
Der Krisengipfel des 8. Spieltags steigt am Sonntag in Nürnberg. Der Club und der Hamburger SV benötigen dringend Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Wem kann mit einem Sieg vorerst der Befreiungsschlag gelingen?
Noch nie sind sich die Traditionsvereine aus Nürnberg und Hamburg auf so tiefem Niveau begegnet. Die Ausgangslage ist offensichtlich: Beide Vereine haben einen kapitalen Fehlstart hingelegt und stehen mit jeweils fünf Zählern punktgleich im Tabellenkeller. Nur einen Sieg konnten die Gäste aus dem Norden bislang einfahren: Gegen die von vielen schon als Absteiger feststehende Eintracht aus Braunschweig gab es einen überzeugenden 4:0-Sieg, gegen Hoffenheim (1:5) und Dortmund (2:6) wurde der HSV selbst deklassiert.
Der Club aus Nürnberg ist sogar komplett sieglos, fünf Unentschieden konnten bisher verbucht werden. Angesichts der Saisonziele der beiden Vereine ist die Punktausbeute viel zu gering. Die Frage des "Sechs-Punkte-Spiels": Wer kann zunächst einen kleinen Schritt aus der bedrohlichen Tabellenzone machen und wer bleibt tief im Keller stecken? Ein weiteres Remis würde beiden Teams nicht weiterhelfen.
Umbruch mit van Marwijk
Während in Nürnberg versucht wird die Ruhe zu bewahren, ist man in Hamburg schon ins absolute Chaos versunken. Zwar ist dies nicht allein der sportlichen Talfahrt geschuldet, hilfreich ist die Situation der Mannschaft aber sicherlich nicht für die dramatischen Probleme in der Vereinsstruktur. Darum hat sich der HSV früh festgelegt, die Reißleine zu ziehen und den Trainerposten von Thorsten Fink neu mit dem Niederländer Bert van Marwijk zu besetzen.
"Meine Aufgabe ist es, wieder mehr Struktur zu schaffen und Deutlichkeit über das Spielsystem zu geben. Wir müssen so schnell wie möglich vom unteren Tabellenplatz wegkommen", sagte van Marwijk vor seinem Amtsantritt gegenüber dem niederländischen Radiosender NOS. Van Marwijk vertritt eine härtere Gangart als Vorgänger Fink, was dem HSV durchaus zugute kommen sollte. Erwartet wird, dass die eklatante Defensivstruktur nachhaltig gestärkt wird.
Großartige Rotationen und Experimente mit Dreierkette wie unter Fink gehören wohl der Vergangenheit an. Schon im Spiel gegen Frankfurt war eindrucksvoll die defensive Grundordnung mit zwei Viererketten zu erkennen. Davor agieren van der Vaart und Pierre-Michel Lasogga. Vor allem auf dem Last-Minute-Neuzugang aus Berlin ruhen die Hoffnungen der Hamburger. "Lasogga ist ein Arbeitstier, eine echte Maschine da vorne drin", sagte Sportchef Oliver Kreuzer in der Berliner Morgenpost.
An der Aufstellung der Rothosen wird sich aller Voraussicht nach nichts ändern, was wiederum die klare Linie beweist, die van Marwijk vorgibt. Für Diekmeier, der noch bis Mitte November mit einem Fußbruch ausfallen wird, rückt Heiko Westermann wieder auf die rechte Seite. Innen verteidigt der deutsche U17-Nationalspieler Jonathan Tah.
Schäfer: "Können gegen den HSV gewinnen!"
Auf Seiten der Nürnberger fehlt erneut Torjäger Daniel Ginczek (Zehenbruch), der wieder von Tomás Pekhart vertreten wird. Josip Drmic könnte wieder die Chance in der Startelf bekommen und anstelle von Alexander Esswein im Mittelfeld oder sogar als zweite Sturmspitze auflaufen. Zudem kehrt auch Per Nilsson wieder in die Innenverteidigung zurück. Noch nicht dabei sind definitiv der Langzeitverletzte Marcos Antonio, sowie Timo Gebhart und der suspendierte Hanno Balitsch.
Club-Torwart Raphael Schäfer blickt dem Krisengipfel am Sonntag optimistisch entgegen: "Wir waren in den letzten beiden Spielen bereits nah an einem Sieg dran." Der Club habe schon "einige gute Ansätze gezeigt, konnten aber unsere Leistung noch nicht über die vollen 90 Minuten abrufen. Das muss uns nun schnellstmöglich gelingen."
Dass der HSV mit neuem Trainer und neuem Selbstvertrauen anreist, lässt Schäfer kalt. Zwar bringe ein Trainerwechsel immer Veränderungen mit sich, ob der HSV dadurch stärker sei, wisse er aber nicht: "Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen und unser Potenzial abrufen. Wenn wir das schaffen, können wir gegen den Hamburger SV zu Hause auch gewinnen."
Die Statistik spricht jedoch nicht für die Gastgeber: In 62 Spielen siegte der HSV 32 mal. Dem gegenüber stehen 14 Siege der Franken und 16 Remis. Außerdem kassierte der FCN mit Abstand die meisten gegentore in der Vereinsgeschichte gegen den HSV (122).