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Fast wie eine Ruine mutete auch die Spielstätte mit dem schönsten Namen der ersten Runde an: In Zeiten von EasyCredit-Stadien und ähnlich würdelosen Auswüchsen des modernen Fußballs konnte man sich schon eine Träne der Rührung ob der Bezeichnung "Stadion im Bildungszentrum Halle-Neustadt" aus dem Augenwinkel wischen. Leider nur eine Übergangserscheinung, bis der sogenannte "Erdgas-Sportpark" bezugsfertig sein wird, der auf den Trümmern des alten Kurt-Wabbel-Stadions errichtet wird. Im Bildungszentrum, das man sich aufgrund der Präposition "im" als gigantischen Freiluftpark der Pädagogik vorstellen kann, unterlag der Hallesche FC (vormals Chemie) dann der Frankfurter Eintracht recht knapp mit 0:2.
Eine David-gegen-Goliath-Geschichte der umgekehrten Art erlebte das Kieler Holsteinstadion. Der Flug der Störche war rein rechnerisch gesehen die größte Pokalsensation der ersten Runde. Nirgendwo sonst hatte ein unterklassiger Club (immerhin spielt der KSV Holstein zwei Klassen unter Energie Cottbus) den gastierenden Proficlub so deutlich besiegen können. Mit 3:0 gewann eine entfesselte Kieler Elf gegen den Pokalhalbfinalisten der Vorsaison, der zudem in der 2. Liga bisher ohne Verlustpunkt dasteht.
Es war Kiels erster Einzug in die zweite Runde seit 2002. Falls die Störche sogar das Achtelfinale erreichen sollten, wäre es der größte bundesweite Erfolg seit 1982 für den Deutschen Meister 1912. Und ein erster Schritt, den Pokalrun des Erzrivalen VfB Lübeck vor sieben Jahren vergessen zu machen, als der andere Club aus Schleswig-Holstein unter Dieter Hecking das Halbfinale erreichte.
Aktuell wurde auf der Lübecker Lohmühle auch Pokal gespielt - aber nur von Anker Wismar, das über die alte Grenze hinweg in die benachbarte Hansestadt umgezogen war. Der Oberligist, 1997 unter dem alten DDR-Namen aus den 1950ern wieder gegründet, unterlag Hannover 96 allerdings chancenlos mit 0:6.