Das kann nicht wahr sein: In unseren Top Ten der besten Bundesliga-Torhüter der abgelaufenen Saison hat ausgerechnet Manuel Neuer keinen Platz. Wahnsinn? Ignoranz? Komplette Ahnungslosigkeit oder gar schlichte Provokation? Nichts von alledem: Der Notenwürfel hat gesprochen.
"Torhüter und Linksaußen haben nicht alle Latten am Zaun", lautet ein seit Jahrzehnten im Fußball bekanntes Vorurteil, das zumindest unsere User gerne auch auf uns Sportjournalisten ausweiten würden vor allem dann, wenn wir uns erdreisten Fußballern Noten zu geben. Und erst recht, wenn wir dann auch darauf basierend halbjährliche Top Ten-Rankings aufstellen.
Daher werden wir in den nächsten Tagen wieder mit einem massiven Kommentar-Shitstorm gegen uns zu rechnen haben. Denn schon bei den Torhütern bieten wir durch die Nichtberücksichtigung von Manuel Neuer und Roman Weidenfeller immerhin die Keeper mit den wenigsten bzw. drittwenigsten Gegentoren der Liga genügend Angriffsfläche. Als Bayern-Hasser sind wir ja ohnehin schon verschrien, genauso wie als BVB-Fanseite. Doch wie passt das hier zusammen?
Schluss mit den Rechtfertigungen. Die Papiertüten bleiben im Schrank. Wir verkünden unsere Top Ten der Torhüter, die nach mindestens 17 benoteten Einsätzen den höchsten sportal.de-Notenschnitt vorweisen können, mit stolzgeschwellter Brust, reinem Gewissen, aber vor allem dem ungetrübten Glauben an die Unbestechlichkeit unseres Notenwürfels. Daher blicken wir allen Kritikern, die unser Ranking als "lächerlich", "ein Witz" oder ganz einfach "Scheißliste" verunglimpfen, mannhaft ins Auge und beginnen sie passend mit einem Mann, den Uli Hoeneß einst etwas freundlicher formuliert zur Wurzel allen Übels abstempelte.
10. (10) Thomas Kraft (Hertha BSC)
sportal.de-Durchschnittsnote 3,21 (34 Spiele/64 Gegentore)
Zur Ehrenrettung von Kraft sei aber gesagt, dass er an der bescheidenen Rückrunde der Hertha genauso wenig Schuld trug wie vor einem Jahr an der verpassten Meisterschaft der Bayern. Zwar griff er so oft in sein Netz, dass manch geplagter Nordseefischer vor Neid erblassen würde, doch die Gegentore waren meist auf Fehler seiner Vorderleute zurückzuführen. Krafts "unglaublichen Reflexen" (O-Ton Ex-Coach Babbel) und seiner Präsenz auf dem Platz ist es vielmehr zu verdanken, dass die Hertha trotz allem den Relegationsplatz erreichte. Seinen Wert als Torhüter (Glanzparade und gehaltener Elfmeter), aber vor allem als Antreiber unterstrich er besonders im Spiel gegen Leverkusen. Mitspieler Torun rüttelte er verbal dermaßen wach, dass dieser per Doppelpack für den Punktgewinn sorgte. Vorbildlich auch Krafts Vereinstreue, denn sogar im Abstiegsfall will er bei Hertha bleiben.
9. (9.) Michael Rensing (1. FC Köln)
sportal.de-Durchschnittsnote 3,14 (32 Spiele/71 Gegentore)
Was für Kraft gilt, gilt genauso für einen weiteren ehemaligen Bayern-Keeper. Michael Rensing hütete zwar die Schießbude der Liga, doch Schuld an den teilweise clownesken Darbietungen der Kölner traf ihn am wenigsten. Eigene Aussetzer blieben bis auf das Spiel gegen Gladbach (Note 5) bei einem der wenigen Kölner Führungsspieler weitgehend Fehlanzeige, in der Rückrunde agierte Rensing mit zweimal einer 1 und dreimal einer 2 vor dem Komma sogar ausgesprochen stark und bewahrte seine Mannschaft vor einem noch katastrophaleren Torverhältnis. Viel zu schade für die 2. Liga: Aber den bitteren Gang wird er wohl nicht antreten müssen. Denn Anfragen diverser Erstligaclub soll es genug geben. Vor allem Werder Bremen gilt als heißer Interessent.