
Hamburg gilt als das Tor zur Welt, da darf der HSV natürlich niemals an die Tür zur 2. Liga klopfen. Dieses Selbstverständnis ist in der Hansestadt omnipräsent, aktuell aber auch sehr hinderlich. sportal.de ist sich sicher, dass es wieder gegen den Abstieg geht.
Mit den Hamburgern starten wir elf Tage vor Bundesliga-Start mit der Vorstellung aller 18 Clubs. Wie Sie es von uns gewohnt sind, nicht mit einer weichgespülten Prognose, wir legen uns auf konkrete Plätze fest. Die Papiertüten im Anschlag hoffen wir zudem auf viele Diskussionsbeiträge, genug von Vielseitigkeitsreiten und Beachvolleyball.
Prognose: Der HSV erreicht maximal Platz 10
Es scheint, als hätten die Verantwortlichen des HSV die Zeichen der Zeit erkannt, denn finanzielle Engpässe gingen zuletzt Hand in Hand mit sportlichem Misserfolg. Deshalb mussten überteuerte Stars wie Mladen Petric oder Paolo Guerrero den Verein verlassen, in Zukunft sollen junge aufstrebende Talente dem HSV ein ganz neues Gesicht geben.
Vergleiche mit Borussia Dortmund machen die Runde, der Fast-Abstieg der vergangenen Saison könnte so etwas wie die Fast-Insolvenz des BVB sein. Doch bevor die HSV-Fans nun gleich ins Träumen geraten, nach dem am seidenen Faden verhinderten Absturz 2005 brauchten die Dortmunder fünf Jahre, um wieder Europa League spielen zu dürfen - von höheren Ehren wollen wir hier gar nicht sprechen.
Mittelfristig werden die Hamburger also den richtigen Weg eingeschlagen haben - und auch der BVB schämt sich nicht, durch äußere Umstände dazu gezwungen worden zu sein. Mit Heung-Min Son, Zhi-Gin Lam, Neuzugang Maximilian Beister oder Tolgay Arslan drängen hoffnungsvolle Talente in die Startelf, mit einer Fan-Anleihe - da wären wir wieder bei den finanziellen Schwierigkeiten - soll das neue Nachwuchsleistungszentrum HSV-Campus erbaut werden.
Auch der Etat wurde angepasst und Sportchef Frank Arnesen hat das Sparkonzept verinnerlicht, die ersten Schritte stimmen. Doch wenn daraus auch eine Erfolgsstory werden soll, müssen weitere folgen. Trainer Thorsten Fink muss das Konzept zu 100 Prozent mittragen (diesen Eindruck hatten wir zuletzt nicht immer), die Neuzugänge sollten fast alle einschlagen, das erfolgsverwöhnte Umfeld muss ebenfalls mitspielen und die Mannschaft sollte die nötige Zeit zur Weiterentwicklung erhalten. Kommen diese Komponenten zusammen, verlebt der HSV eine sorgenfreie Saison und landet auf Rang zehn.
Absturzgefahr: Der HSV steigt erstmals ab
Ein Blick in den Kader der Hamburger zeigt aber auch, dass Fink und Arnesen mehr Baustellen haben, als ihnen lieb sein wird. Rundum zufrieden können sie eigentlich nur im Tor sein, wo René Adler den letztjährigen Abstiegskampf-Helden Jaroslav Drobny auf die Bank verdrängt, was durchaus die Frage aufwirft, warum in der finanziellen Lage auf dieser Position überhaupt etwas verändert wurde.
Im neuen 4-2-3-1 von Fink erinnert die linke Seite mit Dennis Aogo und Marcell Jansen oder Ivo Ilicevic ebenfalls an bessere Zeiten und auf der rechten Außenbahn liefern sich Dennis Diekmeier und Lam defensiv einen packenden Zweikampf, Beister möchte offensiv gerne Son verdrängen. Doch in der Zentrale könnten sich die Sorgenfalten nicht tiefer in Finks Stirn eingraben.