
Rafael Nadals US Open-Absage wirft Fragen auf: Wie schwer sind seine Knieprobleme wirklich? Droht eventuell sogar das Karriereende? Roger Federer schwant Böses und ein Schweizer Mediziner rät Nadal sich erst völlig auszukurieren und dann nur noch auf Sand zu spielen.
"Ich bin sehr traurig mitteilen zu müssen, dass ich immer noch nicht spielen kann und deshalb die US Open absagen muss" - diese Worte, mit denen Rafael Nadal auf seiner Facebook-Seite die Absage des letzten Grand Slam-Turniers in diesem begründete, haben die Tennisszene in Aufruhr versetzt.
Dass der Spanier seit Jahren an chronischen Knieproblemen leidet, war bekannt. Doch für besondere Besorgnis hatte das nicht gesorgt. Nadal hatte zwar immer vereinzelte Matches oder Turniere absagen müssen, um Erholungspause einlegen zu können, zuletzt Anfang März, als er in Miami das Halbfinale gegen Andy Murray abgesagt hatte. Doch er war rechtzeitig zur Sandplatz-Saison wieder fit geworden, hatte auf der roten Asche dominiert, ehe er in Wimbledon früh scheiterte.
Seitdem hatte Nadal mehr als vier Wochen pausieren können, hatte versucht sein strapaziertes Knie zu kurieren. Daher überrascht die aktuelle Absage bereits zwölf Tage vor Beginn der US Open 2012 umso mehr und beunruhigt Fans und Tennis-Beobachter gleichermaßen. Sogar Spekulationen über ein vorzeitiges Karriereende Nadals schießen ins Kraut.
"Seine Karriere ist überhaupt nicht in Gefahr", widerspricht auch Onkel und Trainer Toni Nadal laut sport.es und erläuterte, dass es für Rafael einfach keinen Sinn mache, mit weniger als 100 Prozent Leistungsfähigkeit nach New York zu reisen. Zum ersten Mal verpasst sein Schützling durch eine Verletzung allerdings gleich zwei große Events in Folge.
Beängstigendes Szenario für Nadal
Bereits Olympia, wo er eigentlich auch als Fahnenträger der spanischen Mannschaft vorgesehen war, hatte er sausen lassen müssen. Nicht nur Roger Federer schwant daher Böses. "Ich sah es kommen. Wenn er sich so früh zurückzieht, muss es etwas Ernstes sein", erklärte der Schweizer laut blick.ch in einer ersten Stellungnahme und fügte an: "Darum ist es etwas beängstigend."
Das scheint es zumindest nach Meinung von Ärzten in der Tat zu sein. Der Schweizer Mediziner Heinz Bühlmann vermutete bereits ein paar Tage vor Nadals US Open-Absage, dass die Ursache für Nadals körperlichen Probleme in seiner physischen Spielweise zu suchen sind, die gerade auf Hardplätzen zur Verschlimmerung führen könnte. "Denn anders als auf Sand ist der Fuß nach dem Abstoppen auf diesem Belag fixiert, und das fügt dem Knie Schaden zu", erklärte Bühlmann laut tagesanzeiger.ch.
Der ehemalige Arzt von Martina Hingis, der aufgrund seiner Erfahrungen mit Sportverletzungen das Buch "Biomechanik der Tennisverletzungen" geschrieben hatte, entwarf ein düsteres Szenario: "Man muss hier schon längst von einer chronischen Entzündung sprechen. Die Therapie ist in einem solchen Stadium extrem schwierig. Nadal ist auf dem Weg zu einer Arthrose der Kniescheibe." Einen Tipp hatte er für den Spanier auch parat: "Nadal sollte seiner Gesundheit zuliebe nur noch auf Sand spielen."
Hoffen auf baldige Rückkehr Nadals
Ein Rat, der allerdings so nicht umsetzbar wäre. Auf Sand und dem ebenfalls gelenkschonenderen Rasen wird schließlich nur von April bis Juni gespielt, der Rest der Saison wird auf stumpfen Hartplätzen oder Teppichen gespielt. Als Teilzeitspieler hätte Nadal auch keine großen Chancen, seinen Platz innerhalb der Top Vier verteidigen zu können und dann würde er schon relativ früh in Turnieren auf die großen Konkurrenten Federer, Novak Djokovic oder Andy Murray treffen.
Umso wichtiger für Nadal, dass er seine gesundheitlichen Probleme in den Griff bekommen kann. Vor allem, dass er sich die nötige Ruhe und Auszeit gönnt und erst zurückkehrt, wenn auch tatsächlich wieder fit ist auch wenn es, wie Spekulationen in der Branche nahelegen, sogar bis zum Januar dauern würde. Das brachte auch Djokovic laut derbund.ch zum Ausdruck: "Das Tennis verliert, wenn Rafa nicht da ist, denn er ist jemand, der in diesem Sport Geschichte geschrieben hat."