
Der Medaillenspiegel bleibt eine Deutschland freie Zone, doch zumindest näherten sich die Athleten dem begehrten Edelmetall an. Für Säbelfechter und Topfavorit Nicolas Limbach war das ein ebenso schwacher Trost wie für Ina-Yoko Teutenberg.
Als Nummer eins der Welt war Nicolas Limbach nach London gekommen und hatte Gold selbstbewusst als Ziel ausgegeben. "Held oder Depp" lautete sein Motto. "Wahrscheinlich bin ich jetzt der Depp - für alle anderen", bilanzierte er nun nach seinem Aus im Viertelfinale der Säbelfechter.
Er reihte sich ein in die Reihe der enttäuschten deutschen Olympioniken, die am zweiten Tag der Spiele immer länger wurde. Das Warten auf die erste Medaille geht damit weiter. Limbach lieferte wie seine Teamkollegen Max Hartung und Benedikt Wagner keine schlechte Leistung ab, aber im entscheidenden Moment reichte es nicht.
Limbach hatte sich in einem deutschen Duell in der Runde der letzten 16 Wagner ausgeschaltet und traf dann auf den Russen Nikolay Kovalev, gegen den er mit 12:15 verlor. "Die Enttäuschung ist groß. Ich wollte hier gewinnen - das ist klar."
Der Topmann der Weltrangliste war für alle Fechter sicherster Medaillenanwärter. Plötzlich aber fing die Hand des 26-Jährigen das leichte Zittern an: "Ich hatte nie diese Sicherheit, ich hatte gegen Kowalew nie das Gefühl, einen Lauf zu haben." Auch der Sturmlauf von Limbachs Dormagener Mitfechter Max Hartung wurde unter den besten Acht vom Ungarn Aron Szilagyi (13:15) gestoppt.
Teutenberg wird Vierte
Mit großen Ambitionen waren auch die deutschen Radfahrerinnen in das Straßenrennen gegangen. Am Ende reichte es zum vierten Platz von Ina-Yoko Teutenberg, der natürlich niemanden glücklich stimmte. "Der vierte Platz ist schon doof", zog sie ein trauriges Fazit.
Hinter einem Ausreißertrio gewann Teutenberg den Spurt des Hauptfeldes, über den möglicherweise entgangenen Olympiasieg wollte die Beste des deutschen Quartetts nicht spekulieren. "Ich weiß nicht, ob ich den Spurt auch gewonnen hätte, wenn das Feld komplett angekommen wäre", sagte die 37-Jährige.
Arndt: Die waren zu stark
Diese hypothetische Frage ist auch nicht gerechtfertigt, denn sie lässt außer Acht, dass das Ausreißertrio um Siegerin Marianne Vos im strömenden Regen zu stark war. Die Favoritin aus den Niederlanden hatte die entscheidende Attacke lanciert und dafür gesorgt, dass Teutenbergs Hoffnungen auf einen Sprint sich nicht erfüllten.
Angeführt von Judith Arndt versuchten die Deutschen die Lücke zu schließen, doch es gelang nicht. "Die waren einfach zu stark", gestand Arndt ein. Und so holte hinter Vos die Britin Elizabeth Armitstead mit Silber das erste Edelmetall für den Gastgeber vor der Russin Olga Sabelinskaya.
Schießen plus Judo gleich Enttäuschung
Auch im Schießen blieb die dreimalige Weltmeisterin im Skeet Christine Wenzel mit Platz sechs ohne Medaille. Mit der Luftpistole reichte es für Munkhbayar Dorjsuren und Claudia Verdicchio-Krause gar nur für die Ränge 25 und 20.
Nach Leichtgewichtler Tobias Englmaier scheiterte mit Romy Tarangul auch der zweite Judoka früh. Die 24-Jährige verlor ihren zweiten Kampf in der Gewichtsklasse bis 52 Kilogramm gegen die Italienerin Rosalba Forciniti durch eine Bestrafung. Darüber regte sich Judo-Präsident Peter Frese mächtig auf. "Alle Favoriten fliegen hier raus, und wir schlagen uns selber", sagte er: "Dass man die Chance so aus der Hand gibt, das tut weh", fuhr er fort.