
Vor Ärger über eine Niederlage ist auch der ausgeglichenste Sportler nicht gefeit. Doch was passiert, wenn Hitzköpfe den Kürzeren ziehen? Dann kann es hochexplosiv werden! Wir haben die schlechtesten Verlierer der Fußball-Geschichte für Sie zusammengestellt.
AC Mailand 1991
Nach den Titeln im Landesmeister-Cup 1989 und 1990 sah es 1991 für das Team von Trainer Arrigo Sacchi im Viertelfinale gegen Olympique Marseille nicht gut aus. Nach dem 1:1 im Hinspiel in Mailand hatte Chris Waddle Marseille im heimischen Stade Velodrome in der 75. Minute in Führung gebracht. Alles sprach alles für ein Weierkommen für OM.
Doch in den Schlussminuten fiel auf einmal das Flutlicht aus und Milan sah seine Chance gekommen. Obwohl der Schaden nach wenigen Minuten repariert worden war und Schiedsrichter Bo Karlsson aus Schweden die Partie wieder anpfiff, weigerten sich die Rossoneri wieder aufs Feld zu kommen.
Der AC Mailand wurde in der Folge für die Ereignisse in der Notte di Marsiglia für ein Jahr im Europapokal gesperrt und die Partie mit 3:0 für Olympique Marseille gewertet. Sportdirektor Adriano Galliani, der die Mannschaft angewiesen hatte, nicht weiterzuspielen, wurde für zwei Jahre gesperrt. Milan-Präsident Silvio Berlusconi war außer sich. "Es ist ein Urteil, das weit über die UEFA-Regeln hinausgeht. Völlig übertrieben und es hat uns überraschend getroffen. Neben dem sportlichen Schaden, hat auch unser Ansehen sehr gelitten."
Chile 1989
21 Minuten vor dem Ende eines WM-Qualifikationsspiels in Rio de Janeiro führte Brasilien gegen Chile 1:0 und war damit auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 1990 in Italien, als der 24-jährige Brasilianer Rosemary de Mello die schlechte Entscheidung traf, einen Leuchtkörper in den chilenischen Strafraum zu werfen. Chiles Goalkeeper Roberto Rojas brach blutüberströmt zusammen und musste vom Platz getragen werden.
Nach einer 25-minütigen Unterbrechung sollte das Spiel fortgesetzt werden, doch Chile weigerte sich, weiterzuspielen. Daraufhin bestand Brasiliens Vize-Verbandschef Eurico Miranda darauf, dass das Spiel mit 2:0 für Brasilien gewertet werde - wie bei einem ähnlichen Vorfall zwischen den Niederlanden und Zypern 1987, Chiles Verbands-Präsident Sergio Stoppel jedoch forderte ein Wiederholungsspiel auf neutralem Grund.
Nach dem Spiel kam es vor der brasilianischen Botschaft in Chile zu einer Demonstration mit 4000 Teilnehmern, bei der brasilianische Flaggen verbrannt wurden und Fensterscheiben zu Bruch gingen. Die anschließende FIFA-Untersuchung ergab, dass Rojas sich die Wunde auf Anweisung des chilenischen Nationaltrainers Orlando Aravena selber zugefügt hatte, um das Spiel zum Abbruch zu bringen und vom Leuchtkörper gar nicht getroffen worden war. Chile wurde von der WM 1994 ausgeschlossen. Rojas, Aravena, Stoppel und der Teamarzt wurden lebenslang gesperrt. Vize-Kapitän Fernando Astengo musste fünf Jahre pausieren, da er das Team vom Platz geführt hatte.
Kuwait 1982
Nach einem 1:1 im Auftaktspiel gegen die Tschechoslowakei sah es für Kuwait im zweiten Gruppenspiel der WM nicht gut aus, als Alain Giresse zehn Minuten vor dem Ende auf 4:1 für Frankreich erhöhte. Die Kuwaitis protestierten jedoch umgehend, dass sie aufgehört hätten zu spielen, da sie einen Pfiff gehört hätten. Sie weigerten sich, weiterzuspielen und auch Schiedsrichter Miroslav Stupar aus der Sowjetunion konnte sie nicht dazu überzeugen.
Erst nachdem der kuwaitische Fußballverbands-Präsident Sheikh Fahad Al-Ahmed Al-Jaber Al-Sabah mit Spielern und Offiziellen geredet hatte, ging es weiter ... mit Schiedsrichterball, der Treffer galt nicht mehr. Nun war es an Frankreichs Trainer Michel Hidalgo, sich über die Entscheidung aufzuregen. Er musste von Polizisten zurückgehalten werden. Nun sah es so aus, als würden die Franzosen sich weigern, das Spiel fortzusetzen. Doch schließlich ging es weiter und Frankreich gewann 4:1 durch einen Treffer von Maxime Bossis in der 89. Minute.
Obwohl der Schiedsrichter seine Entscheidung zurückgenommen hatte und Kuwait das Spiel deutlich mit drei Toren verloren hatte, hielten die Kuwaitis an ihrer Verschwörungstheorie nach dem Spiel fest. Al Sabah beschrieb die FIFA als "schlimmer als die Mafia". "Jeder weiß, dass die FIFA will, dass sich bestimmte Teams für die zweite Runde qualifizieren. In der Minute, in der bekannt wurde, dass ein Schiedsrichter aus der UdSSR und ein Linienrichter aus Jugoslawien dabei sind, wussten wir, dass wir verlieren."
Die FIFA bestrafte anschließend Kuwait und Sheikh Al-Sebah für die Aussagen, suspendierte aber auch Schiedsrichter Stupar dafür, dass er seine Entscheidung auf Druck von außen zurückgenommen hatte.
Espérance Sportive de Tunis 2000
Im Finale der afrikanischen Champions League zwischen Espérance Sportive de Tunis aus Tunesien und Hearts of Oak aus Ghana hatte das ghanaische Team das Hinspiel in Tunesien mit 2:1 gewonnen, doch Tunis führte im Rückspiel in Ghana mit 1:0 als Zuschauer auf einmal begannen, Gegenstände auf das Feld zu werfen. Chaos brach aus und die Polizei antwortete damit, Tränengas ins Publikum und sogar die VIP-Boxen zu schießen.
Die Schwaden zogen aufs Feld, wo die Spieler sich zu Boden warfen. Mittlerweile begannen Fans, auf die Laufbahn zu stürmen. Einer der Auswärtsfans lief zu Espérance-Torwart Chokri El Ouaer, übergab ihm einen scharfen Gegenstand. Ohne sich Mühe zu geben, seine Tat zu verbergen, zog sich der Torwart den Gegenstand durch das Gesicht.
"Wie ein Schwein blutend, torkelte er zur Mittellinie, wo er dann umfiel", beschrieb Simon Kuper vom Guardian die Szene später. "El Ouaer versuchte offensichtlich, das Spiel zum Abbruch zu bringen, aber da er auch nicht einmal die elementarsten Gebote der Geheimnistuerei beachtete, sah es einfach dämlich aus."
Es folgte eine 18-minütige Spielunterbrechung, in der El Ouaer gegen einen Feldspieler ausgetauscht wurde und es die Tunesier nicht schafften, das Spiel zum Abbruch zu bringen, obwohl sie mittlerweile sogar eine Schlägerei mit der Polizei angefangen hatten. Der Torschütze musste für Tunis ins Tor und prompt traf Hearts zum Ausgleich. Walid Azaeiz sah für eine Kopfnuss die Rote Karte, weigerte sich aber, das Feld zu verlassen und musste von Polizisten heruntergeführt werden, diese schlug er auf seinem Weg in die Kabinen ebenfalls. Am Ende gewann Hearts mit 3:1 und krönte sich zum Afrika-Champion.
Benfica Lissabon 2011
Ein Jahr zuvor hatte sich Benfica zum portugiesischen Meister gekrönt, doch 2011 war dies dem Erzrivalen FC Porto vorbehalten, ausgerechnet im Estadio da Luz, dem Benfica-Stadion. 20.000 Plätze waren leergeblieben - die Fans wollten sich die Schmach ersparen, Porto im eigenen Stadion feiern zu sehen. Und so kam es dann auch.
Der FC Porto siegte nicht ganz überraschend mit 2:1 und krönte sich damit zum portugiesischen Meister. Benfica wollte aber große Feiern des Gegners verhindern und schaltete mit dem Schlusspfiff das Flutlicht aus und die Sprinkleranlage an. "Das machte uns noch glücklicher", sagte aber Portos Mittelfeldspieler Fernando Belluschi. "Sie haben alles versucht, uns vom Feiern abzuhalten."