laut insidetennis.com, wies aber darauf hin, dass es sich dabei nur um einen kleinen Teil des Problems handele. "Dazu kommen das Fehlen von Talenten, fehlende Leidenschaft für den Sport und auch der Zusammenbruch der Rahmenbedingungen, die die Wettbewerbsfähigkeit eigentlich sicherstellen sollen", zählte sie drei weitere Punkte auf.
Da wäre zum Beispiel die Konkurrenz der in den USA deutlich beliebteren Sportarten American Football, Basketball und Baseball. Selbst viele Extremsportarten haben dem Tennissport mittlerweile den Rang abgelaufen. "Wenn du mir vor 25 Jahren erzählt hättest, dass Poker irgendwann Tennis überholen würde, hätte ich dich vermutlich ausgelacht", zeigte sich John McEnroe gegenüber 10sballs.com fassungslos über diese Entwicklung. "Wir müssen Tennis sexier und attraktiver für Kinder machen, die normalerweise nicht auf die Idee kämen, zu spielen, ihnen die Möglichkeit bieten, den Sport kennen zu lernen."
Hohe Kosten, geringe Leistungsbereitschaft
Das Problem dabei sind allerdings die im Vergleich zu den anderen Sportarten immer noch deutlich höheren Kosten für Ausrüstung, Trainerstunden oder Clubmitgliedschaften, die Tennis zur Elitesportart machen. Gute öffentliche Plätze vor allem in den Innenstädten gibt es in den USA kaum, bemängeln Experten. "Das ist schon sehr entmutigend für viele Kids und Eltern, die sich Privatstunden einfach nicht leisten können oder nicht die Zeit haben, ihre Kinder selber zu trainieren", erklärte Andre Agassi laut stevegtennis.com.
Aber selbst wer die finanziellen Möglichkeiten und das Talent für den Sport mitbringt, scheitert oft an einer anderen Hürde. Die meisten jungen Tennistalente in den USA seien einfach zu satt, nicht bereit, sich für den Erfolg auch zu quälen, präzisierte der ehemalige French Open-Sieger im Doppel Luke Jensen, was Shriver angerissen hatte. Wohlstand hemmt seiner Meinung nach den Anreiz für US-Talente, tatsächlich auch alles geben zu wollen. "In Russland ist das beispielsweise anders. Da sind 30 Prozent ohne Arbeit. Südamerika, Argentinien - da gibt es keine Wirtschaft, keine klare Zukunft. Du musst dich dort durchbeißen, hast gar keine andere Wahl als erfolgreich sein zu wollen."
Dass man nicht zwingend nur aus wirtschaftlicher Not heraus Einsatzwillen und Ausdauer entwickeln kann, um auf einem Toplevel zu landen, zeigen allerdings Federer, Nadal oder Murray, die alle drei aus relativ wohlhabenden Familien stammen, sich aber trotzdem nicht zu schade waren, für den Erfolg zu arbeiten bzw. diese Einstellung von ihren Eltern bereits als Kinder vermittelt bekommen hatten. Das Umfeld prägt schließlich. "Nur so geht es", meinte auch Andy Roddick und kritisierte laut insidetennis.com indirekt seine Nachfolger für mangelnde Bereitschaft für Training, Turniere und Reisen. "Genau das fehlt den jungen amerikanischen Spielern."
USA haben den Wandel im Tennissport nicht mitvollzogen
Das US-Tennis ist aber auch ein Opfer seines eigenen Erfolgs in den 80ern und 90ern. Angesichts des damals vorhandenen riesigen Reservoirs an Topspielern wurde die Jugendarbeit einerseits vernachlässigt, andererseits außer Acht gelassen, dass sich das Spiel als solches in den letzten Jahren erheblich gewandelt hatte. Jahrelang legte man in den sehr Hartplatzfixierten USA vor allem Wert auf harte Services und Grundschläge mit dem Ziel, die Punkte möglichst schnell zu beenden. Jahrelang dominierten Trainer den Markt, die ausschließlich diese Art Tennis propagierten und Big Hitter wie Isner, Fish oder Roddick hervorbrachten.
Doch mittlerweile ist ein ganz anderer Spielertypus gefragt als noch zu den ehemaligen US-Hochzeiten. Technik, Beweglichkeit und schnelle Beinarbeit, eine enorme Variabilität in den Schlägen vom Slice bis zum Dropshot, aber vor allem eine enorme Ausdauer sind mittlerweile gefragt. Punkte müssen nicht mehr nur mit Gewalt erzielt, sondern Ballwechsel überlegt aufgebaut, geduldig erarbeitet werden.