
Wer soll sich denn da noch zurechtfinden? Der Champions League-Sieger wird nicht parallel Landesmeister werden. Das hat es seit 2007 nicht mehr gegeben. Seit 2007 hat es auch nicht mehr so lange gedauert, die neue Nummer eins in unserer Europarangliste zu bestimmen. Unsere Augenringe müssen Sie zum Glück nicht sehen. Aber unser neues Ranking können Sie hier lesen.
Das haben wir nun von den packenden Champions League-Halbfinals, die wieder einmal zu den interessantesten Spielen zählten, die der Weltfußball zu bieten hat, wie Michael Cox auf ESPN.com zu Recht betont hat. Nach der Vorschlussrunde im wichtigsten Wettbewerb des Kontinents herrscht eine große Konfusion in unserer Europarangliste.
Schon jetzt ist klar, dass zum ersten Mal seit fünf Jahren der Champions League-Sieger nicht zugleich auch eine der großen Ligen gewinnen wird. Egal, ob Chelsea oder (wahrscheinlicher:) Bayern das Finale in München für sich entscheiden kann, es wird einen Titelträger geben, der in einem anderen wichtigen Wettbewerb einem Konkurrenten (oder in Chelseas Fall gleich drei bis fünf Konkurrenten) unterlegen ist.
Demgegenüber gab es an Barcelonas Dominanz 2011 und erst Recht 2009, als die Blaugrana alle Titel abräumten, die es gab, und auch an José Mourinhos Inter, das 2010 das Treble holte, nichts auszusetzen. Nun aber viele Problemstellungen: In beiden Halbfinals setzte sich der vermeintliche Außenseiter durch. Im Fall Chelseas mit einer ebenso radikalen wie effizienten Defensivtaktik, die aber nicht den Eindruck erwecken konnte, die Blues seien einfach besser als Barcelona.
Und im anderen Fall die Bayern mit einer insgesamt beeindruckenden Leistung. Sie zeigten sich auf Augenhöhe mit Real Madrid, brauchten aber ein Elfmeterschießen gegen einen Kontrahenten, der in beiden Spielen anscheinend nicht seine ganze Klasse abrufen konnte.
Und damit sind die nationalen Vergleiche noch gar nicht angesprochen: In der Premier League könnte man Chelseas Probleme noch durch den Trainerwechsel relativieren. Seit Roberto di Matteo das Sagen hat, hat Chelsea nur ein Pflichtspiel verloren. Aber bildet man eine Tabelle erst ab dem Zeitpunkt, zu dem Di Matteo das Amt übernahm, so läge Chelsea trotzdem nur auf Platz fünf.
Bayern wiederum spielt in der Bundesliga eine insgesamt starke Saison, musste sich aber einer noch stärkeren und konstanteren BVB-Elf beugen. Das wiederum bedeutet natürlich nicht, dass Dortmund insgesamt das bessere Team hat, genauso wenig wie Bayern den besseren Kader als Real Madrid aufweist.
Die Quintessenz alles Gesagten ist, dass es aktuell zum ersten Mal, seit wir diese Rangliste erstellen, keine klare Nummer eins in Europa gibt. Und hier ist das Ergebnis unserer langen Abwägungsprozesse. Vorab wie immer die Clubs, die in diesem Monat aus dem Ranking gefallen sind. Es handelt sich dabei logischerweise um Olympique de Marseille, das seine katastrophale Serie auch nach dem Champions League-Aus gegen Bayern fortsetzte und von seinen letzten 15 Spielen nur ein einziges gewann: immerhin das Ligapokalfinale gegen Lyon, das OM einen Europa League-Startplatz sichert.