
Bayer Leverkusen erwies sich im letzten Jahr als Stolperstein für die Bayern, können sie die Sensation am Samstag wiederholen? Die Begegnung verspricht zumindest viel Brisanz und fußballerische Klasse und könnte sogar eine Prognose für den restlichen Saisonverlauf geben.
Wir schreiben die 86. Spielminute in der Allianz-Arena zu München. Es steht 1:1. Daniel Carvajal flankt aus dem rechten Halbfeld gefährlich in den Strafraum. Der eingewechselte 1,74 Meter kleine Sidney Sam springt hoch und köpf den Ball mit voller Wucht an den Kopf seines Gegenspielers Jerome Boateng. Von dort findet der Ball seinen Weg ins Tor. Manuel Neuer ist geschlagen, das Wunder ist vollbracht.
Die dramatische Schlussphase im Spiel der Bayern gegen Leverkusen im Hinspiel der vergangenen Saison hat wohl noch niemand vergessen. Knapp ein Jahr später steht am Samstag um 18.30 (bei sportal.de im Live-Ticker) Uhr die Neuauflage - diesmal allerdings in der BayArena - bevor.
Im Topspiel des 8. Spieltags stehen sich zwei Mannschaften in Topform gegenüber, Spieler und Trainer sollten also gewarnt sein. Abgesehen davon, dass alle Fans wohl ein hochklassiges Fußballspiel erwartet, ist es durchaus eine Begegnung mit richtungsweisendem Charakter. Aktuell rangiert der amtierende Meister aus München gemeinsam mit Borussia Dortmund an der Tabellenspitze. Dicht gefolgt von der Werkself, die sich mit einem Punkt weniger in Schlagdistanz befindet. Am Samstag könnte es schon eine kleine Vorentscheidung für den kommenden Saisonverlauf geben. Mit einem Sieg können die Bayern ihren Vorsprung auf den Verfolger aus dem Rheinland auf vier Punkte ausbauen. Schafft Leverkusen aber den Sensationssieg, könnten sie sich noch in den Kampf um die Meisterschaft einschalten und aus dem Zweikampf zwischen den Champions-League-Finalisten der letzten Saison einen Dreikampf machen.
Leverkusen in Lauerstellung
Zwar will man von solchen Aussichten in Leverkusen - zumindest offiziell - nichts wissen, dennoch ist die Euphorie in der Mannschaft gigantisch. "Ich glaube nicht, dass die Bayern unschlagbar sind", räumt Torjäger Stefan Kießling Chancen für sein Team ein: "Wir gehen in dieses Spiel und wollen es gewinnen!" Torhüter Bernd Leno erkennt zwar klar die Qualität der Bayern an, glaubt aber auch an die eigenen Stärken: "Bayern ist die beste Mannschaft der Welt. Aber viele vergessen, dass wir auch guten Fußball spielen." Auch wenn die Mannschaft von Guardiola als klarer Favorit ins Spiel geht, müsse man sich "nicht kleiner machen als wir sind", so Leno weiter. Roberto Hilbert geht sogar noch etwas weiter in die verbale Offensive: "Wir werden alles dransetzen, die beiden da oben (Bayern und Dortmund, d. Red.) zu ärgern."
Fehlen wird bei diesem Vorhaben weiterhin Gonzalo Castro, der noch immer an einem Muskelfaserriss laboriert. Ansonsten kann Teamchef Sami Hyypiä auf die volle Breite des Kaders zurückgreifen. Wahrscheinlich ist, dass Robbie Kruse den Vorzug vor Heung-Min Son bekommt. Die Hoffnungen im Angriff der Werkself liegen wieder auf den starken Stefan Kießling und Sidney Sam. Vor allem Kießling könnte Manuel Neuer Angst einflößen, so überwand er den Bayern-Torwart bereits fünfmal - sooft wie kein anderer Spieler.
Bayern sind klarer Favorit
Das Lazarett auf Seiten der Bayern ist hingegen deutlich größer, aber nicht dramatisch. Es fehlen die Langzeitverletzten Badstuber, Thiago und Martinez, sowie der gesperrte Nachwuchsstürmer Patrick Weihrauch. Spekulativ bleibt die Aufstellung von Pep Guardiola ohnehin. Änderungen in der Aufstellung im Vergleich zum Champions-League-Spiel gegen Manchester City sind wahrscheinlich. So könnte Mario Mandzukic wieder in die Sturmspitze rücken. Möglicherweise könnte Rafinha dann aus der Mannschaft rotiert werden und Lahm kehrt auf seine angestammte Position rechts in der Viererkette zurück.
Egal wen Guardiola auch spielen lässt, klar ist, dass die Bayern nach dem Spiel gegen ManCity mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein ins Spiel gehen werden. Von "Fußball, wie ich ihn in meinem Leben fast noch nie gesehen habe", wagte Uli Hoeneß im Anschluss an die Partie zu sagen. Statistisch gesehen trifft Guardiola in Sami Hyypiä übrigens auf seinen stärksten Konkurrenten. Mit 86 Prozent haben beide den höchsten Sieganteil in der Geschichte der Bundesliga.