Der Weg des Alou Diarra war umständlich. Aus der zweiten französischen Liga wechselte der defensive Mittelfeldspieler zu den Bayern, kam dort jedoch nicht über Einsätze im Reserveteam hinaus. Zahlreiche Wechsel später hat Diarra sein Glück bei Girondins Bordeaux gefunden und steht mit 30 Jahren vor seinem EM-Debüt.
Uli Hoeneß bezeichnete den Aufstieg von Alou Diarra einst als das "siebte Weltwunder". Dessen Reise zur EM ist für Frankreichs Fußball-Fachwelt auch keine Selbstverständlichkeit. Im Alter von 30 Jahren steht der defensive Mittelfeldspieler trotz einer mäßigen Saison vor seiner Premiere bei einer EURO - und gilt angesichts der Personalnot sogar als Hoffnungsträger für die wacklige Hintermannschaft.
"Wenn sie in den Kampf gehen müssen, können sie an seiner Seite mit geschlossenen Augen gehen", sagte der französische Nationaltrainer Laurent Blanc vor dem EM-Auftakt am Montag gegen England über seinen Vertrauensmann.
Dabei führte Diarras Weg bis in die futuristisch anmutende Donbass Arena von Donezk in der Vergangenheit keineswegs geradeaus. Vor zwölf Jahren wechselte er aus der zweiten französischen Liga zum FC Bayern, erzielte bis 2002 in 41 Regionalliga-Spielen fünf Tore. Den Sprung in die erste Mannschaft schaffte er nie.
Diarra fand sein Glück in Bordeaux
Wenn ihm damals jemand "gesagt hätte, dass er so eine Entwicklung nimmt, hätte ich bei einer Wette viel Geld verlieren können", meinte Münchens heutiger Club-Präsident Hoeneß später. Auf den damaligen Manager angesprochen, musste Diarra grinsen. Das sei lange her, meinte der schlaksige 1,90-Meter-Hüne.
Aber auch im Land des ersten EM-Gegners kam Diarra nicht in der höchsten Spielklasse zum Einsatz, wurde vom FC Liverpool immer wieder ausgeliehen. Bei Olympique Lyon verkrachte er sich später wegen einer Nicht-Berücksichtigung mit Trainer Gérard Houllier und war bislang bei insgesamt neun Clubs angestellt.