
Während die Hamburger Profis in Schweden beim Survival-Training sind, interessiert sich Anzhi Makhachkala offenbar für den Sportchef des HSV. Verlässt Frank Arnesen die Rothosen, um mit seinem Mentor Guus Hiddink zusammenzuarbeiten? sportal.de analysiert.
Bis zum Montag ist der HSV noch in Schweden beim Survival-Training. Ohne technische Hilfsmittel sollen die Spieler angeblich drei Tage lang durchkommen - was nicht für Pressesprecher Jörn Wolf gilt, der Twitterpics im Minutentakt verschickt, auf denen man sehen kann, wie die Profis aus dem Kanu steigen oder am Lagerfeuer sitzen.
"Teambuilding" ist das neudeutsche Wort für solche Unternehmungen, die sicher auch das eine oder andere Managerseminar begleiten. Teambuilding ist auch die Aufgabe von HSV-Sportchef Frank Arnesen, der selbst nicht mit in der Wildnis war, was ihn aber nicht davor bewahrte, zum Objekt von Transferspekulationen ganz anderer Art zu werden. Diese betrafen den Dänen selbst, an dem laut Hamburger Morgenpost Anzhi Makhachkala Interesse zeigt.
Anzhi wird von Guus Hiddink trainiert - wie auch 1988 PSV Eindhoven, als die Niederländer den Europapokal der Meister gewannen, mit Frank Arnesen als Spieler. Die Verbindung zwischen Hiddink und Arnesen ist also gegeben. Aber gibt es auch eine Chance, dass Arnesen nach Russland wechselt? Laut Sportchef gab es "eine direkte Anfrage" nicht, wie der Kicker zitiert.
Arnesen verließ schon einmal einen Arbeitgeber für mehr Geld
Das muss nun nicht unbedingt etwas heißen, denn als Arnesen nach einem Jahr Tottenham Hotspur in Richtung Chelsea verließ, kündigte er das auch nicht gerade öffentlich an, sondern traf sich erst einmal heimlich mit Roman Abramovich. Dass der Job in Moskau (denn dort arbeiten die Verantwortlichen des nominell am Kaukasus beheimateten Clubs) finanziell lukrativer sein dürfte als der in Hamburg, war ohnehin klar.
Noch deutlicher wurde es aber durch das Arnesen gerade von der dpa zugeschriebene Zitat: "Es ist schwer, noch jemanden zu holen bei unseren finanziellen Möglichkeiten, erst müssen wir verkaufen". Wow. Es muss dem HSV wirklich noch viel schlechter gehen als gedacht. Paolo Guerrero und Gökhan Töre wurden verkauft, David Jarolim und Mladen Petric wurden ebenfalls von der Gehaltsliste gestrichen.
Und trotzdem will der Club, der in der Vorsaison fast abgestiegen wäre, weiter sparen? Das klingt nach drakonischem Fiskalpakt, und ebenso wie in der Euro-Politik darf man darüber streiten, ob man sich nicht zu Tode sparen kann. Noch hat kein HSV-Verantwortlicher gesagt, die 2. Liga habe "ihren Schrecken verloren".
Skeptische Medien, sparsamer Club
Die Hamburger Medien jedenfalls sind den ganzen Sommer hindurch schon auf Skepsis-Pilot geschaltet. Das ist im Großen und Ganzen verständlich, denn unter dem Strich wirkt die Hamburger Mannschaft für die kommende Saison schwächer, nicht besser als die des Vorjahres. Noch ist allerdings Zeit, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden, und das Mantra, man könne sich gar nichts leisten und müsse deshalb mit Spielern wie Artjoms Rudnevs, Milan Badelj und René Adler zufrieden sein.
Thorsten Fink sollte eine Saison mit kompletter und langer Vorbereitung zugestanden werden, bevor man den Stab über ihn und die Mannschaft bricht. Auch wurde das Hamburger Projekt explizit als langfristiges angelegt, unter Einbeziehung der Jugendarbeit, die zuvor selten Früchte trug. Damit ein solches Konzept aufgeht, muss allerdings der Sportdirektor, um den herum alles aufgebaut wurde, dabei bleiben.
Sollte Anzhi tatsächlich ein Angebot ablegen, spräche aber einiges dafür, dass Arnesen seinem Mentor Hiddink folgt. Zumindest das Finanzielle. Bis es soweit ist, muss man aber auch den Sportchef an seiner Arbeit messen. Die sollte zumindest beinhalten, die Mannschaft so umzubauen, dass sie konkurrenzfähig im Kampf um einen einstelligen Tabellenplatz ist. Oder zumindest nichts mit dem Abstieg zu tun bekommt. Momentan sieht der Kader noch nicht danach aus. In dieser Situation Arnesen zu verlieren, käme einem harten Wirkungstreffer für die Rothosen gleich.