
Schwer geschockt saß Jupp Heynckes in seinem Sessel. Fünf Minuten waren in seinem Abschiedsspiel absolviert, als Gladbach mit 2:0 führte. Doch der Coach konnte sich auf sein Team verlassen, das zwar nicht die 100-Tore-Marke knackte, aber noch gewann.
Das 4:3 (2:3) bei Borussia Mönchengladach bedeutete den 29. Sieg im 34. Spiel der Rekord-Bayern, die eine Woche vor dem Finale in Wembley trotz Bestbesetzung erst nach einer verschlafenen Anfangsphase überzeugten. Gladbach verspielte gegen den meister seine ohnehin nur noch theoretischen Chancen auf die Europa League und beendet die Saison auf Rang acht.
FC Bayern München mit vielen Rekorden
Javi Martinez (7.), der überragende Franck Ribéry (18./53.) und Arjen Robben (59.) trafen für die am Ende starken Gäste und machten Trainer Heynckes das erhoffte Abschiedsgeschenk: Nach 48 Jahren und 1011 Begegnungen als Spieler und Trainer war der Auftritt in seiner Heimatstadt die letzte Bundesliga-Partie für den 68-Jährigen. Martin Stranzl (4.), Mike Hanke (5.) und Havard Nordtveit (10.) hatten den Bayern zuvor erstmals in ihrer 48-jährigen Bundesliga-Geschichte drei Gegentore in den ersten zehn Minuten einer Partie zugefügt.
München beendete die wohl denkwürdigste Saison der Vereinsgeschichte dennoch mit zahlreichen Rekorden: Insgesamt 91 Punkte bedeuten ebenso eine einsame Bestmarke wie die 29 Siege, die überragende Tordifferenz von +80, die 15 Auswärtssiege und die nur 18 Gegentore. Erst zum zweiten Mal ging eine Mannschaft ohne Auswärtsniederlage durch die komplette Saison, das hatte es zuvor nur 1986/87 gegeben - durch die Bayern.
Dabei sah es danach zunächst nicht aus. Die 54.010 Zuschauer im ausverkauften Borussia-Park hatten sich kaum gesetzt, da führten die Hausherren nach zwei Bayern-Patzern auch schon 2:0. Zunächst durfte der sträflich allein gelassene Stranzl nach einer scharfen Hereingabe von Juan Arango ungehindert einköpfen, dann nutzte die Borussia einen kapitalen Fehler des Ex-Gladbachers Dante - ausgerechnet durch Hanke, der bei der Borussia keinen Vertrag für die kommende Saison erhalten hat.
Franck Ribery mit einem Traumtor
Auch in der Folge blieb es rasant: Die nur in der Anfangsphase schwachen Bayern antworteten prompt und kamen nach Pass von Ribéry durch Martinez heran, ehe Nordtveit wenig später in einer turbulenten Anfangsphase den alten Abstand herstellte. Doch auch dieses Ergebnis hielt nicht lange: Der starke Ribéry brachte den FCB schon in der 18. Minute wieder auf 2:3 heran.
Anschließend beruhigte sich das Spiel ein wenig. Bayern war nun endlich um Kontrolle bemüht, störte früh und drängte die Borussia in die Defensive. Mehr als gefährliche Versuche aus der Distanz durch Philipp Lahm (27.) und Bastian Schweinsteiger (29.) und ein Vorstoß von Thomas Müller (32.) sprangen aber zunächst nicht heraus.
Der Lohn folgte erst nach der Pause: Ribéry nahm eine Flanke von Philipp Lahm an der Strafraumgrenze mit seinem linken Fuß direkt und hämmerte den Ball unhaltbar unter die Latte. Anschließend drehte Robben die Begegnung gegen die nun aufsteckenden Gladbacher endgültig, als er mit links ins kurze Eck traf.