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Den "Chef hatten wir uns freilich ganz anders vorgestellt. Er residierte nämlich nicht in einem für einflussreiche Hokuspokus-Spezialisten weltweit üblichen luxuriösen Residenz, sondern in einem Armenviertel Accras in einem Raum ohne Möbel, nur mit einem Gebetsteppich und reichlich arabischer Literatur. Denn es handelte sich verblüffenderweise um einen muslimischen Geistlichen!
Das warf natürlich gleich die Frage auf, wie passt das denn zusammen, Islam und Juju? Darauf gab es eine klassische pragmatische Antwort, wie man sie in der arabischen Welt kaum bekommen würde. Der Islam sei eine wohlschmeckende Suppe, aber Juju sei das Fleisch, das diese Suppe noch schmackhafter mache als sie ohnehin schon ist. Und außerdem würde man Freitag in der Moschee grundsätzlich Allah um Vergebung bitten, was die Juju-Aktivitäten während der Woche angeht.
Brasilien führend im Juju
Irgendwie nachvollziehbar, aber warum gewinnen die Westafrikaner dann nie eine Weltmeisterschaft, obwohl sie Juju-technisch so führend sind. Diese Frage stieß beim Meister auf völliges Unverständnis. Schließlich sei gerade Brasilien in dieser Disziplin führend, dass man in Ghana und Co. trotz guter Juju-Leute (noch) nicht an die Masse der dortigen Profischamanen herankomme. Und was ist mit den Europäern? Na, da sei es ja völlig klar, dass ein Land wie Deutschland, dass die beste Ingenieure sein eigen nennt, natürlich auch im Juju-Bereich hochqualifiziertes Personal besitzt, noch dazu mit weit besseren Arbeitsbedingungen als die Pendants in Ghana.
Keine Fragen mehr offen, nur noch die, wie das alles bei den vielen europäisch geprägten Legionären noch wirken kann? Diese sehen das ganze sehr locker, auch wenn sie in Europa aufgewachsen sind und mit diesen Praktiken eigentlich nicht in Berührung kamen. Juju stärkt den Zusammenhalt im Team und den Mannschaftsgeist, daher macht man das gerne mit. In diesem Sinne sind wir gespannt, wer sich heute in diese westafrikanischen Duellen durchsetzt und welche spirituellen Hintermänner sich in Ghana, Mali, Nigeria oder Burkina Faso als Väter des Erfolges feiern lassen dürfen. Und Deutschland sollte hinsichtlich der Ambitionen in Brasilien 2014 deutlich mehr in den Nachwuchs investieren, nicht nur bei Fußballspielern und Ingenieuren.