Lionel Messi kann Ottmar Hitzfeld am Dienstag in Rente schicken. Doch der Meistertrainer will ein Spinnen-Netz für den besten Fußballer der Welt auslegen.
Ottmar Hitzfeld will sich auch von Lionel Messi noch nicht in Rente schicken lassen. "Ich glaube nicht, dass das mein letztes Spiel sein wird", sagte der 65-Jährige vor dem Achtelfinale am Dienstag gegen WM-Mitfavorit Argentinien. Mit Hilfe von Xherdan Shaqiri plant Hitzfeld, vor dem Rückzug ins Privatleben erst noch Schweizer Fußball-Geschichte zu schreiben: Mit dem ersten Einzug in ein WM-Viertelfinale nach 60 Jahren.
"Wir haben Träume. Und wir selbst entscheiden, ob sie in Erfüllung gehen", sagte Hitzfeld vor dem Duell gegen den zweimaligen Weltmeister, der den viermaligen Weltfußballer Messi in seinen Reihen und eine himmelblau-weiße Wand im Rücken weiß. Damit, dass seine große Trainer-Karriere in São Paulo enden könnte, will sich Hitzfeld, den Kollege Alejandro Sabella erfürchtig "einen ganz großen Trainer" nannte, aber "nicht eine Sekunde" beschäftigen: "Ich bereite mich immer so vor, dass es weitergeht. Wir haben auch das Viertelfinale eingerechnet."
Sieg kann "Leben verändern"
Auch Mittelfeldspieler Valon Behrami träumt schon davon, "dass ein Sieg gegen Argentinien das Leben jedes Spielers verändern würde".
Doch vor allem der Respekt vor dem vierfachen Turnier-Torschützen Messi, den Sabella auf eine Stufe mit Weltmeister-Kapitän Diego Maradona stellt, ist riesig. "Vor Spielen schaue ich mir zur Einstimmung immer Videos von Messi an", sagte der künftige Leverkusener Josip Drmic ehrfürchtig: "Ich freue mich, dass ich ihm nun mal auf dem Platz in die Augen schauen kann." Und Behrami glaubt, dass der 27-Jährige nur mit Glück zu stoppen ist: "Er muss einen schlechten Tag haben und wir einen unglaublichen."
Hitzfeld "ein Fan von Messi"
Auf so eine Konstellation will Trainer-Fuchs Hitzfeld sich natürlich nicht verlassen. Auch der frühere Champions-League-Sieger (mit Borussia Dortmund und Bayern München) gibt zu, "ein Fan von Messi" zu sein, "wie alle, die den Fußball mögen. Aber wir wollen zeigen, wie man in stoppt". Tun will er dies mit echter taktischer Wertarbeit. Alle Spieler müssten konzentriert zusammenarbeiten, "dann kann eine Art Netz entstehen. Und in diesem kann sich Messi verfangen".
Manndeckung für den wohl besten Spieler der Welt, der mit dem A-Team der Albiceleste aber noch ohne Titel ist, habe "keinen Sinn", betonte Hitzfeld, der am Tag des Schweizer Ausscheidens in Rente gehen wird. Chancen sieht der Coach angesichts der Defensivschwächen des zweimaligen Weltmeisters. "Der Iran hat mit seinen Kontermöglichkeiten gezeigt, dass Argentinien durchaus verwundbar ist", meinte er mit Blick auf das unglückliche 0:1 der Asiaten in der Vorrunde.
Die Zeitung Blick denkt derweil eher an ein offensives Gegenstück zum Superstar des FC Barcelona und Kapitän der Argentinier. "Wir haben unseren eigenen Messi", titelte das Boulevardblatt in Bezug auf Bayern-Star Xherdan Shaqiri, der beim 3:0 gegen Honduras alle drei Treffer erzielte. Der "Kraftwürfel" selbst sprüht vor Ehrgeiz, weiter Schweizer Fußball-Geschichte zu schreiben: "Wenn man erst mal im Achtelfinale steht, ist vieles möglich."
120.000 Argentinier in Sao Paulo
Doch Messi glänzt zum ersten Mal auch bei einer WM, und er will es nun durchziehen bis zum großen Ziel. "Weltmeister zu werden, wäre das Schönste überhaupt", sagte er, in der Gewissheit, "dass ich mich nicht als wahren Champion bezeichnen kann, solange ich nicht Weltmeister geworden bin". Um sicher zu gehen, üben die Argentinier bereits seit Tagen Elfmeterschießen.
So oder so wird bei der Partie eine große emotionale Komponente durch die Fans hinzukommen. Gleich 120.000 Argentinier sind in den vergangenen Tagen nach São Paulo gekommen. Die meisten haben sich gleich für mehrere Tage eingemietet, in dem festen Glauben, hier am 9. Juli auch ein Halbfinale mit ihrer Mannschaft zu sehen.