
Groß war Stanislawskis Vertrauen in seine Kölner vor der Partie bei Hertha nicht. ''Ich muß es ja mit den Jungs vom letzten Spiel probieren. Aber ich weiß doch jetzt schon, dass ich wieder drei Mal werde wechseln müssen'', hatte er geunkt. Doch dann holte Köln sogar einen Punkt.
Nach diesen bei Sky geäußerten Worten schaffte es der 1. FC Köln in einem temporeichen, unterhaltsamen Zweitligaspiel auch noch, Hertha BSC die Einstellung eines Clubrekords zu vermiesen.
Der Treffer von Kevin McKenna (35.) zur zwischenzeitlichen Führung war das erste Heimgegentor nach zuvor fünf zu Null gewonnenen Partien. Ronny (44.) glich kurz vor dem Pausenpfiff zwar noch zum 1:1 aus, doch mehr als ein Punkt war der überlegenen, aber zu wenig durchschlagskräftigen Hertha nicht vergönnt.
Die Berliner blieben zwar auch im 14. Spiel in Folge ungeschlagen, versäumten es mit nun 33 Punkten aber weiter auf Tuchfühlung zu Spitzenreiter Eintracht Braunschweig zu bleiben, der mit 37 Punkten vorzeitig Herbstmeister der 2. Bundesliga ist. Köln steht mit 21 Punkten nun auf Rang elf.
Hertha dominant, steckt Rückstand weg
Hertha dominierte in der Anfangsviertelstunde zwar den Ballbesitz, doch bis auf zwei harmlose Torschüsse konnten die Berliner damit nicht viel anfangen. Der vor allem auf Defensive und Ballsicherung bedachte 1. FC Köln hatte bis dato so keine große Mühe, die Angriffsbemühungen der Hausherren schon im Keim zu ersticken. Bei ihren eigenen sporadischen Kontern standen sich die Gäste aber durch viele Ungenauigkeiten zunächst selbst im Weg.
Hertha drückte in der Folge etwas mehr aufs Tempo und wurde mit einer Riesenchance belohnt. Nach einem Konter steckte Ronny auf Adrian Ramos durch, dessen Zuspiel der freistehende Ben Sahar aus zentraler Position aber nur an den Pfosten setzte. Hinten hatte Köln Glück und vorne bewiesen sie nach einem Standard Effizienz. Nach einem nicht ordentlich geklärten Freistoß konnte Mato Jajalo von der Grundlinie flanken, Kevin McKenna (35.) traf per von Marcel Ndjeng abgefälschtem Kopfball zum völlig überraschenden 0:1.
Die Freude darüber währte allerdings nicht lange, da Hertha sich vom Rückstand überhaupt nicht schocken ließ. Sami Allagui war kurz zuvor noch mit zu schwachem Abschluss gescheitert, dann legte Adrian Ramos am Strafraum quer auf Ronny (44.), der von links parallel zur Strafraumgrenze nach innen zog, vier Kölner Verteidiger stehen ließ und unhaltbar für Timo Horn zum Ausgleich einschoss.
Köln vergibt die dicke Chance
Die Partie startete auch in die zweite Hälfte mit viel Schwung. Die aktivere Hertha hatte ein paar gefährliche Aktionen, von denen Sahar die beste mit einem Schlenzer knapp vorbei setzte, ehe das weiter auf Konter lauernde Köln nach einem langen Pass auf der Gegenseite fast wieder belohnt wurde. Plötzlich war Chihi schneller als Keeper Kraft am Ball, spitzelte das Spielgerät allerdings ganz knapp neben das Tor. Weitere Kontermöglichkeiten verpufften wegen der spielerischen Limitiertheit der Gäste bereits im Ansatz.
Hertha ersetzte für die letzten 20 Minuten Sahar durch Geburtstagskind Sandro Wagner, später noch Roman Hubnik für Peer Kluge und Hany Mukhtar anstelle von Ramos. Auf Kölner Seite machte Stanislawski seine Ankündigung wahr, brachte erst Sascha Bigalke für den blassen Christian Clemens, dann auch Daniel Rojer für den gelbbelasteten Jajalo und kurz vor Schluss noch Tobias Strobl für Matthias Lehmann.
Während Köln eigentlich nur das Ergebnis halten wollte, versuchte Hertha auf Sieg zu spielen. Allerdings leisteten sich die Hausherren auf einmal viele Ungenauigkeiten im Spielaufbau, sodass Miso Brecko nach Zuspiel von Chihi frei vor Kraft auftauchte, aber an einer Glanzparade des Keepers scheiterte. Kurz vor Schluss vergab Hubnik nach Zuspiel von Mukthar freistehend vor dem Tor den Berliner Sieg.