(Seite 4 von 4)
Pirlo deswegen aber in Manndeckung zu nehmen, wäre wohl der völlig falsche Weg. Die Verantwortung muss auf viele Schultern verteilt werden. Die Hauptlast wird dabei sicherlich vom deutschen Mittelfeld, allen voran wohl Sami Khedira, getragen. Doch gefordert ist die gesamte Mannschaft. Schon die Angriffsspitze muss Druck ausüben, aber auch nach hinten arbeiten, um Pirlo immer wieder zu stören und in Zweikämpfe zu zwingen. Der Einsatz vor Miroslav Klose statt Mario Gomez wäre daher wohl angeraten.
Gleichzeitig sollte das Mittelfeld massiert in die italienische Hälfte drücken, die Abwehr nachrücken, um gar keine Lücken zwischen den Reihen anzubieten, in die Pirlo seine tödlichen Pässe spielen könnte. "Wenn Pirlo das Spiel lenken darf, dann killt er dich", erklärte Hansen die große Gefahr. Aber auch wenn Pirlo noch so oft scheinbar unbeteiligt und lethargisch über den Platz schlurft, reicht ihm schon ein einziger Moment, um zum spielentscheidenden Killer zu werden. Sei es per Traumpass oder mit einem so sensationell ins Tor gezirkelten Freistoß wie gegen Kroatien. Auch unbedachte Fouls in Strafraumnähe sollte die deutsche Mannschaft also dringend vermeiden.
Pirlo selbst nach 120 Minuten noch zu Geniestreichen fähig
Das verspricht Schwerstarbeit für die deutsche Mannschaft über möglicherweise 120 Minuten, damit sich nicht eine ähnliche Situation wie im WM-Halbfinale 2006 entsteht, als in der 118. Minute Christoph Metzelders Kopfballabwehr bei Pirlo landete und dessen Zuspiel von Fabio Grosso vollstreckt wurde. Doch selbst wenn die deutsche Mannschaft im EM-Halbfinale 2012 Pirlos Kreise bis zum Ende der Verlängerung wird eindämmen können. Das Spiel gegen England hat gezeigt, dass er selbst im Elfmeterschießen noch Genialität versprühen kann. Abschreiben und für tot erklären sollte man Pirlo nicht. Das könnte sich rächen.
Malte Asmus