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Waren die Ergebnisse beim Finalturnier in Portugal also tatsächlich völlig unerwartet? Zumindest aus griechischer Sicht: Nein. Auch wenn es überrascht haben mag, dass die Taktik tatsächlich auch bei einem großen Turnier funktionieren konnte. Otto Rehhagel hatte ein funktionierendes Kollektiv geschmiedet, bei dem jedes Rädchen in das andere griff.
Effizienz ist Trumpf
In Deutschland belächelt für seine Neuerfindung des Liberos und einer strikten Manndeckung, mit der dem Gegner die Möglichkeit genommen wurde, sein Spiel zu entwickeln, vermochte es Griechenland, beim Gegner extreme Raumnot hervorzurufen. Und egal, wer dieser Gegner war, die Griechen hatten die entsprechende Antwort.
Sicherlich, es war kein attraktiver Fußball, den die griechische Nationalmannschaft bei der EM 2004 bot, doch er war in höchstem Maße effizient. Drei 1:0 Siege im Viertelfinale gegen Frankreich, im Halbfinale gegen Tschechien und im Finale gegen Portugal, die Treffer fielen jeweils nach Standards, unterstreichen dies nur zusätzlich.
Die Griechen pflegten das Außenseiterimage erfolgreich bis zum Finale und zeigten mit perfektem Defensivspiel, wie man aus dieser Position heraus siegreich sein konnte. Ihr Sieg bei der EM lieferte im Prinzip eine mögliche Schablone, wie man gegen spielerisch überlegene, taktisch scheinbar überlegene Mannschaften erfolgreich sein konnte.
Und hier schließt sich der Kreis, in einer Zeit, in der das auf Ballbesitz ausgelegte Spiel der spanischen Nationalelf, des FC Barcelona oder des FC Bayern stilprägend sind. Plötzlich ist die damalige Spielweise der Griechen gar nicht mehr so anachronistisch. Es wäre interessant gewesen zu beobachten, wie die Weltmeistermannschaft der Spanier versucht hätte, dieses griechische System aufzubrechen.