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Im Interview mit Blick gab Blatter zu, von Liga-Präsident Reinhard Rauball angerufen worden zu sein: "Rauball hat mich am Freitag angerufen und mir gesagt, ich solle zurücktreten. Ich sagte ihm, das sei nicht so einfach, wie er sich das vorstelle. Schließlich bin ich vom Kongress gewählt." Doch an einen Rücktritt denkt Blatter auch gar nicht.
Vielmehr holt er zum Gegenschlag aus und erklärte, die Deutschen hätten die WM 2006 im eigenen Land ebenfalls erkauft. "Da erinnere ich mich an die WM-Vergabe für 2006, wo im letzten Moment jemand den Raum verließ. Und man so statt 10 zu 10 bei der Abstimmung ein 10 zu 9 für Deutschland hatte. Ich bin froh, musste ich keinen Stichentscheid fällen. Aber, na ja, es steht plötzlich einer auf und geht. Vielleicht war ich da auch zu gutmütig und zu naiv."
Radmann: Blatters Angaben sind falsch
Fedor Radmann, Vizepräsident des WM-Organisationskomitees der WM 2006, wies dies promt zurück. "Blatters Angaben sind falsch", erklärte Radmann dem Tagesspiegel. "Wir haben die Abstimmung 12:11 gewonnen und nicht 10:9 und durch die Enthaltung von Charles Dempsey haben wir seine Stimme verloren und nicht gewonnen. Dempsey hatte dem DFB zugesichert, zuerst für England zu stimmen und nach einem Ausscheiden Englands für Deutschland."
Wie dem auch sei, Blatter überlegt, 2015 erneut zu kandidieren und sieht die FIFA auf einem guten Weg. "Ich wusste, dass es kein Spaziergang wird. Darum habe ich am Kongress 2011 entschieden, als man mich weghaben wollte, dass wir nun vorwärtsgehen. Es gab drei Entscheide: Wir änderten die Statuten, bildeten eine Ethik-Kommission und eine Lösungskommission. Jetzt haben wir die Instrumente, um einzugreifen."
Blatter lehnte Bestechung ab
Instrumente, die er kaum gegen sich selber einsetzen wird. Interessant ist weiterhin, dass auch Blatter einmal eine Zahlung erhalten hat. "Als ich Generalsekretär war, kam der Verbandspräsident eines Landes zu mir. Es ging um ein Entscheidungsspiel, der Sieger qualifizierte sich für die WM 1986. Er war hier in der FIFA. Bei der Abreise kam er zu mir und sagte: 'Es wäre gut, wenn der Schiedsrichter auf unserer Seite wäre.' Dann steckte er mir ein Couvert in den Mantel."
Zur Anzeige gebracht oder Maßnahmen unternommen habe er damals aber nicht, wie er auf blick.ch meinte. "Ich ging zurück ins Büro, öffnete den Umschlag. Es waren 50.000 Dollar drin. Ich habe das Geld dem Buchhalter gebracht. Er schlug vor, ein Konto auf den Namen dieses Mannes zu eröffnen und das Geld einzuzahlen. Das ließ ich diesem mitteilen. 14 Tage später hatte er das Geld abgeholt. Seither versuchte mich nie mehr jemand zu bestechen."