
Der IBF-Verband hat der Langeweile im Schwergewicht den Kampf angesagt. In einem Mini-Turnier soll ein geeigneter Gegner für Wladimir Klitschko gefunden werden. sportal.de stellt die ungeschlagenen Kubrat Pulev und Alexander Ustinov sowie Odlanier Solis vor.
Wladimir Klitschkos KO-Sieg über den chancenlosen Pflichtherausforderer Tony Thompson war an Langeweile kaum zu überbieten. Die Boxfans wünschen sich endlich wieder einen würdigen Herausforderer für die Klitschkos. Die International Boxing Federation (IBF) hat einen ersten Schritt in Richtung Spannung getan und ein Turnier ausgerufen, um den nächsten Pflichtherausforderer des jüngeren Klitschko-Bruders zu bestimmen.
Die hochkarätigen Teilnehmer an dem Schwergewichts-Turnier: Europameister Kubrat Pulev (aktuell die Nr. 3 der IBF-Weltrangliste), Tomasz Adamek (Nr. 4), Olympiasieger Odlanier Solis (Nr. 5) und der ungeschlagene Russe Alexander Ustinov (Nr. 6). Der Gegner für Wladimir Klitschko wird ausgeboxt. In der ersten Runde des Turniers bekommt es Pulev mit Solis zu tun. Tomasz Adamek bekäme es mit Alexander Ustinov zu tun, allerdings steht Adameks Bestätigung für eine Teilnahme noch aus.
Die Kandidaten für den Klitschko-Kampf:
Kubrat Pulev (16-0-0)
Der Bulgare ist beim Berliner Sauerland-Boxstall unter Vertrag. Er wurde dort behutsam von Matchmaker Hagen Döring aufgebaut und konnte sich im Mai durch einen TKO-Sieg gegen Alexander Dimitrenko den Europameistertitel (EBU) im Schwergewicht sichern. Pulev konnte Solis bei den Amateuren ein Mal schlagen. Das gelang David Haye und vielen anderen nicht. "Es stimmt zwar, dass Pulev Solis in einem ihrer Aufeinandertreffen bei einem Amateur-Turnier 2002 schlagen konnte, erklärt Solis-Promoter Ahmet Öner.
"Aber das Turnier war in Pulevs Heimat, in Bulgarien, und Solis verlor knapp nach Punkten. Ich denke, das allein sagt genug über diesen Kampf aus. Solis hat sich dafür übrigens schon bei den Amateuren revanchiert und seinerseits Pulev besiegt. Ich hoffe sehr, dass bei der Neuauflage bei den Profis neutrale Kampfrichter am Ring sitzen werden, aber ich bin mir sicher, dass die IBF darauf achten wird. Es gibt zwei Dinge, die wir im Boxen nun wirklich nicht mehr gebrauchten können: Mehr Langweilige und einseitige Siege der Klitschkos und Fehlurteile!"
Odlanier Solis (18-1-0)
Der Kubaner hat gerade sein erfolgreiches Comeback nach 14-monatiger Ringabstinenz gefeiert, nachdem er sich bei seinem WM-Kampf gegen Vitali Klitschko im März 2011 in Köln schwer am Knie verletzt hatte und drei Operationen über sich ergehen lassen musste. In seinem ersten Kampf nach der langen Pause im Mai überzeugte Solis - der von Öner (ARENA) und Kathy Duva (Main Events) co-promotet wird - mit einem einstimmigen Punktsieg über IBF Intercontinental Champion Konstantin Airich.
"Ich bin mir sicher, dass Solis die Langeweile im Schwergewicht ein für alle mal beenden wird, sagt Ahmet Öner. "Als Amateur hat er alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Und er wäre auch schon Profi-Weltmeister, wenn sein Knie gehalten hätte. Jetzt wird der jüngere Klitschko dafür bestraft, dass Solis gegen den älteren Bruder so viel Pech hatte!"
Tomasz Adamek (46-2-0)
Der erfahrene Pole, der in den USA lebt, verlor im September 2011 gegen Vitali Klitschko. Die physischen Unterschiede schienen für den früheren Halbschwer- und Cruisergewichtler unüberbrückbar. Doch Adamek kämpfte sich zurück und schlug im Juni Eddie Chambers. Sollte er an dem Turnier teilnehmen und gegen Ustinov sowie den Sieger aus Pulev vs. Solis gewinnen, hätte er sich die zweite Chance verdient.
Alexander Ustinov (27-0-0)
Der 2,02 Meter große Weißrusse besiegte bisher viele Journeymen, aber noch keinen wirklichen Hochkaräter. Dabei ist Ustinov schon 35 Jahre alt. Das Turnier ist die Chance, den Status des Namenlosen und der Namenlosen zu verlassen und ein ganz Großer zu werden. Ustinov ist übrigens bei der Klitschko-Promotion K2 unter Vertrag, so dass bei einem möglichen Titelkampf der WM-Gürtel quasi "in der Familie" bliebe.
Fazit: Das IBF-Turnier im Schwergewicht ist eine gute Idee. Es stehen zwar zwei Boxer im Teilnehmerfeld, die bereits gegen Vitali Klitschko verloren haben. Aber Solis verlor nur aufgrund einer Knieverletzung, lag in der ersten Runde laut Meinung vieler Experten gegen Vitali vorne, und Adamek zeigte sich zuletzt verbessert.
Wer gewinnt das Turnier? sportal.de legt sich fest: Der Sieger aus Pulev vs. Solis wird der Herausforderer für Wladimir Klitschko. Und eins steht in jedem Fall fest: So schlecht wie die letzten Gegner Mormeck und Thompson und der kommende Gegner Manuel Charr ist keiner der am IBF-Turnier teilnehmenden Boxer. Ein Fünkchen Hoffnung also auf ein wenig Spannung in der Königsklasse des Boxens.