(Seite 3 von 3)
Klingt soweit gut und vernünftig, aber es stellt sich die Frage, ob das eine echte, nachhaltige Strategie ist oder nicht eher die nachträgliche Rechtfertigung einer gescheiterten Transferstrategie in diesem Sommer. Zwar betont Henry auch, der Club leide immer noch an den von den Vorbesitzern (den Amerikanern George Gillett und Tom Hicks, von denen FSG Liverpool im Herbst 2010 kaufte) hinterlassenen Problemen.
Mehr als 70 Millionen Euro an einem Tag
Aber er gibt auch zu, selbst Fehler gemacht zu haben, und die mehr als 70 Millionen Euro, die Liverpool im Januar 2011 an einem einzigen Tag für Andy Carroll und Luis Suárez bezahlte, passen nicht so ganz zu der jetzt propagierten Philosophie - auch, wenn ein Großteil der damaligen Summe durch den vorherigen Verkauf von Fernando Torres nach Chelsea gedeckt war.
Aber selbst, wenn Henrys Strategie ernst gemeint sein sollte, dann stellt sich die Frage, ob das, was in den amerikanischen Profiligen funktioniert, im europäischen Fußball überhaupt machbar ist. Im Baseball etwa, wo die Red Sox unter Henrys Ägide zwei World Series gewannen, nachdem sie zuvor mehr als 80 Jahre ohne Titel überstehen mussten, ist ein Großteil der Einnahmen aus 162 Saisonspielen fest kalkulierbar, etwaige Playoffteilnahmen sind nur ein kleiner Bonus. In NBA und NFL begünstigen die Regularien zum Kauf neuer Spieler in den Drafts Chancenausgleich, weil schwächere Teams ersten Zugriff auf gute Talente haben.
Im europäischen Fußball aber ist das ganz anders. Hier kostet jedes Jahr, in dem man nicht in der Champions League spielt, viel Geld in der Konkurrenz mit den anderen Clubs der Liga, der Abstand zu diesen wird mit jedem erfolglosen Jahr größer, nicht kleiner. So sympathisch der Ansatz, auf Talente zu setzen und keinen kurzfristigen Erfolg erzwingen zu wollen, für viele Fans klingt - als achtreichster Club der Welt, der Liverpool ist, einfach mal zwei, drei Umbaujahre einzuplanen und danach dann wieder auf Augenhöhe mit Manchester United, City und Arsenal zu sein (oder auch nur Tottenham Hotspur), das ist schon ein gewagtes Unterfangen.