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1) Kein Trainer kommt ohne Schwächephasen aus
Man kann die Arbeit eines Trainers nie nur anhand von fünf Spielen beurteilen, egal, wie unzufrieden man mit konkreten Resultaten ist. Der Blick über den engen Zeithorizont hinaus ist die einzige Möglichkeit, Wunsch und Wirklichkeit seriös miteinander in Einklang zu bringen. Und wenn man Stevens' Resultate im Großen und Ganzen sieht, dann kann man nicht ernsthaft zu dem Schluss kommen, Jens Keller werde eine bessere Bilanz aufweisen als der Niederländer.
Genau das Gleiche gilt sinngemäß eben auch für Chelsea. Die Entlassung von Roberto di Matteo, der noch dazu sogar die Champions League gewonnen hatte, war ein Manifest der Ungeduld auf Seiten der Clubführung - oder konkreter: bei Roman Abramovich. Zurecht reagierten die Fans der Blues empört auf den Rauswurf und empfingen Nachfolger Rafael Benítez feindselig. Es bleibt abzuwarten, wie sich Schalkes Fans im Pokalspiel gegen Mainz äußern werden.
Horst Heldt sagte zur Rechtfertigung von Stevens' Rauswurf, die Mannschaft sei in der Hinrunde "komplett hinter den Erwartungen zurückgeblieben". Das sagt nach dem besten Start seit Jahrzehnten schon einiges über die Erwartungen aus. Nicht die Hinrunde war enttäuschend, sondern die letzten fünf Spiele - und auch die nur in der Liga. Wenn Borussia Dortmund Jürgen Klopp so ungeduldig behandelt hätte, wäre der doppelte Meistertrainer schon nach einem Jahr wieder rausgeschmissen worden.
Der Unterschied zu Klopp besteht natürlich darin, dass Schalke ohnehin nicht langfristig mit Stevens zu planen scheint. Gerüchte, Thomas Tuchel werde als Nachfolger ins Visier genommen, waren schon vor Wochen zu hören. Das erklärt eine ausbleibende Vertragsverlängerung. Aber es erklärt nicht, warum Jens Keller Schalke ins Achtelfinale der Champions League führen soll.
2) Eine Entlassung kann viele Gründe haben. Aber zehn Entlassungen sind Versagen der Clubführung
Wir können, wie oben schon angesprochen, nicht im Detail beurteilen, welche Faktoren in die Schalker Entscheidung eingeflossen sind. In der Summe der Einzelfälle ergibt sich aber ein klares Bild: Die Verantwortlichen (das sind in diesem Fall Horst Heldt, in letzter Konsequenz aber Clemens Tönnies) haben kein klares Konzept davon, was sie von einem Trainer der Bundesligamannschaft erwarten.