Martin Schwalb und der HSV erhalten keine Lizenz für die kommende Saison
Dem HSV Hamburg droht der Zwangsabstieg in Liga 3: Nach der Lizenzverweigerung kämpft der amtierende Champions-League-Sieger verzweifelt ums Überleben.
Schock, Entsetzen, Verzweiflung: Am Donnerstag um 12.07 Uhr hatten die Handballer vom HSV Hamburg traurige Gewissheit. Die Liga verweigerte dem amtierenden Champions-League-Sieger, dem Meister von 2011, einem der größten Klubs des Landes, die Lizenz für die kommende Saison. Damit droht der Star-Truppe um Kapitän Pascal Hens und Trainer Martin Schwalb mehr denn je das Aus - auch wenn die finanziell schwer angeschlagenen Hanseaten weiter trotzig um ihr Überleben kämpfen.
"Geben nicht auf"
"Wir sind nach wie vor in Gesprächen und geben nicht auf", sagte HSV-Geschäftsführer Holger Liekefett und kündigte via Vereinsmitteilung eine schriftliche Beschwerde an: "Wir haben zuletzt alles in Bewegung gesetzt, doch für eine endgültige Verbesserung der Unterlagen lief uns nun die Zeit davon." Der schriftliche Einspruch muss innerhalb einer Woche beim Präsidium der Handball-Bundesliga (HBL) eingehen.Es wird verdammt eng für die Hamburger - das machte der Ligaverband noch am Donnerstag, nur 347 Tage nach dem größten Triumph der Vereinsgeschichte, deutlich. "Der HSV ist ein Klub mit unheimlicher Strahlkraft und ein wichtiges Mitglied der Bundesliga. Aber am Ende des Tages sind die Regeln für alle gleich", sagte HBL-Geschäftsführer Holger Kaiser dem "SID".
"Gespräche helfen nicht"
Die Liga stehe zwar in ständigem Kontakt zur Hamburger Klubspitze. "Doch Gespräche helfen nicht, nur belastbare Unterlagen. Der Verein muss nachweisen, dass er den letzten Spieltag der kommenden Saison sportlich und wirtschaftlich erreichen kann", sagte der für die Lizenzen zuständige Chef-Funktionär. Zurzeit fehle der Liquiditätsnachweis sowohl für das Ende der aktuellen Spielzeit als auch für die kommende Serie.Dem HSV fehlen allein im aktuellen Etat rund 2,7 Millionen Euro, die bis zum 30. Juni aufgetrieben werden müssen. Nach dem Rücktritt von Präsident und Mäzen Andreas Rudolph hofft nun ganz Hamburg, dass der Medizintechnik-Unternehmer einen Rückzieher macht und dem Verein mit seinen Millionen noch mal aus der Patsche hilft. Rudolph hatte in den letzten zehn Jahren bereits rund 25 Millionen Euro seines Privatvermögens in den Klub gepumpt.
Sollte nach dem HSV-Einspruch auch das HBL-Präsidium die Lizenz verweigern, bliebe dem einst so stolzen Klub noch der Gang vor ein übergreifendes Schiedsgericht. Eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des Vereins würde dann spätestens bis zum 15. Juni fallen. Sollte auch der abschließende Befund negativ ausfallen, bedeutet der Lizenzentzug den Sturz in die 3. Liga. Wenn der HSV bis zum 30. Juni Insolvenz anmeldet, könnte er auch in der 2. Liga starten. Aber auch eine Auflösung des Klubs ist längst nicht mehr undenkbar.
Konzentration auf das Sporliche
Die Spieler um Nationalkeeper Johannes Bitter und Coach Schwalb reagierten bestürzt auf die verheerende Post aus Dortmund. "Wir versuchen, uns jetzt voll auf das Sportliche zu konzentrieren, und werden die Saison mit aller Kraft, die noch da ist, zu Ende spielen. Alles andere liegt nicht in unserer Hand", sagte HSV-Trainer Martin Schwalb dem SID. Von Hoffnung allein könne man jedoch nicht leben. Der Coach und seine Spieler warten noch immer auf ihre April-Gehälter.Ein Aus der Hamburger hätte für den gesamten deutschen Handball gravierende Folgen. So gilt der Klub nicht nur in der Hansestadt als Zugpferd der Sportart. "Hamburg hat sportlich immer wieder gezeigt, dass man ein Aushängeschild ist, ein wichtiger Standort, ein wichtiger sportlicher Faktor in der Liga", sagte Bernhard Bauer, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), dem SID: "Deshalb hoffe ich ja auch, dass die Wege geebnet werden können, damit Hamburg uns weiterhin als Spielort erhalten bleibt."
Auch die Liga reagierte geschockt. "Wenn es dabei bleibt, tut es mir für Mannschaft und Fans des HSV leid", sagte Manager Thorsten Storm von den Rhein-Neckar Löwen dem "SID": "Der HSV ist ein wichtiger Klub in Deutschland. Wir hoffen, dass sie noch die Kurve hinbekommen." Doch das scheint nach den Ereignissen vom Donnerstag immer unwahrscheinlicher.
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