
Zwei Tore von Artjoms Rudnevs machen es möglich: Der HSV steht nach einem 2:0 gegen Hoffenheim einen Punkt hinter einem Champions League-Rang und fliegt entspannt nach Brasilien zum Testspiel bei Grêmio. Dem lettischen Knipser sei Dank.
Thorsten Fink brachte drei neue in die Startelf, verglichen mit dem 1:1 in Wolfsburg. Zhi-Gin Lam bekam links in der Viererkette den Vorzug vor Jeffrey Bruma, Tolgay Arslan verdrängte Tomas Rincon aus der Mittelfeldraute (Milan Badelj rückte auf die Sechserposition), und Son Heung-Min spielte für den verletzten Maximilian Beister.
Hoffenheims neuer Coach Frank Kramer gab seinen Bundesligaeinstand, indem er vier Positionen von Markus Babbels letzter Startformation austauschte: Matthieu Delpierre, Sebastian Rudy, Roberto Firmino und Eren Derdiyok kamen als namhafte Profis ins Team, Denis Streker, Stephan Schröck, Sven Schipplock und Joselu fielen aus der Elf.
Fast eine halbe Stunde aus sah das, was Hoffenheim machte, einigermaßen stabil aus, die Gäste machten insgesamt sogar den etwas reiferen Eindruck. Die TSG, der einzige Bundesligist, der noch nie in Hamburg gewonnen hatte, brauchte aber nur einen zielstrebig vorgetragenen Gegenangriff, um in alte Muster zurückzufallen - und zwar in so richtig alte.
Déjà-Vu im Kraichgau
Regelmäßige Zuschauer von TSG-Spielen (eine Handvoll wird es ja geben) mussten sich als Opfer eines perfiden Déjà-Vu-Scherzes wähnen, als Koen Casteels drei Meter vor der Torlinie stand und den Ball direkt über sich hinweg unter die Latte fallen sah, nach einer Kopfballbogenlampe von Artjoms Rudnevs. Dennis Diekmeier hatte, unbedrängt, schön aus vollem Lauf auf den Kopf des Letten geflankt, der jedoch auch von einer falschen Bewegung von Gegenspieler Delpierre profitierte.
Erst vor fünf Tagen, beim 1:4 gegen Werder Bremen, hatte Casteels ebenfalls ein Kopfballtor kassiert, weil er zu weit vor der Linie postiert gewesen war. Das war aber noch nicht das einzige, was man in Nordbaden schon mal so gesehen hatte in jüngerer Zeit. Denn im Anschluss an das Gegentor gerieten die Hoffenheimer ins Schwimmen und ließen noch einige Chancen vor der Pause zu: Ein Schuss von Son strich haarscharf über die Latte, was Casteels begrüßen wird, denn er hatte einmal mehr die Fäuste gar nicht rechtzeitig nach oben bekommen.
Und ein Drehschuss von Arslan nach einer weiteren Diekmeier-Flanke flog dann sogar ans Gebälk. So ging es mit einem verdienten 1:0 für die Rothosen in die Pause, während die wenigen mitgereisten Hoffenheimer unter den knapp 50.000 frierenden Zuschauern missmutig die über lange Strecken des Spiels relative Stabilität ihrer Elf gegen die große Harmlosigkeit im Angriff aufrechneten.
In der zweiten Halbzeit geschah bei minus sechs Grad in Hamburg nicht mehr viel, so dass die Hamburger schon einmal von knapp 30 Grad in Porto Alegre träumen konnten. Ein Tor fiel aber dennoch, und wieder war Artjoms "Addi" Rudnevs der Torschütze. Ein Freistoß von Dennis Aogo von der rechten Seite wurde von Rudy oder Son verlängert, schwer zu erkennen, ob Freund oder Feind verantwortlich war. Jedenfalls fiel das Leder Rudnevs vor die Füße, der nicht einmal saubere Schusstechnik brauchte, um aus sieben Metern zu vollstrecken.
Der HSV liegt nach diesem 2:0-Sieg zunächst mal nur noch einen Punkt hinter Schalke auf dem sechsten Platz. Bis die großen Zeiten von Ernst Happel zurückkehren, in denen die Rothosen letztmals gegen Grêmio antraten (im Weltpokal 1983), wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Aber echte Sorgen um die negativen Folgen des PR-Trips braucht niemand zu haben. Sorgen müssen sich andere Bundesligisten machen - wie Hoffenheim, das nur durch die Schwäche von Augsburg und Fürth noch immer nicht auf einem direkten Abstiegsplatz steht.