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Vom bundesweit hochgeachteten Freiburger Jugendsystem, das Streich als Jugendkoordinator selbst federführend mit aufgebaut hatte, profitiert er auch seit seiner Amtsübernahme im Profibereich. Den Abgang von Stürmerstar Papiss Demba Cisse, der für zwölf Millionen Euro nach Newcastle gewechselt war, hatte er mit Bordmitteln kompensiert. Vor der Saison verzichtete er bis auf drei junge, formbare Perspektivspieler auf Neuzugänge. Ergänzt wurde der Kader durch eigene Youngster, die den Vorteil mitbringen, bereits weitestgehend unter ihm aufgebaut worden zu sein, daher System und Offensiv-Philosophie der Freiburger und die Arbeitsweise des Coaches aus dem Effeff kennen.
Streich schwört vornehmlich auf ein 4-4-2-System, lässt seine Mannschaft hoch und aggressiv pressen ähnlich wie der BVB. Früh werden die Anspielstationen zugestellt, der ballführende Gegner so unter Druck gesetzt und damit zu Fehlern gezwungen. Gleichzeitig verfügt der SC Freiburg über ein schnelles und hervorragendes Umschaltspiel. Das flotte Kurz- und Flachpassspiel bedingt eine hohe Einsatz- und Laufbereitschaft der ganzen Mannschaft und eine große taktische Disziplin. Das fängt bereits im Sturm an, den Streich daher auch seit dem Abgang von Torjäger Cisse gerne mit gelernten Mittelfeldspielern besetzt - aktuell regelmäßig mit Jan Rosenthal und Max Kruse.
Vielseitig einsetzbare Spieler
Der Star ist die Mannschaft, die Probleme auf dem Platz nach Möglichkeit spielerisch und im Kollektiv lösen soll. Perfekt einstudierte Laufwege sind wichtig, variabel ausgebildete, auf verschiedenen Positionen einsetzbare Spieler allerdings Grundvoraussetzung. Vegar Hegenstad kann sowohl linken und rechten Außenverteidiger, Johannes Flum unter anderem beide Innenverteidigerpositionen und Oliver Sorg sowohl defensives Mittelfeld als auch auf der Außenbahn spielen. Genau darauf wird in der Nachwuchsausbildung in Freiburg Wert gelegt.
"Die Jungs kommen aus unserer Fußballschule. Da hat ein Außenstehender gar keine Vorstellung, was in dieser Einrichtung passiert", hatte Streich laut welt.de vor der Saison erklärt. Die Bedingungen und Abläufe dort seien durchaus mit dem Profibereich vergleichbar, ergänzte er: "Ein A-Jugendspiel unterscheidet sich von der Bundesliga vor allem wegen der fehlenden 50.000 Zuschauer und dem ganzen Brimborium. In Vorbereitung, Analyse und dem dem Alter angemessenen Anspruch unterscheidet es sich nicht."
Harmonie, Teamgeist, aber auch Willen und Moral
Das scheint sich derzeit zu bewahrheiten. Freiburg steht auf Platz fünf der Bundesliga, hat mit 18 Gegentreffern die zweitbeste Defensive hinter dem FC Bayern München. Sicherlich auch Resultat davon, dass Streich seinen Spielern zugesteht, Fehler machen zu dürfen, sie nicht bei Misserfolgen vorschnell wieder aus der Mannschaft nimmt. Außerdem erklärt er ihnen akribisch genau, manchmal auch mit einem leichten Hauch von Besessenheit, was er von ihnen verlangt - in Einzelgesprächen oder auch bei praktischen Trainingsübungen auf dem Platz.