
Kurz nach seiner US Open-Absage hat Rafael Nadal erstmals Einzelheiten über seine chronische Knieverletzung enthüllt. Er leide unter dem Hoffa-Kastert-Syndrom. Die Sorgen in der Tennis-Szene kann die Mitteilung kaum zerstreuen, OP und Pause drohen.
Das Hoffa-Kastert-Syndrom bezeichnet eine Schwellung von Fettgewebe des Knies unterhalb der Patellasehne. Schmerzen hat der Patient vor allem bei Drehbewegungen und wenn er das Knie beugt. Behandelt werden kann die Erkrankung entweder konservativ durch Ruhigstellung oder operativ. Welche Behandlungsmethode bei Nadal zum Einsatz kommen wird, steht noch nicht fest.
"Ich werde alles daransetzen, mich so rasch wie möglich zu erholen", erklärte Nadal der spanischen Nachrichtenagentur Efe. Ob er daher beim Davis Cup-Halbfinale gegen die USA vom 14. bis 16. September in Gijon wird auflaufen können, ist fraglich. "Wenn der Kapitän auf mich setzt, wäre es für mich eine Freude, wenn ich dabei sein könnte", erklärte Nadal zwar, machte aber auch deutlich, wo sein Fokus in erster Linie liegt: "Ich werde alles daransetzen, mich so rasch wie möglich zu erholen."
Nadals Probleme seit längerer Zeit bekannt
"Ich bin sehr traurig mitteilen zu müssen, dass ich immer noch nicht spielen kann und deshalb die US Open absagen muss" - mit diese Worte hatte Nadal auf seiner Facebook-Seite die Absage des letzten Grand Slam-Turniers in diesem begründete und damit die Tennisszene in Aufruhr versetzt.
Dass der Spanier seit Jahren an chronischen Knieproblemen leidet, war bekannt. Doch für besondere Besorgnis hatte das bisher nicht gesorgt. Nadal hatte zwar immer wieder vereinzelt Matches oder Turniere absagen müssen, um Erholungspause einlegen zu können, zuletzt Anfang März, als er in Miami das Halbfinale gegen Andy Murray gecancelt hatte. Doch er war rechtzeitig zur Sandplatz-Saison wieder fit geworden, hatte auf der roten Asche dominiert, ehe er in Wimbledon früh scheiterte.
Seitdem hatte Nadal mehr als vier Wochen pausieren können, hatte versucht sein strapaziertes Knie zu kurieren. Daher überraschte die aktuelle Absage bereits zwölf Tage vor Beginn der US Open 2012 umso mehr und beunruhigte Fans und Tennis-Beobachter gleichermaßen. Sogar Spekulationen über ein vorzeitiges Karriereende Nadals schossenen ins Kraut.
"Seine Karriere ist überhaupt nicht in Gefahr", widersprach Onkel und Trainer Toni Nadal laut sport.es schnell und erläuterte, dass es für Rafael einfach keinen Sinn mache, mit weniger als 100 Prozent Leistungsfähigkeit nach New York zu reisen. Wie lange Nadals Zwangspause dauern wird, konnte aber auch er noch nicht absehen. Als Nahziel gab er zumindest den Davis Cup an.
Beängstigendes Szenario für Nadal
Nachdem Nadal aber bereits Olympia, wo er eigentlich auch als Fahnenträger der spanischen Mannschaft vorgesehen gewesen war, hatte sausen lassen müssen und auch die US Open frühzeitig absagte, schwante Roger Federer in einer ersten Stellungnahme Böses. "Ich sah es kommen. Wenn er sich so früh zurückzieht, muss es etwas Ernstes sein", erklärte der Schweizer laut blick.ch in einer ersten Stellungnahme und fügte an: "Darum ist es etwas beängstigend."
Das scheint es auch nach Meinung des renommierten Schweizer Mediziners Heinz Bühlmann zu sein, der bereits vor einigen Tagen vermutet hatte, dass die Ursache für Nadals körperliche Probleme in seiner physischen Spielweise zu suchen sind, die gerade auf Hardplätzen zur Verschlimmerung führen könnte. "Denn anders als auf Sand ist der Fuß nach dem Abstoppen auf diesem Belag fixiert, und das fügt dem Knie Schaden zu", erklärte Bühlmann laut tagesanzeiger.ch.
Der ehemalige Arzt von Martina Hingis, der aufgrund seiner Erfahrungen mit Sportverletzungen das Buch "Biomechanik der Tennisverletzungen" geschrieben hatte, entwarf ein düsteres Szenario: "Man muss hier schon längst von einer chronischen Entzündung sprechen. Die Therapie ist in einem solchen Stadium extrem schwierig. Nadal ist auf dem Weg zu einer Arthrose der Kniescheibe." Einen Tipp hatte er für den Spanier auch parat: "Nadal sollte seiner Gesundheit zuliebe nur noch auf Sand spielen."
Hoffen auf baldige Rückkehr Nadals
Ein Rat, der allerdings so nicht umsetzbar wäre. Auf Sand und dem ebenfalls gelenkschonenderen Rasen wird schließlich nur von April bis Juni gespielt, der Rest der Saison wird auf stumpfen Hartplätzen oder Teppichen gespielt. Als Teilzeitspieler hätte Nadal auch keine großen Chancen, seinen Platz innerhalb der Top Vier verteidigen zu können und dann würde er schon relativ früh in Turnieren auf die großen Konkurrenten Federer, Novak Djokovic oder Andy Murray treffen.
Umso wichtiger für Nadal, dass er seine gesundheitlichen Probleme in den Griff bekommen kann. Vor allem, dass er sich die nötige Ruhe und Auszeit gönnt und erst zurückkehrt, wenn auch tatsächlich wieder fit ist - auch wenn es, wie Spekulationen in der Branche nahelegen, sogar bis zum Januar dauern würde. Das brachte auch Djokovic laut derbund.ch zum Ausdruck: "Das Tennis verliert, wenn Rafa nicht da ist, denn er ist jemand, der in diesem Sport Geschichte geschrieben hat."