Viereinhalb Monate nach dem zweiten Final-K.o. will Uwe Krupp keine Sterne mehr sehen. Vom Meistertitel redet der Trainer der Kölner Haie vor dem Saisonstart der DEL nicht, auch wenn sein Arbeitgeber in Anlehnung an die deutschen Fußball-Weltmeister die "Jagd nach dem neunten Stern" ausgerufen hat. "Wir halten es so vage wie möglich", sagte der ehemalige Bundestrainer, "und beschäftigen uns im Moment nicht damit."
Ob Krupp will oder nicht: Seine Haie gehen 136 Tage nach dem 0:2 im siebten Endspiel gegen den ERC Ingolstadt als Titelfavorit in die 21. DEL-Spielzeit. Nach zwei Finalniederlagen in Folge hat der achtmalige Meister sein Team unter anderem mit dem ehemaligen NHL-Verteidiger Alexander Sulzer weiter verstärkt. Zu den acht Sternen auf dem Trikot soll endlich der neunte hinzukommen.
Der Niederschlag Ende April gegen den krassen Außenseiter Ingolstadt war besonders schmerzhaft. Krupp und Co. haben ihn eher verdrängt als verarbeitet. "Das zieht uns nicht runter", behauptete der 49-Jährige kurz vor dem Auftaktspiel am Freitag (19.30 Uhr) bei den Straubing Tigers. Wie sehr ihn der so knapp verpasste Titel aber noch wurmt, ließ er im Interview mit den Eishockey-News erkennen: "Über das verlorene Finale zu sprechen, ist komplette Zeitverschwendung. Davon kriegt man nur schlechte Laune."
Mannheim und Hamburg lauern
Die härtesten Konkurrenten für die Haie, die als einziges DEL-Team in der neuen Champions Hockey League (CHL) überzeugten, dürften die Adler Mannheim und Hamburg Freezers sein. Der sechsmalige Meister Mannheim holte dem neuen Trainer Geoff Ward direkt den NHL-Routinier Glen Metropolit und damit den prominentesten Liga-Neuling. Hamburg, Vorrundensieger in der Vorsaison, blieb bis auf den Abgang von David Wolf in die NHL komplett.
Ganz anders als Krupp redet Don Jackson gerne und oft von der Meisterschaft. Der US-Amerikaner, der die Eisbären Berlin in sechs Jahren zu fünf Titeln führte, will mit Red Bull München an diese Erfolge anknüpfen. "Der Titel ist unser Ziel", sagte der 49-Jährige. Auf die Frage, wer Meister werde, gebe es nur eine Antwort: "München".
Erstmals die 100 Millionen Marke durchbrochen
Geschätzte zwölf Millionen lässt sich Brausehersteller Red Bull das Projekt in der bayerischen Landeshauptstadt in dieser Saison kosten. Damit sind die Münchner Branchenführer vor Mannheim (10,5), Köln (10,2) und DEL-Rekordmeister Berlin (10,0). Nicht zuletzt dank der Millionen aus Österreich haben die DEL-Klubs in der vergangenen Spielzeit zusammen erstmals mehr als 100 Millonen Euro umgesetzt.
Da auch die Zuschauerzahl auf insgesamt 2,7 Millionen stieg und beim Fernsehpartner ServusTV bis zu 500.000 Fans zu den Liveübertragungen einschalteten, sieht sich die Profiliga hinter König Fußball gut aufgestellt. "Alle Kennzahlen sind positiv", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke: "Wir werden immer gesünder."
Eine weitere Steigerung verspricht das zweite Freiluftspiel der Ligageschichte. Krupps Haie treten am 10. Januar 2015 im Düsseldorfer Fußballstadion zum rheinischen Derby gegen die DEG an, mehr als 50.000 Zuschauer werden erwartet. Den neunten Stern für seine Kölner kann der Ex-Bundestrainer frühestens Mitte April gewinnen - nach 52 Vorrunden- und mindestens zwölf Play-off-Spielen. Doch planen lässt sich der Titelgewinn auch für das vermeintlich stärkste Team nicht, dafür ist die Liga zu ausgeglichen. "Für die Fans und die Zuschauer ist das super spannend", meinte Krupp, "und für uns ein Albtraum."