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Präsident in Manipulationsskandal verwickelt
Am 02. Juli diesen Jahres wurde der Präsident des auf nationaler Ebene erfolgreichsten Fußball-Vereins der Türkei, Aziz Yildirim, zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und drei Monaten verurteilt. Neben Yıldırım wurden 19 weitere Spieler, Trainer und Verantwortliche auch anderer Vereine zu Haftstrafen zwischen fünf Monaten und zweieinhalb Jahren verurteilt. Das Gericht befand den Präsidenten schuldig, vier Spiele von Fenerbahce gegen Karabükspor, Ankaragücü, Sivasspor und Istanbul BB verschoben und zusätzlich die Partie Eskisehirspor gegen Trabzonspor manipuliert zu haben.
Yildirim hat Berufung eingelegt und der zweite Prozess wird mit Spannung erwartet. Die Konsequenzen, die sich aus dem Urteil ergeben, sind schnell aufgezählt: Es gibt keine! Einzig in der Saison 2011/12 schloss der türkische Verband die Mannschaft von der Teilnahme an den europäischen Wettbewerben aus - und das auch nur auf immensen Druck der UEFA. Der Verein spielt weiterhin in der ersten Liga, als sei nichts gewesen. Yildirim selber ist weiterhin Präsident des Clubs. Und die Fans, sie halten dem Verein in derselben Form wie vorher die Treue.
Hat die Politik bei Fener die Finger im Spiel?
Man zweifelt nicht an seiner Unschuld, Verschwörungstheorien machen die Runde. Yildirim sei den wichtigen Männern im eigenen Verein und den politischen Machern des Landes zu mächtig geworden. Niemand Geringeres als Premierminister Recep Tayyip Erdogan, selber Mitglied bei Fener, habe die Ermittlungen im Manipulationsskandal zumindest gestattet, wenn nicht sogar initiiert. Es sind Gerüchte wie diese, die durch Internetforen und türkische Teestuben wabern wie der Gestank von verfaulenden Tierkadavern - der Club wird diese Gerüch(t)e einfach nicht los.
Gleichzeitig heißt es unter anderem von Seiten der Anhänger Galatasarays, Erdogan habe für die milden Urteile gesorgt, weil er die Bewerbung um die Ausrichtung der Europameisterschaft 2020 in Gefahr sah. Widersprüchlicher geht es kaum. Genährt wurden die Vermutungen, dass die Politik erheblichen Einfluss genommen habe durch die Erklärungen des Premierministers, die betroffenen Clubs sollten nicht bestraft werden, dafür aber die handelnden Personen. Er wiederholte dies in einem Gespräch mit UEFA-Präsident Michel Platini, was dieser lapidar mit den Worten "Das ist nicht die Vorgehensweise der UEFA!" abtat.
Wie jedoch können sich die Anhänger auf den Rängen voller Inbrunst über die Siege des eigenen Teams freuen, solange ein des Betruges schuldig gesprochener Präsident die Geschicke des Clubs in Händen hält? Sie schaffen es anscheinend, indem sie sich mit Ausschreitungen ablenken. Statt sich kritisch mit den Vorgängen im eigenen Klub auseinanderzusetzen, ging man zunächst für die Freilassung Yildirims auf die Straße. Eine Demonstration jagte die nächste.