
Angetreten war Ronnie O'Sullivan bei der Snooker-WM in Sheffield, um das Schulgeld für seine Kinder bezahlen zu können - zuvor hatte der Engländer sich eine Pause von einem Jahr gegönnt. Am Ende gewann er das Finale gegen Barry Hawkins mit 18:12.
Und so verteidigte er seinen Titel. Es war ein hochklassiges Finale, in dem beiden Spielern die Erschöpfung und die Anstrengungen der letzten 16 Tage kaum anzumerken waren. Gerade O'Sullivan konnte das hohe Niveau halten, mit dem er die Konkurrenz gnadenlos dominiert und für Begeisterung beim Publikum im Crucible Theatre gesorgt hatte. Hawkins spielte phasenweise sehr gut mit, nutze seine Chancen aber nicht.
Damit ist Ronnie O'Sullivan der erste Snooker-Spieler seit 1996, der seinen Titel erfolgreich verteidigen konnte. Dies war zuletzt Stephen Hendry gelungen. "Ich habe einfach mehr Fehler als Ronnie gemacht", erklärte Hawkins seine Niederlage. "Das war der Knackpunkt. Aber es ist einfach unglaublich, wie leicht er das Spiel aussehen lässt."
Barry Hawkins: Zu viele Fehler im Spiel gegen Ronnie O'Sullivan
Mit einem 7:10-Rückstand war Barry Hawkins in die dritte Session gestartet. Bitter für ihn, dass er den entscheidenden Frame am Sonntagabend auf Schwarz verloren hatte und den Anschluss zum 8:9 verpasste. Doch nicht umsonst gilt Hawkins als Kämpfer, der schon im Halbfinale gegen Ricky Walden einen Rückstand drehten konnte.
Gegen O'Sullivan stand er aber auf verlorenem Posten. Nur vier Spieler hatten es überhaupt bisher geschafft, einen Rückstand in der letzten Session noch drehen zu können. In zwei Fällen war Matthew Stevens derjenige, der seinen Vorsprung nicht über die Ziellinie retten konnte und noch gegen Shaun Murphy sowie Mark Williams verlor.
Der Erfolg von O'Sullivan wurde dabei - neben seinem zeitweise brillantem Spiel - durch zwei Faktoren begünstigt. Hawkins machte zu viele Fehler und konnte die Chancen, wenn O'Sullivan welche liegen ließ, nicht konsequent nutzen. Den Anschluss zum 8:10 schaffte er, baute dann in Frame 19 erst einen Safe-Fehler ein, touchierte danach Rot mit seinem Queue.
Dank einer 76er Clearance ging der Titelverteidiger so mit 11:8 in Führung und als Hawkins den Frameball zum 9:11 verschoss, zeigte O'Sullivan bei seiner 55er Clearance das wohl schönste Break des Turniers - wieder einmal bewies er sein unglaubliches Ballgefühl und räumte trotz wildem Bild ab. Hawkins konterte, zeigte seine Klasse nach diesem Nackenschlag mit einem 90er Break.
Ronnie O'Sullivan erneut Snooker-Weltmeister
Aber es fehlte an Konstanz und auch nach dem Midsession Intervall waren es Fehler von Hawkins, die O'Sullivan die Frames brachten - auch wenn er bei einer Lochquote von 91 Prozent lag. So auch in zwei der letzten vier Frames, als es die Möglichkeit gab, erneut zu verkürzen. Die beiden anderen Frames zum 15:10 holte sich O'Sullivan mit zwei großartigen Century Breaks (133/ 124).
Doch während Hawkins in der dritten Session gute Chancen am Fließband vergab, schien eine Aufholjagd am Abend möglich. Mit einer 127 schaffte er das 11:15 und damit war der Rekord von Centurys in einem Match eingestellt. 2002 kamen Stephen Hendry und Peter Ebdon ebenfalls auf acht Breaks von über 100 Punkten. Als Hawkins dann eine 66 folgen ließ, keimte Hoffnung auf.
Und hätte Hawkins dann nicht bei 24 Punkten einen Fehler eingebaut, den O'Sullivan mit einer 77 bestrafte, es wäre noch einmal spannend geworden. So erhöhte der Weltmeister auf 16:12 und bestrafte auch die nächste Unzulänglichkeit mit einem Break von 88. Die Entscheidung war damit gefallen - mit einer 86 beendete O'Sullivan das großartige Finale der Snooker-WM 2013.