
Der klamme Hamburger SV hat sich für einen Transfer von Topverdiener Paolo Guerrero entschieden - und geht damit sportlich ins Risiko. Denn im Sturm wird die Luft langsam dünn, der erhoffte Wechsel eines Spielmachers steht immer noch aus.
Die finanzielle Lage des Hamburger SV hat die Hanseaten zum Verkauf eines weiteren Leistungsträgers veranlasst. Topverdiener Paolo Guerrero wird den HSV in Richtung Brasilien verlassen, neben der Ablöse freut sich Sportdirektor Frank Arnesen vor allem über das eingesparte Gehalt.
Guerrero wechselt zum brasilianischen Spitzenverein Corinthians São Paulo. "Die beiden Vereine haben sich über einen Wechsel geeinigt", sagte Arnesen. Der HSV verliert damit zwar einen wichtigen Mann im ohnehin dünn besetzten Sturm, aber auch seinen teuersten Profi. Die Hamburger sind zu dem Deal gezwungen, weil sie dringend Geld für neue Transfers benötigt. Die Vereinskasse ist leer, und auf der Agenda steht an oberster Stelle die Verpflichtung eines Spielmachers. Denn Rang 15 - die schlechteste Platzierung in der Geschichte des Vereins - soll sich beim Gründungsmitglied der Bundesliga nicht wiederholen.
Allerdings muss das eingenommene Geld nicht nur für den Spielmacher reichen, im Angriff besteht nun auch Handlungsbedarf. Neuzugang Artjoms Rudnevs wird sich an die Bedingungen in der Bundesliga erst gewöhnen müssen, Marcus Berg konnte sein Potential nur sehr selten abrufen und mit Heung-Min Son bleibt somit nur noch ein Talent übrig. Trainer Thorsten Fink weiß, dass für eine bessere Saison auch der Sturm stark besetzt sein muss.
Wieviel Geld bekommt Mäzen Kühne?
"Solange wir kein Geld einnehmen, können wir keine neuen Spieler kaufen", hatte Arnesen zuletzt stets betont. Wie viele Millionen in die Kasse des Vereins fließen, wollte der HSV nicht mitteilen. Die Rede ist von rund fünf Millionen Euro. Der Marktwert des "kleinen Kriegers", wie der Nationalspieler in seiner peruanischen Heimat genannt wird, liegt bei sechs Millionen. Guerreros Jahressalär beim HSV wird auf gewaltige 4,5 Millionen Euro taxiert. Im HSV-Trikot erzielte er in sechs Jahren und 183 Pflichtspielen insgesamt 51 Tore.
Pikant ist, dass die Norddeutschen nicht allein am Verkauf des 28-Jährigen partizipieren. Transferrechte hält auch der Hamburger Unternehmer Klaus-Michael Kühne. Der Milliardär hatte dem Verein vor zwei Jahren 12,5 Millionen Euro für Transfers zur Verfügung erstellt. Im Gegenzug erhielt er jeweils ein Drittel der Transferrechte an sechs HSV-Profis, darunter die Nationalspieler Heiko Westermann, Dennis Aogo und Guerrero. Der Logistik-Unternehmer wird derzeit aber wohl eher nicht die Hand aufhalten wollen. In den vergangenen Wochen hatte Kühne seine Bereitschaft betont, dem klammen HSV erneut finanziell unter die Arme greifen zu wollen.
Guerrero darf nun bei der Club-WM spielen
Guerrero hatte nach der Sommerpause noch gar nicht am Training des HSV teilgenommen, nach den Länderspiel-Einsätzen mit Peru in der WM-Qualifikation hatten die Hamburger ihrem Stürmer einen längeren Urlaub gewährt. Den Laktattest in Hamburg kann sich Guerrero nun sparen, stattdessen hat er sich auf den Weg nach São Paulo gemacht, um dort den nötigen Medizin-Check zu absolvieren. Besteht er diesen, soll er einen Dreijahresvertrag erhalten.
Jetzt sucht der Stürmer sein Glück in der Nähe seiner Heimat. Die Adresse ist vielversprechend. Corinthians war brasilianischer Meister 2011 und eroberte in diesem Jahr die Copa Libertadores, die Champions League Südamerikas. Guerrero darf an der Club-Weltmeisterschaft im Dezember in Japan teilnehmen. Mit fünf Titelgewinnen gehört Corinthians zu den erfolgreichsten Clubs Brasiliens. "Für Paolo ist es eine große Sache, bei diesem Verein zu spielen", sagte Arnesen.