
In unserem wöchentlichen Notenartikel zum Bundesligawochenende geht es diesmal um das Problem der unterschiedlichen Erwartungen, die leicht in die Noten einfließen können. Warum hat Nürnberg bessere Noten als Dortmund nach dem 1:1 zwischen beiden?
Vorab muss darauf hingewiesen werden, dass eine Reihe von Faktoren in die Bewertung eines Bundesliga-Spielers einfließen, die sich nicht alle ausschließlich aus dem konkreten Spiel erschließen, in dem der Profi eingesetzt wurde. Die Notenskala von eins bis sechs ist ja nicht all zu detailliert, vor allem, wenn man bedenkt, dass die beiden Extreme eins und sechs nur in Ausnahmefällen verhängt werden.
Dann bleiben in der Regel neun verschiedene Noten übrig, die auf bis zu 234 Spieler an einem Spieltag verteilt werden. Einerseits möchte man innerhalb einer Begegnung zwischen besseren und schlechteren, wichtigeren und unwichtigeren Spielern unterscheiden. Andererseits will aber auch das unterschiedliche Niveau der einzelnen Spiele gewichtet werden - eine tadellose Abwehrleistung in Dortmund ist möglicherweise mehr wert als eine zu Hause gegen Düsseldorf.
Dazu ist Fußball natürlich ein Mannschaftssport, und es ist aufschlussreich, die jeweiligen Durchschnittsnoten eines Teams miteinander zu vergleichen. Diese Größe ist ein wesentlicher Schlüssel zur Abstimmung der neun Spiele eines Spieltags untereinander - wobei das Freitagsspiel gewissermaßen die Basis bildet, an der die Noten der anderen acht Paarungen ausgerichtet werden.
Durchschnittsnoten: Objektiv oder subjektiv?
Wenn man nun diese Durchschnittsnoten vergleicht, wie sie sich nach den ersten Notenentwürfen des zuständigen Spielredakteurs ergeben, dann bemerkt man oft das Phänomen, dass Teams, von denen viel erwartet wird, im Misserfolgsfall härter sanktioniert werden als Außenseiter, denen ohnehin niemand etwas zugetraut hätte. Das ist nur verständlich: Verliert der FC Bayern mit 0:3, dann ist das gefühlte Scheitern viel größer, als wenn das Gleiche dem FC Augsburg widerfährt.
Diesem subjektiven Faktor kann man sich nur schwer entziehen, was man auch an den Durchschnittsnoten der einzelnen Clubs etwa beim Kicker sieht. In der Saison 2011/12 hatten die beiden Absteiger Köln und Hertha BSC bei den Kollegen über die Saison hinweg bessere Noten als der HSV, der sich gerettet hatte. Im Fall von Hertha sogar deutlich bessere mit einem Schnitt von 3,85 gegenüber 4,01 beim HSV. Selbst Kaiserslautern, das am Ende der Saison 13 Punkte hinter den Hamburgern landete, wurde mit 4,04 nur knapp negativer gesehen.
Das Gleiche Phänomen findet sich am anderen Tabellenende, wo Borussia Mönchengladbach mit 3,19 klar besser als die vor ihnen platzierten Schalker (3,40) benotet wurde und in dieser Kategorie nur hauchdünn hinter dem FC Bayern (3,18) liegt, der allerdings 13 Punkte mehr geholt hatte. Neben der reinen Leistung fließen also offensichtlich die Erwartungen mit in die Bewertung ein.