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IAAF sperrt Prothesensportlern offenbar praktisch aus

Zu den Kommentaren   |   Quelle: sid
31. August 2015, 17:28 Uhr
IAAF
Die IAAF schließt Prothesensportler praktisch aus

Die IAAF hat offenbar eine Regeländerung beschlossen, die eine Teilnahme von behinderten Athleten mit Prothese an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften fast unmöglich macht. Demnach habe der IAAF-Kongress entschieden, dass Prothesen per se als verbotene Hilfsmittel gelten, "außer der Athlet kann alle Wahrscheinlichkeiten abwägend begründen, dass ihm das Hilfsmittel keinen Vorteil gegenüber anderen Athleten verschafft."

Das berichtet die Tageszeitung neues deutschland (Dienstagausgabe) unter Berufung auf IAAF-Sprecher Chris Turner. Die Beweislast wird damit umgekehrt, zudem wäre auch ein Antrag des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) gescheitert, Athleten wie Prothesen-Weitspringer Markus Rehm auch bei Wettbewerben von nichtbehinderten Athleten starten zu lassen und sie getrennt zu werten, so lange die genauen Auswirkungen der Prothese auf die Leistung nicht zweifelsfrei geklärt ist. So wurde es zuletzt bei den deutschen Meisterschaften gehandhabt.

"Selbst diesen Nachweis zu erbringen, ist sehr schwer", sagte Rehm im Gespräch mit neues deutschland: "Und selbst wenn ich einen Partner finde, der mir dabei hilft, ist nicht klar, ob die IAAF die Resultate auch akzeptiert. Ich muss mir erst mal Gedanken machen, wie es weitergehen soll." Für Gerhard Janetzky, DLV-Präsidiumsbeauftragter für Inklusion und langjähriger Chef des Internationalen Stadionfestes (ISTAF) in Berlin, kommt die Regeländerung einem Ausschluss von behinderten Athleten gleich: "Den belastbaren Beweis zu erbringen, ist für sie nicht zu leisten. Der Beschluss bringt uns zwar Klarheit, die Inklusion aber kein Stück voran."

"Nicht sehr fortschrittlich"

Sei der Nachweis von Athletenseite nicht erbracht, "kann er oder sie nicht an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen teilnehmen", teilte die IAAF in einem Schreiben mit. Die neue Regel soll am 1. November 2015 in Kraft treten.

Zumindest Kontinental- und Nationalverbänden sowie Meeting-Organisatoren soll es weiter freistehen, Athleten wie Rehm noch in getrennter Wertung starten zu lassen. Der DLV und der Deutsche Behindertensportverband (DBS) planen seit Längerem eine Untersuchung der Frage. Doch eine aussagekräftige Studie muss umfangreich sein und ist daher sehr teuer.

"Die Umkehr der Beweislast ist wirklich schade und nicht sehr fortschrittlich", sagt Rehm: "Ich habe mir das Tragen einer Prothese nicht ausgesucht, vielmehr ersetze ich damit ein Bein. Dass mir das vorgeworfen wird, ist nicht richtig. Hier wird eine Chance vertan, unseren Sport voranzubringen, denn leider wird in uns nur eine Gefahr gesehen."