
Auch wenn 1899 Hoffenheim und der FC Augsburg 24 Stunden nach dem schweren Unfall des Hoffenheimer Spielers Boris Vukcevic auf den Platz traten, stand diese Partie im Schatten des Unglücks - das Sportliche ging beim 0:0 zu Recht unter.
Die Partie vor 22.000 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena stand ganz im Zeichen des verunglückten Vukcevic, der noch im künstlichen Koma liegt. Im Stadion war die Stimmung hörbar gedämpft, beide Mannschaften wirkten gehemmt vor der Hoffenheimer Minus-Kulisse im fünften Erstliga-Jahr.
Für Vukcevic auf dem rechten Flügel spielte Kevin Volland. Gegen die noch sieglosen Augsburger hatten die Gastgeber die besseren Chancen - aber auch die in der Schlussphase eingewechselten Sejad Salihovic und Eren Derdiyok konnten die drei Punkte nicht erzwingen. Routinier Salihovic sah nach einem üblen Tritt gegen Tobias Werner in der 88. Minute sogar die Rote Karte.
Zuvor war bereits Markus Babbel von seiner Trainerbank verwiesen worden, als er nach einer Gelben Karte für Daniel Williams wohl zu vehement protestiert hatte. Nach der Partie gingen die Hoffenheimer noch einmal in Vukcevics Trikot mit der Nummer 7 in die Fankurve, während die Anhänger den Namen Vukcevics skandierten.
Genesungswünsche von Augsburg-Spielern
Dessen Unfall hatte natürlich vor Beginn alles überschattet. "Alles für Boris!" hatten die Fans ihre Solidarität mit dem verunglückten Spieler per Plakat vor der Partie verkündet. Die Augsburger Spieler hatten sich in weißen T-Shirts mit der Aufschrift "Gute Besserung, Boris" warmgelaufen, im Hoffenheimer Fanblock hingen Plakate ("Halte durch!!!" - "Kämpfen, Boris") und ein großes Foto des Offensivspielers.
So geriet das sportliche in diesen 90 Minuten zu Recht in den Hintergrund. Dreieinhalb Stunden vor dem Anpfiff hatten Manager Andreas Müller und Clubsprecher Holger Tromp im Trainingszentrum in Zuzenhausen eine Pressekonferenz gegeben und erklärt, dass das Spiel auch auf Wunsch von Vukcevics Eltern und der Mannschaft nicht abgesagt werde. Der Zustand des 22-Jährigen nach seinem Autounfall ist "unverändert kritisch. Stabil kann man nicht wirklich sagen", erklärte Tromp.
Teampsychologe Jan Mayer war bei den Gesprächen vor der Begegnung bei der Mannschaft. "Bei den Spielern merkt man, dass sie das Prinzip Hoffnung übertragen wollen auf den Jungen", sagte Müller.
"Bei der Mannschaft ist eine Einstellung entstanden, in der wir in den Mittelpunkt die Hoffnung gestellt haben: Dass wir heute hier spielen, für Boris spielen, für ihn kämpfen", sagte der Manager. "Wichtig ist, dass wir eine Rückmeldung von den Eltern bekommen haben: 'Ja, spielt, kämpft für ihn.' Wir haben alle große Hoffnung, dass er wieder gesund wird." Die Mannschaft kenne Vukcevic aber sehr gut und habe gesagt: "Der Boris hätte gewollt, dass wir spielen. Das ist die schwerste Situation, die die Mannschaft jemals hatte."