Liverpool steht auf einem Abstiegsplatz. Der neue Trainer beschwert sich über die Transfers, der Besitzer schreibt in einem Offenen Brief zurück. Aber lassen sich die Lehren der Boston Red Sox wirklich im europäischen Fußball umsetzen? sportal.de analysiert die Lage in Anfield.
Fans des FC Liverpool hatten zu Beginn des Sommers einigen Anlass zu lange nicht gekanntem Optimismus. Nach einer enttäuschenden, mit Platz acht in der Premier League beendeten Saison war Manager und Clublegende Kenny Dalglish entlassen und durch den mehr als 20 Jahre jüngeren Brendan Rodgers ersetzt worden.
Der Nordire, früher im Trainerstab des FC Chelsea unter José Mourinho, hatte Swansea City in die Premier League geführt und ein vermeintlich chancenloses Team mit begeisterndem, anspruchsvollen Fußball im Mittelfeld der Tabelle gehalten. Der Spitzname "Swanselona" sollte das Passspiel der Waliser charakterisieren, und genau dieses Passspiel versprachen sich die Besitzer des Traditionsclubs von der Anfield Road, die amerikanische Fenway Sports Group, auch für Liverpool von Rodgers.
Nach drei Spieltagen stehen die Reds aber wenig besser da als die dem gleichen Eigentümer gehörenden Boston Red Sox, die gerade ihre schlechteste Saison seit Jahrzehnten in der Major League Baseball erleben. Erst ein Punkt sprang aus zwei Heim- und einem Auswärtsspiel in der Premier League heraus, der aber immerhin beim 2:2 gegen Manchester City.
0:3 gegen den Ex-Co-Trainer
Rodgers erstes Premier League-Spiel mit Liverpool endete mit einem 0:3-Debakel bei West Bromwich Albion, dem Team, das vom im Sommer mit Dalglish entlassenen früheren Reds-Assistenzcoach Steve Clarke betreut wird. Positive Ansätze waren in diesem Spiel vor dem 0:1 und einem späteren Platzverweis gegen Daniel Agger durchaus zu sehen gewesen, wie auch gegen City, als individuelle Patzer Liverpool um einen möglichen Sieg gegen den Meister brachten.
Gegen Arsenal beim 0:2 sah es schon nicht mehr so gut aus, obwohl der von Real Madrid ausgeliehene Nuri Sahin sein Debüt für die Reds gab. Sahin hatte auch mit einem Wechsel zu den Gunners geliebäugelt, aber sein Trainer José Mourinho hatte das Leihgeschäft mit Liverpool empfohlen, wo sein ehemaliger Schützling Rodgers wirkt, während der Portugiese keine Freundschaft mit Arsène Wenger pflegt.
War dieser Wechselstreit also zu Liverpools Gunsten ausgegangen, so konnte man das von zwei anderen Transfers nicht sagen, und nach dem Arsenal-Spiel eskalierte der Unmut. Der erste Streitfall war Anfang Juli Gylfi Sigurdsson. Der war in der vergangenen Saison von Hoffenheim an Swansea City ausgeliehen worden, wo er unter Rodgers sieben Tore und drei Assists in 18 Premier League-Spielen verzeichnet hatte. Kein Wunder also, dass Rodgers den Isländer gerne auch in Liverpool trainiert hätte. Die Reds zogen aber im Wettbieten mit Tottenham Hotspur den Kürzeren.