Großbritannien träumt von Olympia-Gold im Fußball. Doch die Hoffnungen von Millionen an den TV-Geräten und knapp 24.000 im Riverside Stadium erhielten beim 0:2 im Test gegen Topfavorit Brasilien einen Dämpfer. Zum Matchwinner wurde trotz Pfeifkonzerts Neymar.
Der Youngster des FC Santos hatte in Middlesbrough nicht nur den Führungstreffer von Teamkollege Sandro (12.) vorbereitet, er besorgte auch per Foulelfmeter (35.) den Endstand. Doch das Publikum brachte er minutenlang nicht etwa durch seine starke Leistung, sondern durch eine theatralische Schwalbe in der 32. Minute gegen sich auf. Die Zuschauer hätten eigentlich viel mehr Grund gehabt, ihre eigene Mannschaft auszupfeifen.
Denn Großbritannien, das von Oldie Ryan Giggs als Kapitän aufs Feld geführt worden war, konnte nur selten mit dem Spiel Brasiliens mithalten. Obwohl das flüssige Passspiel der Südamerikaner bei eher überschaubarem Tempo vorgetragen wurde und sich auch der eine oder andere Fehlpass eingeschlichen hatte, konnte die Mannschaft von Stuart Pearce daraus kein Kapital schlagen. Vor allem Neymar bekamen sie nicht in den Griff.
Schon kurz nach Beginn hatte er seine Gegenspieler abgehängt, tauchte frei vor Keeper Jason Steele auf, aber schoss den Ball leichtfertig weit über das Gehäuse. Genauer zielte er dann sechs Minuten später. Einen Freistoß zirkelte er vom rechten Flügel an den Fünfmeterraum, wo Sandro per Kopf nur noch zu vollstrecken brauchte. Großbritannien bot sich zwar postwendend eine der wenigen eigenen Torchancen. Doch es war Thiago Silvas perfektem Stellungsspiel auf der Linie zu verdanken, dass der Kopfball von Micah Richards nach einem Giggs-Freistoß nicht im Kasten der Brasilianer landete.
Als die Pfiffe nach seiner Schwalbe noch nicht ganz verklungen waren, trat Neymar erneut in Aktion. Richards hatte zuvor Hulk im Strafraum von den Beinen geholt, Neymar verwandelte den Strafstoß zum Endstand und bekam vom Referee einen Rüffel, weil er beim anschließenden Jubel die Hände hinter die Ohren legte, um die Fans zu provozieren.
Starke Keeper sorgen für torlose zweite Hälfte
Das Spiel war entschieden und Brasilien hatte jetzt noch mehr Platz zum Kombinieren. Daran änderten auch die vier Wechsel, die Pearce in der Halbzeit vornahm, nichts mehr - auch wenn Craig Bellamy nach gut einer Stunde freie Schussbahn hatte, aber Brasiliens Rafael Barbosa eine starke Parade zeigte. Weitere Tore fielen aber auch auf Seiten der Selecao nicht mehr, das verhinderte Ersatzkeeper Jack Butland, der in der Nachspielzeit erst einen Neymar-Schuss aus dem Eck kratze, dann einen Kopfball von Alexandre Pato über die Latte beförderte.
"Sie sind eine sehr gute Mannschaft und waren uns bei der Abstimmung und Fitness deutlich überlegen", lobte Pearce den Gegner und schob laut guardian.co.uk hinterher: "Sie sind der Favorit für das Turnier. Das hat man heute gesehen. Wer dieses Team schlagen kann, wird die Goldmedaille gewinnen." Ob Großbritannien das sein wird? Dazu wäre eine gewaltige Leistungssteigerung nötig. Der Auftakt ins olympische Turnier sollte für die Gastgeber gegen Senegal zumindest etwas leichter werden. Die Seleção trifft zum Olympia-Start auf Ägypten.