
Die Rollen im Niedersachsenderby zwischen dem VfL Wolfsburg und Eintracht Braunschweig scheinen klar verteilt zu sein. Welche Chance hat der Aufsteiger gegen den finanzstarken Verein aus der Autostadt überhaupt?
Es riecht nach einer klaren Angelegenheit. Eintracht Braunschweig geht mit einem Punkt als Tabellenletzter in das Derby beim favorisierten VfL Wolfsburg, der bislang alle Heimspiele gewonnen hat. Auf den ersten Blick sieht alles nach einer schier unlösbaren Aufgabe für den Aufsteiger aus.
Mit einem Marktwert von rund 108 Millionen Euro ist der Kader des VfL mehr als viermal so viel wert wie der der Eintracht. Neun Punkte hat Wolfsburg auf dem Konto, gewann in der Liga gegen Schalke, Hertha und Hoffenheim. Braunschweig erkämpfte sich einen Punkt gegen Nürnberg und kassierte ansonsten eine Klatsche nach der anderen. Und die nächste droht schon gewaltig für die Mannschaft von Thorsten Lieberknecht.
Derbystimmung in Niedersachsen
"Beide Mannschaften wollen natürlich unbedingt gewinnen", erklärt Wolfsburg-Profi Daniel Caligiuri die Ausgangsposition vor dem Derby. Der ehemalige Freiburger erwartet ein intensives Derby, "bei dem sowohl auf dem Feld, wie auch auf der Tribüne hoffentlich alles im sportlichen Rahmen bleibt."
Für Geschäftsführer Klaus Allofs gehört die Begegnung schon jetzt zu den Höhepunkten der Saison, wünscht sich allerdings nur den Sport im Mittelpunkt: "Wir tun alle gut daran, dieses Spiel auf eine sportliche Rivalität zu beschränken." Trainer Dieter Hecking, der das letzte Spiel der Braunschweiger intensiv verfolgt hat, hat großen Respekt vor der Truppe von Thorsten Lieberknecht: "In den ersten 40 Minuten war ich sehr angetan vom Spiel der Eintracht. Es war allerdings auch zu sehen, dass die Mannschaft nach dem 0:2-Rückstand nicht mehr zurückgekommen ist." Letzteres ist dem BTSV in dieser Saison noch gar nicht gelungen, weshalb ein frühes Tor den Schlüssel zum Erfolg für die Wölfe bedeuten könnte.
Bruderduell der Caligiuris
Auf das Derby werfen auch einige Einzelduelle ihre Schatten voraus, wobei auch hier die Rollen klar verteilt sind. Zum einen klafft im Duell der beiden Torjäger eine riesige Leistungslücke. So hat Ivica Olic allein in den letzten beiden Heimspielen drei Tore erzielt, währen Dominik Kumbela auf der anderen Seite nach fünf Bundesligaspielen noch torlos ist.
Zum anderen steht auch das Bruderduell der Caligiuris im Fokus. Daniel (Wolfsburg) trifft auf seinen älteren Bruder Marco (Braunschweig). "Unsere Mutter hat vor einem Spiel, als ich noch für Freiburg und Marco für Mainz aktiv war, tatsächlich einmal gesagt, ihr wäre ein Unentschieden am liebsten, in dem jeder von uns ein Tor schießt", erklärt Daniel Caligiuri die Familiensituation: "Für mich zählt aber natürlich nur der Sieg mit dem VfL."
Letztlich ist es auch das Duell zweier Trainer, die sich zwar kennen, jedoch bislang noch nie aufeinander getroffen sind. "Wir tauschen uns regelmäßig aus", sagte Hecking, der seine Karriere als Spieler bei der Eintracht ausklingen ließ. Das letzte Pflichtspiel der beiden Vereine gegeneinander liegt ohnehin schon über 20 Jahre zurück. In der Bundesliga ist es das allererste Aufeinandertreffen.
Beim VfL Wolfsburg trainierte Diego seperat, Christian Träsch hatte vorübergehend mit Leistenproblemen zu kämpfen, bei beiden steht aber einem Einsatz wohl nichts entgegen. Definitiv ausfallen werden Vieirinha (Kreuzbandriss), sowie Bas Dost (Syndesmoseverletzung). Thorsten Lieberknecht muss auf Marcel Correia (Muskelsehnenverletzung), Jan Hochscheidt (Muskelbündelriss) und Torwart Marjan Petkovic (Adduktoren) verzichten.
Auch wenn sich alle Favoritenangelegenheiten von selbt klären, Extramotivation brauchen die Akteure jedenfalls nicht. Beim Derby wird die Volkswagen-Arena mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum ersten Mal in dieser Saison ausverkauft sein.