
Rechtzeitig vor dem Fest füllt auch sportal.de einen Wunschzettel aus. Bayern neun Punkte vor der Konkurrenz, die Absteiger stehen quasi schon fest. Könnte die Bundesliga nicht etwas spannender sein, lieber Weihnachtsmann? Wir haben da einen Vorschlag.
Das Jahr neigt sich dem Ende, vor der Tür steht schon bald der Weihnachtsmann. In Deutschland zieht er in der Regel die bequeme Weise vor und verzichtet auf die anstrengende Kletterei durch den Kamin. Um so besser für sportal.de, denn wir haben große und nicht ganz unumstrittene Wünsche an den Mann mit dem großen Sack.
Gleich der erste Wunsch ist nur schwer umzusetzen:
Mehr Spannung in der Bundesliga!
Was kommt im nächsten halben Jahr bis zum Sommer auf uns zu, bevor es in die WM-Saison gehen wird? Die Champions League verspricht Hochspannung. Die Chance auf gleich drei deutsche Viertelfinalteilnehmer ist nach der Auslosung groß und auch in der Europa League sind noch alle Teilnehmer der Bundesliga vertreten.
Geteilte Bundesliga
International dürfen sich die Fans also auf hochinteressante Duelle freuen, doch national droht die große Langeweile. Der Blick auf die Tabelle der Bundesliga verrät es. Die Bayern sind neun Punkte vor Leverkusen. Diesen Vorsprung werden sie sich nicht mehr nehmen lassen. Und auch die Absteiger stehen fest, oder?
In den fußballerisch glorreichen Siebzigern mit WM-Titel und unendlich vielen Europapokalgewinnen hätte sich kein Mensch dafür interessiert, wer nun Zweiter oder Sechzehnter wird. Eine Relegation gab es nicht und der Zweite war nichts anderes als der erste Verlierer und landete dementsprechend im 'Cup der Verlierer' und nicht in der Liga der Champions. Nur weil das heute anders ist, soll dies schon zu mehr Spannung führen?
Der FC Bayern dominierte die Hinrunde in allen Belangen. Man kann Jupp Heynckes und Matthias Sammer nur gratulieren. Im Sommer wurden an der Isar die richtigen Schlüsse aus der Vorsaison gezogen. Nun sind die Spieler in der Lage aus spielerischer Dominanz auch Kapital zu schlagen.
Überragende Bayern
Das Torverhältnis von 44:7 sagt schon alles. In den wenigen Partien, die die Bayern nicht gewannen, waren sie meist ebenso überlegen. Pech im Abschluss verhinderte eine noch bessere Ausbeute, die aber auch so schon nah ans Optimum herankommt.
In der Fremde fing man sich nur in Nürnberg einen Gegentreffer ein, der auch zum einzigen Punktverlust auf fremden Plätzen führte. Wohl auch deshalb dachte sich Knecht Franck 'Ruprecht' Ribery am Dienstag, er müsse die Partie in Augsburg noch etwas spannender für die Zuschauer machen.
Denn eigentlich war das Spiel schon nach dem 0:1 entschieden. Da mag es den einen oder anderen Anti-Bayern-Fan gegeben haben, der noch hoffte, doch zu überzeugend war auch in diesem Match die bayerische Souveränität, die selbst durch falsche Schiedsrichterentscheidungen nicht ins Wanken geriet.
Abgeschlagener Tabellenkeller
Man hätte sich nach dem Schlusspfiff gewünscht, diese Größe hätte auch der Vorsitzende Karl-Heinz Rummenigge gezeigt, der im Gegensatz zum Trainer von einem falschen Platzverweis gegen Ribery sprach und somit Einfluss auf das Sportgericht des DFB nehmen wollte. Ansonsten überzeugten die Bayern auf ganzer Linie und haben sich eine hervorragende Ausgangsbilanz geschaffen. Wenn es der früheste Herbstmeister aller Zeiten nun auch noch schafft, mal wieder gegen eine Borussia zu siegen, steht einer ganz großen Saison nichts mehr im Wege.
Das ist die eine Seite der Medaille. Am Tabellenende ist es hingegen für drei Teams schon fast zappenduster. Für den Sechzehnten Hoffenheim sind es schon sieben Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Die Badener werden schon froh sein, wenn sie sich Augsburg und Fürth vom Leib halten. Die Schwaben und die Franken haben zehn Zähler Rückstand auf den Fünfzehnten Wolfsburg, einen Rückstand, den noch kein Team im Abstiegskampf aufholen konnte.
Wo ist da die Spannung? Ganz ehrlich, wenn Sie nicht gerade aus einer der drei Städte stammen, ein Hoffenheim-Hasser sind oder in Nürnberg wohnen, wird es ihnen herzlich egal sein, welche von den drei grauen Mäusen noch eine Chance über die Relegation erhält. Zu mehr wird es eh nicht mehr reichen.
Wenige Highlights
Wo waren außer in München weitere Glanzlichter in der Hinrunde zu finden? Wenn Sie nun Fortuna antworten, kann ich Ihnen nur sehr eingeschränkt zustimmen. Der Aufsteiger hat zwar schon satte 21 Punkte auf dem Konto. Doch diese resultieren aus langweiligem Defensivfußball des von Norbert Meier taktisch bestens aufgestellten Teams. Der Trainer schaffte es aus sehr bescheidenen Mitteln ein Team mit einer erstaunlichen Effektivität zu basteln.
Doch wenn die Düsseldorfer mal selbst das Spiel machen wollen, kassieren sie Niederlagen. So in Nürnberg, so beim drittklassigen Offenbach. Deshalb meinte Kapitän Andreas Lambertz nach der Pleite auf dem Bieberer Berg auch zurecht, dass die Offenbacher genau das gemacht hätten, was man ansonsten selbst praktizieren würde. Eine angemessene Antwort hatten die Fortunen auf dem Feld nicht parat.
So bleiben eigentlich nur zwei Attraktionen neben den Bayern zu nennen, die für Abwechslung sorgten und auf die man sich auch in der Rückrunde freuen darf. Der SC Freiburg bewies gleich mehrmals, dass er einem Gegner sein Spiel aufzwingen kann und durch große Laufleistungen in der Lage ist, es mit den Großen der Liga aufzunehmen. Doch damit genug der Lobeshymnen, hatte doch erst vor Kurzem mein Kollege Malte Asmus das hohe Lied auf Christian Streich gesungen.
Eintracht Frankfurt hat seine Fans total verzückt. Armin Vehs Mannschaft bietet insbesondere im heimischen Stadion regelmäßig ein Spektakel an. Die Gegner werden in schöner Regelmäßigkeit auseinander genommen, so dass sich mancher Fan schon an die Zeit mit Anthony Yeboah und Uwe Bein erinnert fühlt. Zwar stimmt von Zeit zu Zeit noch nicht die Balance zwischen Offensive und Defensive. Dem Spaß auf den Rängen tut dies aber keinen Abbruch.
Ein Vorschlag zur Regulierung
Reichen diese zwei Highlights, um uns die Bundesligawochenenden zu versüßen, wenn die großen Entscheidungen schon gefallen sind? Ein wenig mehr Spannung würde der Liga gut tun. Nur wie könnte man diese erreichen?
Wie in der Gesellschaft klaffen Oben und Unten in der Bundesliga immer weiter auseinander. Das liegt an der immer größer werdenden Spanne bei den Werbeeinnahmen, den Preis, den die Sportartikelausstatter zu zahlen bereit sind und auch an den TV-Einnahmen. In der nächsten Saison werden die Bayern fast 33 Millionen (plus sechs) bekommen, der Letzte der Liste die Hälfte (plus 3 Millionen). Im Gegensatz zu den bisherigen Auszahlungen werden dabei die Leistungen der letzten fünf statt der letzten vier Spielzeiten berücksichtigt, was für die Planungssicherheit der Clubs gut ist, aber ein Vorankommen für unten platzierte Clubs erschwert, somit der Besitzstandswahrung dient.
Ein Blick über den Teich zeigt, dass es auch anders geht. In den amerikanischen Profiligen werden die Einnahmen unter den Clubs sehr viel gleichmäßiger verteilt. Das kann sogar die Ticketeinnahmen betreffen. In der NFL sind dies bis zu vierzig Prozent, die ans Gastteam gehen.
Gleiche Verteilung der TV-Gelder
Die Folge ist, dass es seit 1980 mehr als doppelt viele verschiedene Meister gab als in der Bundesliga. Das liegt natürlich auch am größeren Markt, dem KO-System der Endrunde und dem Draftsystem, mit dem junge Spieler den Clubs zugeordnet werden. Doch im Gegensatz zum europäischen Fußball ist festzustellen, dass die Machtkonzentration im amerikanischen Sport um einiges geringer ist.
Natürlich stehen die Ligen in den USA in einem anderen Wettbewerb. International müssen sie sich keinem Vergleich stellen. Die Konkurrenz findet auf eine andere Weise statt. Jede der Profiligen muss dafür sorgen, dass sie attraktiv im Vergleich zu den anderen bleiben. So ist die NFL in ständiger Konkurrenz zur gleichzeitig ablaufenden NBA-Saison.
Die Bundesligaclubs wollen hingegen auch im internationalen Wettbewerb eine gute Rolle spielen, pochen daher auf eine leistungsbezogene Verteilung der TV-Gelder. Aber wären etwa acht Millionen, welche die Bayern verlieren würden, würde jeder Club gleich ausbezahlt werden, bei einem Etat von über 330 Millionen Euro wirklich entscheidend für die Münchner, ob sie das Halbfinale in der Champions League erreichen oder nicht? Für Augsburg oder Fürth würden sich aber neue Möglichkeiten ergeben, ligataugliche Spieler zu verpflichten.
Um es zu betonen, es geht nicht um Gerechtigkeit an dieser Stelle. Keiner der Bundesligaclubs ist arm oder nagt gar am Hungertuch. Auch in Augsburg und Fürth verdienen die Spieler gutes Geld. Es steht die Frage im Vordergrund, ob eine ausgeglichenere Liga nicht sehr viel spannender wäre, als eine in welcher der Spitzenreiter dreizehn Siege, die beiden Letzten zusammengezählt aber nur deren zwei auf dem Konto haben. Wäre eine ausgeglichenere Liga für die Fans nicht sehr viel aufregender und faszinierender, was wiederum dem Gesamtprodukt dienen würde?