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Die Zahlungen gehen auf den Zeitraum zwischen 1992 und 1997 zurück. FIFA-Boss Sepp Blatter will von diesen Zahlungen allerdings zunächst nichts gewusst haben, erklärte in einem Interview mit blick.ch: "Ich habe es erst später erfahren, nach dem Kollaps der Agentur ISL im Jahr 2001."
Blatter habe von "Bestechung" nichts gewusst
Wenn Sepp Blatter sich öffentlich zu Vorwürfen äußert, hört es sich meist so an, als habe ein kleiner Junge eine Packung Panini-Bilder geklaut und es wäre alles gar nicht so schlimm. Zudem wirkt es so, als wären die geleisteten Zahlungen völlig normal. Er habe von den Zahlungen gewusst, schrieb die Süddeutsche, aber "solche Provisionen konnte man damals sogar von der Steuer absetzen. Heute wären sie strafbar."
Kein Wunder also, dass Blatter behauptet, von "Bestechung" nichts gewusst zu haben. Interessant ist nun, dass er zugab, schon seit 2001 - jenem Zusammenfall von ISMM/ISL - von diesen Zahlungen an Havelange zu wissen. "Die Schmiergeld-Zahlungen an Havelange gingen auf sein Privatkonto", sagte er der Blick. "Außer einmal, als eine Million versehentlich bei der FIFA landete."
Doch unternommen hat der mächtige Präsident nichts. Im Gegenteil, er stritt dies vehement ab. Jens Weinreich führte im Jahr 2004 ein Interview mit Blatter und beschreibt auf seinem Blog, wie dieses Gespräch, auch über das Schmiergeld, damals ablief. "Blatter log. Er log mal wieder. Er sagte, er wisse nichts davon. Die Kamera blieb lange auf seinem Gesicht. Bis er unsicher wurde und glucksend grinste. Wir haben das so reingeschnitten. Eine schöne Szene, ein Lügengesicht ohnegleichen."
Blatter nagelt Havelange an die Wand - erst jetzt
Nun versucht Blatter einmal mehr die Affäre ins positive Licht zu rücken. Die FIFA habe ja versucht, die Dokumente zu veröffentlichen. "Es war die FIFA, die damals Strafanzeige erstattete und den ganzen ISL-Fall ins Rollen brachte", so Blatter auf blick.ch. "Ich heiße weder Bestechung gut, noch unterstütze oder rechtfertige ich sie. Genau das wird mir jetzt vorgeworfen.", heißt es weiter.
Warum aber auf einmal Havelange von ihm an die Wand genagelt wird, ist nicht zu verstehen. Seit über zehn Jahren hat Blatter von diesem Fall gewusst. Nun, als er öffentlich geworden ist, rückt der FIFA-Präsedent ab. "Ich werde beim Komitee beantragen, dass das Thema beim nächsten Kongress behandelt wird" sagt Blatter zum Fall Havelange.
Seine persönliche Meinung? "Er kann nicht Ehrenpräsident bleiben nach diesen Vorfällen." Vorfälle, die seit Jahren bekannt waren, aber unter den Teppich gekehrt wurden und erst mit der Veröffentlichung der Dokumente ans Licht kamen. Blatter steht nun einmal mehr in der Kritik, wird von allen Seiten attackiert.
Die Deutschen hätten ja auch bestochen, so Blatter
"Ich spreche für das gesamte DFB-Präsidium, wenn ich sage: Wir sind erschüttert. Es ist ein schockierender Fakt", sagte DFB-Boss Wolfgang Niersbach. "Genauso schockiert bin ich über die Reaktion des FIFA-Präsidenten. Wenn nicht-unbedeutende Entscheidungsträger der FIFA offensichtlich Geld kassiert haben und dann gesagt wird, es war damals nicht verboten, ist das eine Reaktion, von der wir als DFB uns nur total distanzieren können."