Trainer Armin Veh feuerte mehrfach wutentbrannt seine schwarze Schirmmütze auf den matschigen Rasen, Vorstandschef Heribert Bruchhagen sah arg mitgenommen aus und rang nach Worten: Die Lage für Eintracht Frankfurt ist nach dem 1:3 (1:1) beim 1. FC Köln nicht mehr bedrohlich oder ernst, sondern langsam aber sicher dramatisch. Oder "eindeutig prekär", wie Bruchhagen es nannte.
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Dem Tabellen-15. droht der fünfte Abstieg aus der Fußball-Bundesliga, er hat fünf Punkte weniger auf dem Konto als nach 21 Spielen beim vierten 2011. Doch während andere Abstiegskandidaten an Emotionslosigkeit, fehlender Leidenschaft und an Verkrampfung grenzender Unsicherheit leiden, plagt die Hessen keines dieser Probleme. Sondern ein fast kurios anmutendes: Die Eintracht steuert mit Herzblut auf den Abgrund zu.
"Hatten zu viel Leidenschaft"
"Wir hatten zu viel Leidenschaft", analysierte Trainer Armin Veh: "Wir wollen zu viel und spielen zu wenig mit Kopf und Sachlichkeit." Das Verhalten nach dem 1:2 sei "dumm" gewesen, erklärte Veh: "Wir haben viel zu offensiv gespielt." Der 55-Jährige hatte am Spielfeldrand wild gestikulierend versucht, einzugreifen, seine vogelwilden Spieler ließen sich aber nicht einfangen.
"Ich kann ja nicht jeden hinten halten", äußerte Veh ernüchtert: "Aber es ist mir so lieber, als wenn die Mannschaft total verängstigt wäre." Deshalb strahlt der Coach trotz des bis auf einen Punkt geschmolzenen Vorsprungs auf Relegationsplatz 16 große Gelassenheit aus: "Ich glaube schon, dass wir es können."
Vehs Bosse versprühten derweil am Samstag weitaus weniger positive Stimmung. Vorstands-Chef Bruchhagen und Sportdirektor Bruno Hübner wirkten mitgenommen, als stünde der Abstieg unmittelbar bevor. "Es fällt mir schwer, dieses Spiel zu analysieren", sagte der sonst so eloquente Bruchhagen mit leiser Stimme. Anfälligkeit bei Standards nannte er dann, und die Tatsache, "dass wir einfach keine Kompaktheit hinbekommen. Und da müssen wir jeden Einzelnen in die Verantwortung nehmen".
Hübner: Niederlage "sehr, sehr bitter"
Hübner sieht sein Team derweil in einer "Abwärtsspirale", die neuerliche Niederlage sei "sehr, sehr bitter. Die Situation ist ziemlich schwierig, weil die anderen immer punkten. Der Anschluss ist schon ein Stück weit weg. Am Ende bleiben nur vier oder fünf Vereine übrig, die zwei Absteiger und einen Relegations-Teilnehmer ausspielen".
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Auch in den Augen von Torhüter Lukas Hradecky wird die Lage "schlimmer und schlimmer. Das einzig Positive ist, dass noch nicht auf einem Abstiegsplatz stehen. Wir haben alles noch selbst in der Hand".
Und die Hessen haben in Alex Meier den Bundesliga-Torschützenkönig in ihren Reihen, der in dieser Saison auch schon wieder zwölfmal getroffen hat. Am Samstag natürlich auch gegen Lieblingsgegner Köln, sogar zum 1:0 (24.). Doch Yannick Gerhardt (29.), Dominique Heintz (57.) und Anthony Modeste (72.) drehten das Spiel.
"Die Lage wird immer gefährlicher", stellt auch Meier fest: "Aber wir dürfen nicht alles schwarz sehen." Das sieht auch Veh so. Sein Team hat schließlich Leidenschaft.