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Noriaki Kasai: Opa Gangnam Style

Zu den Kommentaren   |   Quelle: sportal.de
26. Februar 2015, 11:51 Uhr
Noriaki Kasai
Noriaki Kasai ist der Opa im Skisprung-Zirkus

Der Bass dröhnt. Auf der spärlich beleuchteten Tanzfläche brüllen einige jüngere Männer "Oppa Gangnam Style!". Dann beginnt der wilde Tanz angelehnt am 2013 bekannt gewordenen Superhit und Internet-Sensation des koreanischen Rappers Psy.

Am auffälligsten tanzt in der Gruppe ein Mann mit weißem Hemd und langen schwarzen Haaren. Rhythmisch bewegt er sich zum Beat, singt mit und lacht mit seinen Tanzkollegen. Eigentlich ist die Oberforstalm im österreischischen St. Johann ein Ort für gemütliches Essen.

An jenem Mittwoch aber feiert Thomas Morgenstern seinen Ausstand aus dem Skisprung-Zirkus. Und mittendrin tanzt der Herr im weißen Hemd. Der hat noch lange nicht genug vom Skispringen.

Noriaki Kasai (japanisch: 葛西 紀明) ist 42 Jahre alt. Er sprang 1988 seine ersten Weltcups, die meisten seiner aktuellen Kontrahenten waren da noch nicht einmal geboren. Heute tanzt Kasai mit ihnen um die Wette. Und er gibt den Party-Takt vor, genau wie auf der Schanze.

Nach wie vor ist der Asiate ein Top-Springer. Er wird auf jeder Schanze gefeiert und plant den nächsten Coup. Nach dem sensationellen Olympia-Silber in Sotschi will er jetzt auch noch eine Einzel-Medaille bei der WM.

Endlich Weltmeister?


Sechs davon hat der Routinier schon im Schrank, Nummer sieben folgte im Mixed-Wettbewerb von Falun. Dazu drei Olympia-Medaillen und den Titel bei der Skiflug-WM 1992. Kasais Karriere ist eine Erfolgsgeschichte, die aber auch über ein langes Tief hinwegstrahlt. Was ist das für ein Sportler, der selbst nach 33 Jahren auf der Schanze und 27 Jahren im Weltcup nicht genug davon hat?

"Es ist einfach unglaublich", sagt einer, der Kasai lange begleitet hat. "Ich habe irgendwann gemerkt, dass mein Körper nicht mehr mitmacht und ich langsam genug habe. Und Kasai ist zehn Jahre älter als ich damals und springt immer noch vorne mit."

Michael Uhrmann schüttelt mehrmals den Kopf, als er im Rahmen seines Vierschanzentournee-Checks mit SPOX seinen ehemaligen Rivalen beschreiben soll. Der Niederbayer begann zusammen mit Kasai im Weltcup, beendete 2011 mit 32 Jahren seine Karriere. Als "unglaublich höflich, fast schon scheu", beschreibt er Kasai. Ein Widerspruch zur tanzenden Legende auf Morgensterns Party?



Tod der Mutter als Knackpunkt


"Nein, nein", meint Severin Freund. Deutschlands stärkster Springer feierte in Sotschi sein Mannschaftsgold mit Kasai. "Wir haben richtig Party gemacht, mit ihm kann man viel Spaß haben, auch wenn sein Englisch nicht wirklich gut ist", berichtet der Skiflug-Weltmeister.

Ein wesentlicher Grund für den wachsenden Mythos Kasai: Er spricht kaum Englisch, Interviews gibt es höchstens mal für Journalisten aus seiner Heimat. Richtig viel verrät er darin aber nicht. Da wäre zum Beispiel seine Kindheit. Mit acht Jahren beginnt er mit dem Skispringen, bekommt schon acht Jahre danach seine erste Chance im Weltcup. Wesentlich gefördert wird er von seiner Mutter.

Als sie kurz vor Olympia 1998 in Nagano stirbt, bricht eine Welt ein. Der sensible Springer wird nicht für Japans Team nominiert. Er muss zuschauen, als seine Kollegen Harada, Saito, Okabe und Funaki sensationell Gold holen. "Es war brutal", gibt Kasai im Rückblick zu, "Ich habe zu dieser Zeit die größten Enttäuschungen und Rückschläge in meiner Karriere erlebt. Doch ich habe jede genutzt, um noch stärker zu werden. Und so soll es weitergehen."

Nacht-Training in der Heimat


Seither tritt er jedes Jahr mit besonderer Motivation beim Tournee-Springen in Innsbruck (3. Januar) an. Es ist der Geburtstag seiner Mutter und ihr Sohn versucht seit Jahren vergeblich, das Springen am Bergisel zu gewinnen. Dieses Jahr war er äußerst knapp "gescheitert": Rang 3, weil Richard Freitag den lang ersehnten Tagessieg für Deutschland holte.

Am Ende stand Rang 4 in der Gesamtwertung, Kasai war einmal mehr der gefeierte Held der Fans. Vor dem Großereignis hatte er sich erneut aus dem Weltcup zurückgezogen, beim Training in der Heimat holte er sich die nötige Form. Sein Erfolgsrezept: Er stellt die Uhren trotz acht Stunden Unterschied nicht um, trainiert regelmäßig nachts.

Andere würden verrückt werden, Kasai zieht seinen Plan durch. Mit 42 kennt er seinen Körper besser als jeder andere Springer. Auch die Krankenakte bestätigt den sorgsamen Umgang mit seinem Körper. Eine kleinere Verletzung an der Hüfte, ein bisschen Knieprobleme. Mehr plagte den Oldie in den letzten Jahren nie, Kasai springt topfit und so schön wie kein anderer.

Der perfekte Flug


Er könne, so wettet Simon Amann, anhand der Schattenbilder aller Athleten sofort erkennen, welches Flugbild von Kasai ist. Sein Stil ist einzigartig und grenzt an der Perfektion. Und das ist nicht selbstverständlich. Immerhin begann der Japaner zu einer Zeit, als der Parallelsprung dominierte. Erst später stieg er auf den V-Sprung um.

Kasai erkannte als einer der ersten die Anforderungen und Möglichkeiten der neuen Technik. Er schraubte in Eigenregie die Bindung weiter nach außen, sodass er nach dem Absprung schneller in die V-Technik umsetzen konnte. Völlig verrückt, warnten damals Trainer und Beobachter.

Kasai zog seinen Plan trotzdem durch und profitiert immer noch. Bis heute kann ihm in Sachen Dynamik und Ablauf am Schanzentisch kaum ein junger Konkurrent das Wasser reichen. Natürlich hat die Sprung- und Schnellkraft abgenommen. Seine überragende Technik und das einzigartige Fluggefühl ermöglichen aber immer noch regelmäßige Top-Platzierungen.

Schuster erklärt den Mythos


Wie geht das? Vielleicht kann Bundestrainer Werner Schuster aus technischer Sicht Kasais große Stärken beschreiben.

SPORTAL: Herr Schuster, Kasais Flugstil ist nahezu perfekt. Kaum Korrekturen und eine sehr ruhige Flugphase. Wie geht das?

Werner Schuster: Zunächst einmal springt Kasai schon sehr lange im Weltcup und hat deshalb natürlich die größte Erfahrung. Dazu kommt sein überragendes Fluggefühl. So etwas kann man einfach nicht lernen. Und technisch macht er auch alles richtig. Er hatte früher etwas Probleme mit Schuh und Bindung, da hat er jetzt die perfekte Abstimmung gefunden.

SPORTAL: Und der Absprung? In Sachen Schnell- und Sprungkraft hat ein 42-Jähriger schon große Nachteile...

Schuster: Man kann das noch präzisieren. Beim Absprung geht es vor allem um den Drehmoment. Bei Kasai ist es so: Er lehnt sich nach dem Absprung gleich weit nach vorne. Da gehört viel Mut und gute Technik dazu. Dadurch braucht er aber weniger Kraft beim Absprung und erreicht so mindestens den gleichen Drehmoment wie jüngere Springer. Außerdem nutzt Kasai eine spezielle Unterschenkel-Manschette. So kann er mit 42 noch immer konstant vorne mitspringen. Trotz aller Erklärungen ist er für mich aber nach wie vor ein Wunder.

SPORTAL: Sie sind selbst noch zusammen mit Kasai gesprungen. Hat er sich über die Jahre verändert?

Schuster: Schwer zu sagen. Er tingelt jetzt seit 25 Jahren durch Europa, spricht aber immer noch kaum Englisch. Wir konnten uns deshalb nie richtig tiefgründig unterhalten, aber Noriaki ist ein unglaublich herzlicher Typ, den jeder sehr schätzt. Er hat nach wie vor großen Spaß am Springen und ist einfach ein Bewegungstalent.

SPORTAL: Kasai will bis 2018 weiterspringen. Mindestens. Was sagen Sie dazu?

Schuster: Ich bin skeptisch. Es wird immer schwerer werden für ihn und es kommen junge Athleten nach. Andererseits hätte man vor einigen Jahren aber auch nie gedacht, dass jemand mit 40 noch gut springen kann. Ausgeschlossen ist es also nicht, ich habe riesengroßen Respekt vor seinen Leistungen.

Solche Loblieder bekommt der Routinier quasi jedes Wochenende zu hören. Kasai lächelt dann meistens vorsichtig. "Ich kann Menschen Mut machen, an ihre Träume zu glauben", sagt er öfter mit Blick auf seine Motivation, sich nach wie vor für seinen Sport zu quälen.

Unternehmen im Hintergrund


Besonders ist auch der wirtschaftliche Hintergrund: Wie in Japan üblich springt Kasai für ein großes Unternehmen, das zugleich einen eigenen Sportvrein betreibt. Und das Wohnungsbauunternehmen "Tsuchiya" hat längst erkannt, dass man mit dem Springer effektives Marketing betrieben kann. So wurde beispielsweise ein "Haus der Legenden" errichtet und mit Werbefigur Kasai gewinnbringend verkauft.

In Europa hätte man den alternden Springer früher wohl zu einem Rücktritt gedrängt. In Asien undenkbar. Als Kasai 2012 den Weltcup als 51. abschloss, hatten ihn die Meisten schon abgeschrieben. Doch der Oldie glaubte an seine Stärke. Auch weil ihn das neue Regelwerk benachteiligte. Die zugelassenen breiten Anzüge bevorzugten plötzlich die absprungstarken Kontrahenten. Fluggefühl war durch den zusätzlichen Auftrieb der Anzüge nicht mehr wirklich gefragt.

Jetzt ist es wieder anders und Kasai kann ganz vorne mitspringen. Nächster Stop Falun, Schweden. Die Großschanze (HS 134) dürfte ihm liegen. Kasai wird wieder weniger kräftig abspringen, dafür schnell weit nach vorne gehen und perfekt nach unten fliegen. "Skisprung-Opa" und "Kamikaze-Kasai" werden die Fans sagen. Das trifft seinen Mythos ganz gut. Ein bisschen älter, ein bisschen wilder. Anders gesagt: Opa Gangnam Style.

Autor: Jonas Schützeneder